Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
werden das Isbat drin anfertigen. Ich gehe mit.“
    „Um Allahs willen, bleibe!“ sagte Halef, indem er mich bei der Hand ergriff.
    „Pah! Diese Leute werden mir nichts mehr tun. Ich gehe mit hinein. Hört ihr, daß mir irgend etwas geschieht, so legt ihr Feuer an das Dach und bewacht den Eingang mit euren Gewehren. Es entkommt dann keiner.“
    „Ja, komm herein, Effendi; du bist sicher!“ rief der Bettler im Innern.
    „Sihdi, ich gehe mit!“ sagte Halef.
    „Gut, überzeuge dich, daß wir nicht mehr besorgt zu sein brauchen. Steh auf, Boschak!“
    Der Dicke erhob sich stöhnend und ging wankend in die Hütte. Wir folgten ihm. Halef hatte den Revolver gezogen; er steckte ihn aber sogleich wieder zu sich, als er bemerkte, daß die Männer in der einen Ecke saßen und ihre Gewehre in die andere gelehnt und gelegt hatten. Ich gab Omar, Osco und dem Sahaf einen Wink, und sie kamen nun auch herein.
    Der Dicke wollte sich noch immer nicht fügen; er fürchtete sich vor Mosklan; aber die andern, besonders der Bettler, drangen in ihn, und so erklärte er sich endlich einverstanden.
    Da ging der Sahaf hoch erfreut zu seinem Pferd und brachte die vorhin erwähnten Requisiten herbei.
    „Willst du schreiben, Herr?“ fragte er mich.
    „Nein. Du bist der Bräutigam; sorge du dafür, daß dir die Braut nicht entgehen kann!“
    So begann er denn sein stilistisches Meisterstück. Es dauerte sehr lange, bis er fertig war; dann reichte er es mir hin. Ich las die Zeilen und fand, daß er die Sache so verklausuliert hatte, daß nicht ein Hintertürchen zum Entwischen übrigblieb.
    Aber als nun die Unterschrift des Bäckers folgen sollte, begann das Lamento desselben von neuem.
    „Sihdi, wollen wir ihn nicht lieber gleich jetzt aufhängen?“ fragte mich Halef. „Gehängt wird er doch! Denn wenn er nicht augenblicklich schreibt, so reite ich fort und hole den Kiaja. Ihr haltet diesen Kerl bis dahin fest!“
    „Ich schreibe – ich schreibe!“ versicherte er.
    Und nun setzte er seinen Namen auf die Urkunde. Der Sahaf wandte sich an die andern und erhielt schnell nicht nur ihre Handzeichen, sondern auch ihr mündliches Versprechen. Nun, da alles in Ordnung war, sagte der Sahaf:
    „Jetzt reiten wir nach Dschnibaschlü. Ihr sollt Zeugen sein, daß er die Hand Ikbalas in die meinige legt!“
    „Laßt mich erst ausruhen!“ stöhnte der Färber. „Ich bin ganz matt vor –“
    „Horch!“ unterbrach ihn Halef, nach dem Eingang deutend.
    Auch ich hatte den Galopp eines Pferdes gehört. Freilich war der Reiter bereits da, denn bei der Weichheit des Waldbodens war der Hufschlag nur in der Nähe zu vernehmen.
    Wir hatten noch nicht Zeit gehabt, uns vom Boden, wo wir saßen, zu erheben, so trat er ein. Man denke sich mein Staunen, als ich – Mosklan erkannte, Mosklan, der sich für den Agenten Pimosa ausgegeben hatte.
    Wie war er dem Schmied entkommen? Hatte er – – – doch nein, zu solchen Gedanken blieb mir ja gar keine Zeit, denn er gewahrte mich augenblicklich.
    „Lanetli chowarda, burada – verfluchter Schurke, hier!“
    Diese Worte brüllte er mir entgegen; ich sah eine Pistole in seiner Hand. Der Schuß blitzte auf; ich warf mich auf die Seite und – ich weiß nicht, wie das so blitzschnell geschehen konnte, im nächsten Augenblick schlug ich ihm den Kolben des Stutzens an den Kopf, daß er die Pistole sinken ließ und unter einem gurgelnden Schrei mit beiden Händen nach dem Gesicht fuhr; denn nicht den Schädel hatte ich getroffen, sondern das Gesicht, weil er eine Wendung gemacht hatte.
    Fast in demselben Moment hatte ihn auch Halef bereits zu Boden gerissen und kniete auf ihm. So gedankenschnell war dies gegangen, daß keiner der anderen noch Zeit gefunden hatte, sich vom Boden zu erheben.
    Jetzt freilich sprangen alle auf. Halef hielt den Menschen fest, und Osco band ihm die Arme zusammen. Mosklan leistete fast keine Gegenwehr; er hielt die Hände an das Gesicht und preßte ein gurgelndes Geheul heraus – der Kolbenhieb hatte ihm das ganze vordere Gebiß, vielleicht auch die Kinnlade zerschmettert.
    Aber noch einer stieß Schmerzenslaute aus – oder richtiger – er schrie, als ob er am Pfahl stäke: der dicke Färber.
    Als Mosklan schoß und ich mich schnell mit dem Oberkörper zur Seite geworfen hatte, war der Dicke von seinem Schreck zu einer unwillkürlichen Armbewegung getrieben worden; dabei war seine Hand in die Schußlinie geraten, und die Kugel hatte den kleinen Finger

Weitere Kostenlose Bücher