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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unmöglich fortzubringen ist und seine Mutter ihn im Taubenschlag versteckt.
    An diese romantische Heldenballade mußte ich denken. Ich lachte dabei fröhlich vor mich hin; das verursachte eine zitternde Bewegung meines Körpers, welche sich auch dem Boden mitteilte – er krachte.
    Eigentlich hätte mich dies mißtrauisch machen sollen, aber die Hölzer hatten vorher meine viel kräftigere Bewegung ausgehalten, und so war also gar kein Grund zur Besorgnis vorhanden. Selbst wenn die Festigkeit des Taubenschlags nicht auf Jahrtausende berechnet sein sollte – ich lag ja still; es konnte nichts geschehen.
    So hielt ich es fast bewegungslos wohl eine Stunde aus, und meine Lage wurde immer unbehaglicher. Da ich die Nase zugebunden hatte, so holte ich durch den Mund Atem. Der scharfe, ätzende Staub drang mir in die Kehle und reizte zum Husten. Ich konnte mir doch nicht auch noch den Mund verbinden!
    Da – endlich – erschallten unter mir Schritte und Stimmen. Man öffnete die Tür, es wurde Licht, und es traten ein – zwei, vier, fünf, sechs Männer, welche sich auf die auf dem Boden ausgebreiteten Strohdecken niederließen.
    Jetzt, da das Licht von unten herauf durch meine Knüppel-Unterlage leuchtete, erschien mir dieselbe gar nicht mehr so recht zuverlässig. Es gab da ganz bedeutende und beängstigende Lücken. ‚Sehr fest‘, hatte die Alte gesagt. Ich fand dies aber ganz und gar nicht.
    Der Regen war durch das arg beschädigte Dach gedrungen, hatte den Guano durchnäßt und ihn zu einer ziemlich zusammenhängenden Kruste gemacht. Das mochte der Grund sein, daß er überhaupt noch vorhanden und nicht längst hinunter in die Kammer gefallen war.
    Nun aber hatte ich mich auf der Kruste bewegt; die Wirkung konnte verhängnisvoll für mich werden. Ich erblickte zu meinem Schrecken den weißgrauen, stellenweise fingerhohen Überzug, welchen die Gegenstände da unten erhalten hatten, und dazu siebte ununterbrochen ein feiner Staubregen nach.
    Das wurde dann erst deutlich bemerkt, als sich die Männer niedergesetzt hatten.
    Derjenige, welcher das Licht in der Hand gehabt hatte, ein langer, spindeldürrer Mensch, jedenfalls der Wirt, blickte zornig nach oben und sagte:
    „Dschehenneme gitme kedije; onu öldürim – Verdammnis über die Katze! Ich schlage sie tot.“
    Man kann sich denken, daß ich mich nicht rührte; ich wagte kaum, zu atmen.
    Neben dem Wirt saß mein liebenswürdiger Gastfreund, der Fuhrmann; dann folgten Saban, der Bettler, und der Bruder Deselims aus Ismilan. Der Bettler hatte den einen Arm verbunden und eine tüchtige Beule an der Stirn. Es schien, daß er dem wackeren Schmied nur nach einem Kampf entkommen war. Die beiden anderen Männer hatte ich noch nicht gesehen. Sie trugen die Koptscha, waren also auch Eingeweihte und hatten Physiognomien, welche man am besten mit dem Wort ‚Ohrfeigengesichter‘ bezeichnet. Der eine hatte außer den gewöhnlichen Waffen noch etwas an dem zerfetzten Gürtel hängen, welches ich für eine Schleuder zu halten geneigt war. Ich wußte damals nicht, daß diese Waffe noch heute in jenen Gegenden im Gebrauch ist.
    Diese beiden Männer verhielten sich schweigend; nur die anderen sprachen.
    Der Bettler erzählte das Ereignis in der Waldhütte und berichtete dann von unserem nächtlichen Zusammentreffen und wie er in meine und des Schmieds Hände geraten war. Als an das Pferd gefesselter Gefangener hatte er widerstandslos folgen müssen, bis sie am frühen Morgen ein Dorf erreicht hatten und da bei einem Bekannten des Schmieds eingekehrt waren. Dort aber hatte sich ein Freund des Bettlers auf Besuch befunden und ihn von seinen Fesseln frei gemacht, so daß es ihm geglückt war, auf dem Pferd davonzureiten. Der Schmied hatte ihn dann verfolgt und auch erreicht. Es war zu einem Handgemenge gekommen, bei welchem der Bettler zwar einige derbe Jagdhiebe erhalten hatte, aber doch noch entwischt war. Natürlich hatte er nun in höchster Eile seinen unterbrochenen Ritt nach Ismilan fortgesetzt und dort im Einkehrhaus vernommen, ich sei dagewesen, aber bereits wieder aufgebrochen.
    Als der Bruder Deselims erfahren hatte, ich trüge die Schuld, daß sein Bruder den Hals gebrochen hatte, war er mit dem Bettler sofort zu Pferd gestiegen, um mir zu folgen. Er wußte ja, daß ich in Menlik bei dem Fruchthändler einkehren würde und da ganz sicher zu finden wäre.
    Unterwegs waren sie dem abgelohnten Führer Albanis begegnet, welcher ihnen alles Weitere erzählt hatte. Sie

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