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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erkannt.
    „Ja, ich bin es“, antwortete er. „Kommt heraus! Da es hier keine Bären gibt, so will ich einmal stinkende Igel jagen.“
    Es trat eine Pause ein. Drinnen beriet man sich. Dann ertönte die Frage:
    „Bist du allein?“
    „Nein.“
    „Wer ist bei dir?“
    „Der Effendi, den ihr gefangen hattet, und außerdem noch drei andere.“
    Jetzt sahen wir nämlich Osco und Omar herankommen, und auch der Sahaf war beschäftigt, die drei Pferde anzubinden. Halef hatte also keine Unwahrheit gesagt. Nach einer Weile erkundigte man sich.
    „Wo ist der Ismilaner?“
    „Tot.“
    „Du lügst!“
    „Sage das noch einmal, so werfe ich euch Feuer auf das Dach, und ihr alle müßt verbrennen. Mit Leuten eures Gelichters pflege ich nicht zu spaßen!“
    „Wie soll er denn gestorben sein?“
    „Er hat den Hals gebrochen.“
    „Wo denn?“
    „Er wollte auf dem gestohlenen Rappen über den Bach bei Kabatsch setzen, fiel aber herab und schlug sich das Genick entzwei.“
    „Wo ist das Pferd?“
    „Wir haben es wieder.“
    „Wenn dies wahr ist, so mag dein Effendi doch einmal seine Stimme hören lassen.“
    „Das kann geschehen“, antwortete ich jetzt.
    „Bei Allah, er ist es!“
    Der, welcher diese Worte in erschrockenem Ton ausrief, war der dicke Bäcker. Ich erkannte seine fette Stimme.
    „Ja, ich bin es“, fuhr ich fort. „Ich frage euch, ob ihr euch uns ergeben wollt?“
    „Geh zum Teufel!“
    „Das werde ich nicht tun, aber etwas anderes, was euch nicht lieb sein wird.“
    „Was?“
    „Ihr habt mich ermorden wollen, und nun befindet ihr euch in meiner Hand. Ich bin kein Moslem; ich bin ein Christ und will mich nicht an euch rächen. Sendet mir den Bojadschy Boschak heraus. Er soll Unterhändler sein. Ich werde ihm sagen, unter welchen Bedingungen ich auf Rache verzichte. Gehorcht ihr diesem Befehl nicht, so sende ich einen meiner Leute zum Stareschin von Dschnibaschlü. Dieser wird euch gefangennehmen, und ihr könnt euch denken, was dann folgt.“
    Drin wurde geflüstert.
    „Geh hinaus!“ hörte ich dann sagen.
    „O Allah! Er wird mich ermorden!“ wehrte sich der Dicke.
    „Denkt auch an die Teppiche, welche ihr versteckt habt!“ warnte ich sie. „Auch diese sind verloren, wenn ihr nicht tut, was ich verlange.“
    „Was wirst du mit dem Bojadschy tun?“ fragte einer.
    „Ich will ihm nur sagen, unter welchen Bedingungen ich euch frei gebe.“
    „Du wirst ihm nichts tun?“
    „Nein.“
    „Er darf also wieder herein, wenn du mit der Unterredung mit ihm fertig bist?“
    „Ja.“
    „Willst du uns dies bei Allah und dem Propheten versichern?“
    „Ich habe euch gesagt, daß ich ein Christ bin. Ich schwöre zu keinem Propheten.“
    „Wie heißt dein Allah?“
    „Taary – Gott!“
    „So schwöre bei deinem Taary!“
    „Auch das tue ich nicht. Unser Heiland Herr Jesus hat das Schwören verboten. Wir Christen sagen Ja oder Nein und halten unser Wort.“
    „Du wirst uns nicht betrügen?“
    „Nein.“
    „So gib uns dein Wort!“
    „Ich gebe es. Ich verspreche euch folgendes: Wenn ihr mir den Bojadschy herausschickt und euch ruhig verhaltet, bis ich mit ihm gesprochen habe, so wird ihm kein Haar gekrümmt werden, und er darf unbelästigt und unbeschädigt wieder zu euch gehen.“
    „Aber wenn du mit ihm nicht einig wirst?“
    „So wird er euch mitteilen, was ich zu tun beabsichtige. Übrigens werdet ihr, wenn ihr euch still verhaltet, jedes Wort unseres Gespräches verstehen können. Ihr werdet daraus ersehen, daß ich sehr nachsichtig bin; ja, ihr werdet sogar mit Freuden tun, was ich verlange.“
    „Dein Wort hast du uns gegeben; aber werden deine Begleiter ihm auch nichts tun?“
    „Nein; ich verspreche es euch.“
    „So mag er hinauskommen.“
    Der Dicke schien nicht zu wollen; es gab einen längeren, halblauten Wortwechsel. Unterdessen stellte ich Osco und Omar an die beiden Ecken, welche von mir und Halef besetzt gewesen waren. Sie erhielten die Weisung, beim geringsten Zeichen der Feindseligkeit ihre Waffen in Anwendung zu bringen.
    „Allah vergebe euch!“ hörte ich den Färber jetzt sagen. „Ich muß mich für euch opfern. Wenn er mich tötet, so sorgt für mein Weib und mein Kind!“
    Das klang so tragikomisch, daß ich mir Mühe geben mußte, nicht laut aufzulachen.
    Jetzt trat er aus der Hütte. Ich habe manch einen Menschen gesehen, der ein Bild der Scham, Verlegenheit und Angst war, aber so eine Physiognomie, wie der Dicke sie zeigte, war mir doch noch nie vor die

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