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15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)

15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)

Titel: 15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Ich wandte den Blick davon ab und drehte mich zu den Pyms.
    Ruth und Louise saßen aufrecht in ihren Betten, gegen die Kissen gelehnt. Sie trugen keine Sauerstoffmasken, und ich sah auch keine Schläuche, daher nahm ich an, dass sie sich noch nicht im letzten Stadium ihrer Krankheit befanden. Ihre langen weißen Haare, die sie ansonsten immer zu einem Knoten geflochten trugen, lagen offen auf den Kissen wie Brautschleier. Sie trugen taubengraue Bettjacken aus wattierter Seide, am Kragen und an den Ärmeln mit Spitze verziert. Ihre von blauen Adern durchzogenen Hände lagen regungslos auf den Federbetten, aber ihre wachsamen Vogelaugen folgten mir aufmerksam, während ich auf sie zukam.
    Wie immer war ich nicht in der Lage, die beiden Schwestern zu unterscheiden, bis eine von ihnen das Wort erhob. Es war stets Ruth, die unsere Gespräche begann.
    » Lori«, sagte sie mit leiser, schwacher Stimme. » Wie gütig von dir….«
    » …uns noch zu solch später Stunde zu besuchen.« Louises Stimme klang ebenso zerbrechlich wie die ihrer Schwester. » Wir werden…«
    » …dich auch nicht lange aufhalten«, fuhr Ruth fort. » Bitte…«
    » …mach es dir doch gemütlich«, beendete Louise.
    Bei dem Gedanken, wie sehr ich diese Art des Ping-Pong-Sprechens vermissen würde, schnürte es mir die Kehle zusammen, aber ich verdrängte diese Gefühle, zog mir einen der Stühle heran, die an den Frisierkommoden standen, und setzte mich zwischen die Betten.
    » Man munkelt, ihr wärt nicht ganz auf dem Damm«, sagte ich.
    » Das kommt sicher nicht unerwartet«, sagte Ruth. » Wir sind schließlich…«
    » …keine Küken mehr«, sagte Louise. » Im Gegenteil, bald werden wir…«
    » …gerupft werden«, fuhr Ruth mit einem keuchenden Glucksen fort.
    » So grob würde ich es nicht ausdrücken«, sagte ich mit einem Schaudern.
    » Aber so ist es«, entgegnete Louise. » Es gibt keinen Grund…«
    » …über unseren Abschied traurig zu sein, Lori«, sagte Ruth. » Ein jedes…«
    » …hat seine Zeit«, vollendete Louise. » Unsere Zeit war lang und voller Glück…«
    » …und sie dauerte länger als die der meisten Menschen«, ergänzte Ruth. » Meine Schwester und ich sind bereit, sie zu lösen…«
    Die Küken?, schoss es mir durch den Kopf. Das mit dem Rupfen hatte mich ganz schön aus der Bahn geworfen.
    » …unsere irdische Verstrickung«, vollendete Louise das Zitat aus dem Hamlet-Monolog. » Aber bevor wir das tun, müssen wir…«
    » … unsere Angelegenheiten regeln«, sagte Ruth. » Wir müssen…«
    » …ein paar lose Enden zusammenknüpfen«, sagte Louise. » Leider haben wir damit…«
    » …ein bisschen zu lange gewartet«, sagte Ruth, » und können selbst nicht mehr tun…«
    » …was getan werden muss«, sagte Louise.
    » Wir brauchen deine Hilfe«, sagten sie im Chor.
    » Ich stehe euch zu Diensten«, entgegnete ich sofort. » Sagt mir, was ich tun soll, und ich mache es.«
    Die Stimmen der Pyms waren schwächer geworden, und ihre Lider fingen an zu flattern. Ich fürchtete, sie könnten einschlafen– vielleicht für immer–, bevor sie mir ihr Anliegen vortragen konnten, aber sie rappelten sich noch einmal auf.
    » Aubrey«, sagte Ruth. » Bitte…«
    » …finde Aubrey«, sagte Louise. » Mutter und Vater werden wissen wollen…«
    » …was aus ihm geworden ist«, sagte Ruth.
    Gleichzeitig hoben sie die Hände und deuteten zum Kamin.
    » Sprich mit Fortescue«, flüsterte Ruth. » Er wird dir…«
    » …alles erklären«, schloss Louise.
    Ihre Hände senkten sich auf das Überbett, und auf beiden Stirnen zeigte sich eine tiefe Sorgenfalte.
    » Keine Sorge«, sagte ich zu ihnen. » Ich kümmere mich darum.«
    Die Falten glätteten sich, sie schlossen die hellen Augen, und zu meiner Erleichterung sah ich, wie sich ihre schmalen Brüste im gleichmäßigen Rhythmus des Schlafs hoben und senkten.
    » Ruht euch aus«, sagte ich und betrachtete ihre freundlichen, runzeligen Gesichter. » Ich rede mit Fortescue. Und ich werde Aubrey für euch finden.«
    Das war für den Augenblick ein reichlich kühnes Versprechen, hatte ich doch nicht die geringste Ahnung, um wen es sich bei diesem Fortescue handelte, und von einem Aubrey hatte ich auch noch nie gehört. Aber Unwissenheit hat mich noch nie davon abgehalten, in Aktion zu treten. Ich stellte den Stuhl wieder vor die Frisierkommode und suchte den Kamin nach etwaigen Hinweisen ab.
    Sofort fand ich einen. Auf dem Sims lehnte eine Visitenkarte an einer

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