150 - Demaskierung der Ungeheuer
um… "
Ungeduldig stand Peter auf. „Dann rufe ich diesen Captain selbst an. Ich fürchte, daß die Polizei in diesem Fall ein wenig überfordert ist."
„Na gut, ich spreche mit dem Captain. Setz dich bitte."
Unwillig gehorchte Peter. Sein Vater hatte gewußt, daß er über einige außergewöhnliche Fähigkeiten verfügte, die er aber nur sehr selten anwandte. Doch sein Onkel hatte davon keine Ahnung.
Er war noch nicht einmal sechs Jahre alt gewesen…
Peters Schenkel und sein Hinterteil schmerzten. Eben hatte er seine erste Reitstunde bekommen, und sie waren auf dem Weg zurück in das alte, riesige Haus am Gramercy Park.
„Mir tut alles weh, Pa", maulte Peter. „Außerdem war es sehr langweilig, immer nur im Kreis zu traben."
„Das gibt sich, mein Junge", sagte sein Vater schmunzelnd. „Nach der fünften Reitstunde kannst du es mit jedem Jockey aufnehmen."
„Ich will lieber Cowboy werden", stellte Peter ernst fest.
„Ist mir auch recht, mein Sohn. So, wir sind zu Hause."
Sie stiegen aus dem Auto und schritten die Treppenflucht zur Haustür hinauf. Sein Vater sperrte auf, und sie traten in die riesige Halle.
„Oje", brummte Peter ungehalten.
„Was ist denn?"
„Tante Claudia und Onkel Tom sind da", antwortete der kleine Junge.
„Woher willst du das wissen, Peter?"
„Keine Ahnung, Pa. Sie sind sehr böse. Sie streiten, hörst du es nicht?"
„Nein, ich höre nichts."
John, der grauhaarige Butler kam ihnen entgegen.
„Guten Abend, Sir", sagte John, und seine Stimme klang mißbilligend. „Sie haben überraschenden Besuch bekommen."
„Mein Schwager Tom und seine Frau?" fragte Alfred Belmont.
„Ja, Sir, aber woher wissen Sie das?"
„Ist schon gut, John", antwortete er ausweichend und blickte seinen Sohn neugierig an. „Wo kann ich die beiden finden?"
„Im gelben Salon, Sir. Ich habe Kaffee serviert."
„Danke, John."
Er wartete, bis der Butler gegangen war.
„Weißt du eigentlich öfters, wer sich im Haus befindet, wenn du es betrittst, Peter?"
„Immer!" sagte Peter stolz. „Aber ich kann nur Leute erkennen, die ich schon einmal getroffen habe."
„Ja, ich verstehe", meinte Belmont, obwohl er es nicht verstand.
Als sie dem gelben Salon näher kamen, hörte nun auch Alfred Belmont die erregten Stimmen. Vielleicht hat Peter ein besonders gutes Gehör, dachte sein Vater, und er hat die Stimmen erkannt. Peter hatte diesen Zwischenfall bald vergessen, doch sein Vater nicht, der ihn aufmerksam beobachtete und ihn gelegentlich testete. Bald war ihm klar geworden, daß Peter über eine ungewöhnliche Fähigkeit verfügte. Für ihn hatten alle Menschen eine spezielle Ausstrahlung, die er automatisch registrierte.
Monate später, da ging Peter bereits in die Schule, sprach sein Vater mit einem befreundeten Arzt darüber. Peter wurde genau untersucht, doch der Arzt konnte nichts Ungewöhnliches feststellen.
Der Oktober ging, und Halloween kam. Ein faszinierender Tag für einen kleinen Jungen wie Peter. Tagelang hatte er überlegt, welche Maske er für die Party in der Schule wählen sollte. Sein Vater teilte seine Begeisterung nicht, und es gefiel ihm nur wenig, daß Peter in Bergen von MonsterZeitschriften und Versandhauskatalogen blätterte, in denen die grauenhaftesten Kostüme angeboten wurden. Peter sah stundenlang die abscheulichsten Bilder an. Die Kobolde, Werwölfe, Dämonen, Hexen, Elfen, Frankensteinmonster und Knochenmasken beeindruckten ihn ungemein.
Da sich sein Vater weigerte, ihm etwas von den Ungeheuern zu erzählen, bestürmte er den geduldigen John mit unzähligen Fragen, der sie gerne beantwortete. Schließlich entschied sich Peter für ein Dracula-Kostüm.
Im Klassenzimmer roch es nach Äpfeln und heruntergetropftem Kerzenwachs. In den Fenstern standen ausgehöhlte Kürbisse mit dreieckigen Augen, und die Tafel war mit schaurigen Gestalten verunstaltet. Die Möbel waren mit Kreppapier in den Halloween-Farben orangeschwarz geschminkt. Zwischen den Tischen und Stühlen tobten all die Monster hin und her, die Peter von den Bildern kannte.
Dieser Tag war in zweifacher Hinsicht für Peter Belmont entscheidend. Seine Vorliebe für alles, was mit Horror und Magie zu tun hatte, war endgültig geweckt worden.
Und er erfuhr, daß es besser war, seine Fähigkeiten zu verbergen, da er sich damit nur Feinde einhandelte.
Die meisten Mädchen und Jungen waren so stark vermummt und überzeugend maskiert, daß sie nicht einmal ihre eigenen Eltern und Geschwister erkannt
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