1500 - Ruf der Unsterblichkeit
aufgesplitterten Truppen der BdG zu vernichten. Danton und Tekener waren erschüttert. Aus der Distanz von Tausenden von Lichtjahren hatte die Auseinandersetzung zwischen Invivo- und Invitro-Blues viel harmloser ausgesehen. Nun sahen sie, dass hier ein Kleinkrieg tobte, der mit beispielloser Gewalt geführt wurde. Das war nicht nur verbales Hickhack, es war ein Kampf auf Leben und Tod. „Du musst dem Blutvergießen ein Ende machen, Cykelen", beschwor Tekener den Blue. „Lass es mit diesem Vergeltungsschlag genug sein.. Wir bieten uns als Unterhändler an. Vertraue uns." Cykelen gab nach. Danton und Tekener riefen die Invivos der Bürgerwehr über Bildfunk zur Kapitulation auf, versprachen ihnen freies Geleit und eine Lösung des Konflikts auf diplomatischer Ebene.
Die BdG ergaben sich. So verhinderten die beiden Terraner, dass diese Nacht, die so brutal begonnen hatte, zu einer Blutnacht eskalierte. Danton und Tekener blieben danach noch zwei Monate auf Mourmal und vermittelten zwischen der Regierung, Cykelen und der Bürgerwehr. Cykelen gewann in diesen Wochen zwei Freunde. Tekener und Danton gaben ihm das Gefühl, dass es noch verantwortungsvolle Galaktiker gab, für die die Probleme der Minderheiten anderer Völker von gleicher Bedeutung wie die galaktische Hochpolitik waren.
Als die beiden Terraner den Simban-Sektor wieder verließen, konnten sie es in dem Bewusstsein tun, dass die gegnerischen Parteien ihre Dispute nicht mehr mit der Waffe, sondern an dem Verhandlungstisch bereinigen wollten. Cykelen und seinen Guerillas wurde Amnestie zugesichert, wenn sie die Waffen niederlegten und sich ergaben. Die Aufhebung der Apartheid und die Abschaffung aller die Invitros diskriminierenden Gesetze wurden versprochen. Da Cykelen sich seinen terranischen Freunden verpflichtet fühlte und an sie glaubte, kapitulierte er und unterstellte sich mit seinen Leuten der mourmalischen Gerichtsbarkeit.
Das brachte ihm Gefängnis ein „Schutzhaft", wie es offiziell hieß. Tekener besuchte ihn dort nach zwei Monaten und versprach, sich auch weiterhin für die Anliegen der bluesschen Invitros einzusetzen. Der Terraner musste jedoch zugeben, dass die Mühlen der Diplomatie langsam mahlten und ein Ende der Durststrecke für die Invitros noch nicht abzusehen sei. „Es wäre klüger gewesen, die. Waffen nicht aus der Hand zu legen", klagte Cykelen. „Im Kampf bekomme ich sofort das Ergebnis meiner Handlungen. Aber hier kann ich nur tatenlos und hilflos zusehen, wie die Mühlen der Diplomatie langsam mahlen. Werden sie mich und meine Art zermalmen?"
„Ich kann dich nur zu gut verstehen, Cykelen", sagte Tekener, der den Ruf hatte, auch ein Mann der Tat zu sein. „Aber Gewalt ist kein Heilmittel.
Man erzielt damit nur scheinbar Erfolg. Das Problem der Invitros existiert nicht nur auf Mourmal und bei den Blues. Es ist ein galaxisweites Problem.
Und genaugenommen ist es gar kein Minderheitenproblem. Insgesamt gibt es weit mehr Invitros als Invivos. Es muss eine Lösung gefunden werden.
Doch dabei müssen auch Opfer gebracht werden. Du bist leider einer, der die Bürde seiner Bruder tragen muss."
„Viel mehr als dein Trost würde mir eine Waffe helfen, damit ich mir den Weg in die Freiheit schießen kann", sagte Cykelen verbittert. Aber davon wollte Tekener nichts wissen, und Cykelen war ihm deshalb nicht wirklich gram. Innerlich musste er dem Terraner beistimmen. Doch das änderte nichts daran, dass er sich .wie ein gefangenes Tier vorkam. Und dann - vor einem halben Jahr öffneten sich plötzlich die Gefängnistore für Cykelen und alle anderen politischen Häftlinge.
Cykelen war auf einmal ein Freiheitsheld, das Idol aller Invitros. Er genoss sogar offizielle. Anerkennung und wurde als Interessenvertreter der Omnis in die Regierung von Mourmal gewählt. Selbst seine älteren Brüder schämten sich seiner nicht mehr und zeigten sich mit ihm in herzlicher Umarmung in der Öffentlichkeit. Seine jüngeren Geschwister brauchten ihn nicht mehr zu verleugnen.
Cykelen wurde nach Roost bestellt und wurde sogar dem Galaktischen Rat der Tentra-Blues, Tuery Yezag, vorgestellt. Cykelen, verstand die Welt nicht mehr. Das heißt, bei allem Staunen schrieb er diesen Erfolg, zum Teil wenigstens, seinem früheren Freiheitskampf und, seinem geduldigen Ausharren in der Gefängniszelle zu. Er gab Tekener Recht, dass es lohnend war, durch passiven Widerstand auf das Ziel hinzuarbeiten.
Doch dann erfuhr er, dass er durch sein Martyrium
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