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15 - Todestanz

15 - Todestanz

Titel: 15 - Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura A. Gilman , Josepha Sherman
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ihm soeben eine überwältigende Woge maliziöser Zufriedenheit, deren Quelle sich ganz eindeutig, was immer es auch gewesen sein mochte, bis vor wenigen Sekunden noch in jenen wild wachsenden Büschen befunden hatte.
    »Aha«, murmelte Ethan, nachdem er sich vergewissert hatte, dass das, was seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte, auch tatsächlich verschwunden war. »Das könnte interessant werden ...«

    *

    Angewandte Biologie war nicht gerade einer von Willow Rosenbergs Lieblingskursen. Aber immerhin war es interessant, zumindest manchmal, und seit sie, anstatt wie die anderen Schweineföten zu sezieren, mit einer Computersimulation arbeiten durfte, fand sie den Unterricht einigermaßen erträglich. Ebenso wie den Kursleiter, ein zu Fettleibigkeit neigender Gemütsmensch, etwa in Giles' Alter, und im Großen und Ganzen das, was man gemeinhin einen ganz annehmbaren Lehrer nannte.
    Trotzdem war es immer noch Unterricht, und trotzdem fühlte sie sich wie ein Versuchskaninchen.
    Hinter sich hörte Willow einen der Jungs flüstern. »Was meint ihr? Wenn wir alle unsere Stühle zur Wand ausrichten und die Tapete anstarren, schreibt sie sich das wohl auch auf?«
    Mit »sie« war eine der Lehramtsanwärterinnen gemeint - die LA's, wie Xander sie nannte -, eine dunkelhaarige junge Frau ... Sheila Sowieso ..., die direkt neben Willows Tisch Platz genommen hatte und sich unermüdlich Notizen machte. Der Fairness halber musste man jedoch einräumen, dass es ohnehin wenig Sinnvolleres zu tun gab.
    »Also gut, wollen mal sehen, wer von euch seine Hausaufgaben gemacht hat.« Der Lehrer betätigte die Fernbedienung des Diaprojektors und ein neues Bild erschien auf der Leinwand. Es zeigte die Großaufnahme eines Gebildes, dessen Farbe man mit viel Wohlwollen als Weiß bezeichnen konnte, mit vage erkennbarer spiralförmiger Struktur. Willow fröstelte. Irgendetwas daran kam ihr bekannt vor. Was, in drei Teufels Namen, war das ...?
    »Irgendwelche Wortmeldungen? Nein? Kommt schon, Leute, benutzt euren Verstand mal zu etwas anderem als dazu, die Löcher in den Deckenpaneelen zu zählen.«
    Schweigen. Dann eine unbekannte Stimme.
    »Das Horn eines Einhorns ?«
    Alle wandten sich um und starrten auf die Sprecherin - Sheila. Die Hospitantin bekam einen hochroten Kopf und heftete ihren Blick auf den Boden, als habe sie nur mehr den einen Wunsch, dass sich eben in diesem Moment zu ihren Füßen ein großes schwarzes Loch auftun und sie auf immer und ewig verschlingen möge. Doch der Biologielehrer schien tatsächlich amüsiert.
    »Fast getroffen. Aber eben leider nur fast«, richtete er das Wort an sie.
    »Was wir hier sehen, ist der Teil eines Narwalhorns, ein langer Auswuchs am Kopf des - nun, ihr werdet es bestimmt schon erraten haben - richtig, des Narwals. Es geschieht nicht selten, dass es als das Horn eines Einhorns ausgegeben wird, und abergläubische Menschen behaupten sogar, es besitze magische Kräfte. Doch Spaß beiseite. Wer von euch kann mir sagen, wozu ein Walfisch ein Horn benötigt?«
    Willow schaute erneut auf die Diaprojektion, dann auf die Studentin, der immer noch die Schamesröte im Gesicht stand. Sie war sich sicher, ein solches Horn schon einmal gesehen zu haben, und zwar als Zeichnung in einem von Giles' schlauen Büchern. Und ebenso sicher war sie, dass darunter »Horn eines Einhorns« gestanden hatte, darauf würde sie ihren nagelneuen Laptop verwetten.
    Aber wie war Sheila bloß darauf gekommen? Überrascht über ihre eigene Courage fragte Willow sie mit gedämpfter Stimme: »Entschuldigung, dieses, äh, Narwalhorn ?«
    »Natürlich ist es ein Narwalhorn!« Die Röte in ihrem Gesicht wurde um eine Nuance tiefer. »Ich wollte lediglich ... na ja, ich habe halt von diesen Geschichten gehört, diesem Unfug, den sich manche Leute so reinziehen. Das ist alles.«
    Indem sie ihre Unterlagen zu einem ordentlichen Stapel zusammenschob, wandte sie ihre Aufmerksamkeit demonstrativ wieder dem Lehrer zu.

    *

    Mathe an sich war schon schlimm genug, doch die Art und Weise, wie Ms. Sanderson einen ansah, als sei man ein besonders hässliches Insekt, ließ den Unterricht zu einer wahren Tortur werden.
    Aber das war wohl noch nicht schlimm genug. Jetzt spürte sie auch noch C.B.s Atem auf ihrer Wange. Der ach so hilfsbereite Lehramtsstudent C.B., der Typ, der die Dreistigkeit besessen hatte, sich in einem vollen Klassenraum ausgerechnet direkt neben sie zu setzen, und dies nicht etwa, weil er dem lautstarken Drängen

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