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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erfuhren, daß wir einen Umweg eingeschlagen hatten, und beeilten sich, vor uns in Menlik anzukommen, was ihnen auch gelungen war, da sie das Pferd des Bettlers gegen ein besseres vertauscht hatten.
    Sie hatten Barud el Amasat, Manach el Barscha und den mit diesen beiden davongelaufenen Gefangenenwärter in Menlik bei dem Fruchthändler angetroffen und dieselben von allem unterrichtet. Die drei waren – also gewarnt – sofort aufgebrochen, um von uns nicht erwischt zu werden, hatten sich aber vorher das feste Versprechen geben lassen, daß man uns an einer weiteren Verfolgung hindern werde.
    Man hatte an den beiden östlichen Ausgängen der Stadt auf uns gewartet, um uns bei dem Fuhrmann einzuquartieren. Das Weitere sollte nun besprochen werden.
    „Es versteht sich ganz von selbst“, sagte der Fruchthändler, „daß diese Hunde unsere Freunde nicht erreichen dürfen.“
    „Nicht erreichen?“ meinte der Ismilaner. „Nur das willst du verhindern? Weiter soll nichts geschehen? Hat dieser Fremde nicht meinen Bruder getötet? Hat er mich nicht betrogen und mir unsere Geheimnisse entlockt? Hat er sich nicht in den Besitz der Koptscha gesetzt, so daß ich ihn nicht nur für einen der Unserigen, sondern sogar für einen der Anführer gehalten habe? Er wird unserem Bund den größten Schaden bereiten, wenn wir ihn fortreiten lassen. Er muß bleiben!“
    „Wie willst du ihn dazu bewegen?“
    „Wie? Das fragst du noch?“
    „Ja, ich frage es.“
    „Nun – durch schöne Worte und freundliche Vorspiegelungen bringen wir ihn nicht soweit. Wir müssen Zwang anwenden. Das können wir auf zweierlei Weise tun. Entweder klagen wir ihn an, so daß er hier gefangengenommen wird, oder wir selbst halten ihn fest.“
    „Wessen willst du ihn anklagen?“
    „Gibt es nicht Gründe genug?“
    „Es wird kein Grund etwas nützen. Du hast mir ja gesagt, daß er drei Papiere besitzt: das Teskereh, Bu-Djeruldu und auch den Ferman. Er steht nicht nur unter dem Schutz der Behörde, sondern er ist sogar ein Empfohlener des Großherrn. Wenn man ihn festnehmen will, so wird er seine Pässe vorzeigen, und man wird ihm eine Verbeugung machen und ihn nach seinen Befehlen fragen. Ich kenne das. Und selbst wenn er arretiert würde, so könnte er darüber lachen. Er ist ein Franke und wird sich auf seinen Konsul berufen. Und fürchtet sich ja der Vizekonsul vor uns, so gibt es einen Generalkonsul, dem es gar nicht einfallen wird, auf uns zu hören.“
    „Du hast recht. Wir werden also handeln.“
    „Aber wie?“
    Da machte der Bettler eine energische Handbewegung und sagte:
    „Was verliert ihr so viele Worte? Er ist ein Verräter und ein Mörder. Gebt ihm eine Messerklinge in den Leib; da wird er schweigen und kann nichts ausplaudern.“
    „Du hast recht“, stimmte der Ismilaner bei. „Mein Bruder ist tot. Blut um Blut. Ihr habt sein Pferd gelähmt, damit wir ihn schnell einholen. Warum soll er überhaupt von hier fort? Mein Messer ist scharf. Während er schläft, schleiche ich mich zu ihm und stoße ihm die Klinge ins Herz. Dann ist unsere Rechnung ausgeglichen.“
    Da entgegnete der Fuhrmann hastig:
    „Das geht nicht! Ich bin euer Freund und Helfer; ich bin bereit gewesen, ihn bei mir aufzunehmen, damit wir ihn genau beobachten können; ich will auch weiter das Meinige tun. Aber bei mir darf er nicht sterben. Ich will nicht vor dem Richter erscheinen, weil ein Schützling des Großherrn bei mir ermordet wurde.“
    „Feigling!“ brummte der Ismilaner.
    „Schweig! Du weißt, daß ich nicht feig bin. Ich habe des Schadens bereits genug, da mein Knecht schwer verletzt ist. Ich glaube sogar, dieser Fremdling ahnt, was wir getan haben.“
    „Wie kann er es ahnen?“
    „Er sprach von Stecknadeln. Vielleicht hat er gar die Nadel im Fuß des Pferdes entdeckt. Diese ungläubigen Frankenhunde haben die Augen des Teufels. Sie sehen alles, was sie nicht sehen sollen.“
    Da legte der eine der beiden Männer, welche mir unbekannt waren, den Tschibuk weg und sagte:
    „Mach es kurz! Worte sind für Kinder und Weiber; wir aber sind Männer und wollen Taten verrichten. Manach el Barscha will in der Ruine von Ostromdscha auf uns warten, damit wir ihm sagen, wie wir diese Hunde unschädlich gemacht haben. Ich muß ihm mit meinem Bruder hier die Botschaft bringen und habe nicht Lust, eine Ewigkeit zu warten.“
    Diese Worte waren mir natürlich von größter Wichtigkeit, da sie mir sagten, wo ich die Flüchtlinge suchen mußte. Nun harrte ich in

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