150 - Demaskierung der Ungeheuer
könnte durch irgend etwas anders ausgelöst worden sein. Aber wie erklärst du dir das Verhalten des Dämons, der sich hinter Ancella Liver versteckte?"
„Vielleicht wollte er ganz bewußt Alfred Belmont töten?"
„Das glaubst du doch nicht wirklich?" fragte Coco verächtlich.
„Bei Dämonen ist alles möglich", verteidigte sich Tim. „Vielleicht haben wir es mit einem Einzeldämon zu tun, der publicitysüchtig ist."
„Quatsch", sagte Coco bestimmt.
„Deine Gefährtin hat eine herzerfrischende Art, Dorian", meinte Tim grinsend. „Ich gehe grundsätzlich mit keiner vorgefaßten Meinung an einen Fall heran."
„Wir werden sehen, Tim, wer recht behält", sagte Coco unbeeindruckt. „Der Dämon ist geflohen und hat sich irgendwo versteckt. Irgendwann wird sich Belmonts Körper verwandeln."
„Soso, der Körper wird sich verändern. In was?"
Coco seufzte. „In die Reporterin, das ist doch klar. Und das Monster spaziert dann als Alfred Belmont herum, bis es sich ein neues Opfer sucht."
„Und worauf stützt du deine Behauptung?" erkundigte sich Tim, neugierig geworden.
„Auf die Beschreibung des Dämons, die Mandel geliefert hat. Solche Monster sind in der Schwarzen Familie nicht selten. Sie sind im Zustand der Metamorphose leicht zu töten. Niemals würde so ein Dämon sein Opfer freiwillig in aller Öffentlichkeit angreifen, Tim. Das wäre viel zu gefährlich für ihn. Ihr solltet die Fahndung auf Alfred Belmont ausdehnen. Aber vielleicht habt ihr Glück und findet das Monster, bevor es noch die Verwandlung abgeschlossen hat."
Wir trafen fast gleichzeitig mit Leutnant Ernest Mandel vor dem CNA-Building ein. Der Leutnant war tief gebräunt und sein blondes Haar sorgfältig frisiert. Kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, ihn für einen Polizisten zu halten.
Coco und ich kannten ihn nur flüchtig, doch wir wußten, daß der Leutnant schon einige Male mit Tim Morton sehr eng zusammengearbeitet hatte Er wußte auch über die Schwarze Familie und Luguri Bescheid, der vor einiger Zeit aus New York verschwunden sein sollte.
Der Sicherheitsdienst nahm seine Aufgabe sehr ernst. Coco und ich wurden auf Waffen untersucht, dann durften wir endlich die Halle betreten. Mit dem Aufzug fuhren wir in das fünfte Stockwerk. Wir kamen an einem leeren Sarg vorbei, neben dem zwei gelangweilte Männer sich über Baseball unterhielten.
„Wann dürfen wir endlich die Leiche abholen, Leutnant?" fragte einer der Männer.
„In ein paar Minuten bekommen Sie Bescheid", antwortete der Leutnant unwillig.
Seit Belmonts Tod waren nun schon über zwei Stunden verstrichen, und ich wunderte mich, daß sich die Leiche noch im Studio befand.
Coco und ich hielten uns unauffällig im Hintergrund. Ein bestialischer Verwesungsgestank durchzog das Studio.
Tim Morton blieb ruckartig stehen, dann schluckte er hörbar und starrte Coco durchdringend an, die ruhig seinen Blick erwiderte.
Die ehemalige Hexe der Schwarzen Familie hatte wieder einmal mit ihrer Vermutung ins Schwarze getroffen.
Einer der Detektive sprach mit Mandel und Morton, und wir hörten aufmerksam zu. Vor sechs Minuten hatte sich der Tote in die Reporterin verwandelt. Und im Augenblick waren einige Streifenwagen zum Hotel unterwegs.
Sofort gab Tim die Anweisung weiter, daß die Polizisten im Hotel auch nach Alfred Belmont suchen sollten. Die Detektive gaben eine detaillierte Beschreibung des Millionärs weiter.
„Was können wir unternehmen, Coco?" fragte ich leise.
„Wir könnten zum Hotel gehen", flüsterte sie, „doch ich fürchte, daß wir zu spät kommen werden. Aber ich will mir später das Zimmer genau ansehen. Jetzt werde ich mir mal die Leiche ansehen und die Aura speichern."
Leutnant Mandel sprach ein Machtwort. Die sensationslüsternen Mitarbeiter und Angestellten mußten das Studio verlassen. Die zwei schwarz uniformierten Männer trugen den Sarg herein und stellten ihn neben der Toten auf den Boden.
Die zwei Ärzte kamen laut diskutierend auf mich zu, für die beiden war ihre heile Welt zusammengestürzt. In ihrem rationalen Denken war kein Platz für übersinnliche Geschehnisse.
Unauffällig zog Coco eine fast faustgroße Kugel aus ihrer Handtasche. Ich merkte nichts davon, doch ich war sicher, daß sie sich in die andere Zeitebene begeben hatte.
Sekunden später stand sie wieder neben mir.
„Hast du irgend etwas bemerkt?" erkundigte ich mich.
„Nicht besonders viel. Die Ausstrahlung ist nur sehr schwach, aber vielleicht helfen mir die
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