1500 - Ruf der Unsterblichkeit
Blue hatte für den 17. September eine Sondersitzung des Galaktikums einberufen, Perry Rhodan und seine Vertrauten jedoch schon drei Tage vorher zu einem vertraulichen Gespräch gebeten. Homer G. Adams stellte dafür einen Konferenzraum des HQ-Hanse zur Verfügung.
Inzwischen waren auch Atlan, Ronald Tekener, Gucky, Fellmer Lloyd und Ras Tschubai auf Terra eingetroffen und nahmen ebenfalls an der Versammlung teil. Obwohl ihm die Skepsis seiner Zuhörer nicht entging, fuhr Tuery Yezag unbeirrbar fort: „Ich weiß, dass meine Worte bei euch auf keinen fruchtbaren Boden fallen. Das können sie auch gar nicht. Denn man kann die Linguiden nicht beschreiben. Man musste schon .einen Sprachschatz wie sie und eine ebensolche Wortgewalt besitzen, um ihnen gerecht werden zu können. Es gibt nur einen Weg, sie richtig einzuschätzen: Man muss sie erleben!"
„Das klingt wie aus Tausendundeine Nacht", sagte Reginald Bull. „Was haben die Linguiden mit dir angestellt, Tuery, dass du derart die Werbetrommel für sie rührst?"
„Sie haben meinem Volk den Frieden und die Einigkeit gebracht, als es am Rand eines Bürgerkriegs stand", antwortete der Blue. „Und dies allein kraft ihrer Worte. Sie haben keine spektakulären Aktionen unternommen. Sie haben lediglich mit uns gesprochen und so jedem von uns, allen gegnerischen Parteien, den Weg zum gegenseitigen Verständnis gezeigt. So einfach ist das, wenn die Linguiden als Schiedsrichter auftreten. Ich möchte sie als das ethisch höchststehende Volk der Milchstraße bezeichnen - ohne den Anwesenden zu nahe treten zu wollen."
„Das hört sich tatsächlich geradezu märchenhaft an", meinte Atlan spöttisch. „Aber wenn wir deine Aussage aller Ausschmückungen entkleiden, so bleibt als nackte Tatsache nur übrig, dass es sich bei den Linguiden offenbar um redegewandte Blender handelt. Vielleicht muss plan ihnen sogar ein gewisses Charisma zugestehen. Aber das alles legt kein Zeugnis über ihren moralischen Wert ab."
„Die Linguiden handeln völlig uneigennützig, sie sind über jeden Zweifel erhaben", stellte Tuery Yezag fast zornig fest. „Sie tun Gutes um des Guten willen." Ronald Tekener meldete sich zu Wort. „Zusammen mit Roi Danton war ich im Simban-Sektor und habe auf Mourmal und anderen Welten die Probleme der Tentras kennengelernt", sagte er. „Und ich glaube, dass wir uns ein Bild davon machen können, woran es gemangelt hat. Der Konflikt. Zwischen Invivos und Invitros hätte mit etwas Bereitschaft von beiden Seiten auch ohne wundersame Friedensstifter beigelegt werden können. Es hat gar nicht viel dazu gefehlt."
„Du schließt vor allem von der Situation auf Mourmal auf die Gesamtlage", erwiderte Tuery Yezag. „Das verzerrt natürlich die Perspektive.. Auf Mourmal herrschten extreme Verhältnisse, die man nicht einfach auf den gesamten Simban-Sektor umsetzen kann. Dort entstand der Eindruck, dass die Klone als Minderheit diskriminiert und unterdrückt wurden. In Wahrheit sind in unserem Volk, wie bei so vielen anderen auch, die Klone weit in der Überzahl. Und daraus resultieren die wahren Probleme. Die Klone fühlten sich als Mehrheit von der Minderheit der Invivos benachteiligt.
Mourmal ist wirklich kein Maßstab. Und wenn wir unsere Kräfte nur auf die Omni-600-Klone hätten konzentrieren können, dann wäre uns die Beilegung des Konflikts auch ohne Dritte gelungen. Aber das war eben nur ein Teilaspekt. Die Linguiden haben jedoch das Hauptproblem angepackt und im Dialog eine für alle Beteiligten gerechte Lösung gefunden."
Ronald Tekener warf Roi Danton einen vielsagenden Blick zu. Er deutete damit an, dass Tuery Yezag es so darstellte, als hätten die Massaker von Mourmal nie stattgefunden. Und als sei es der Tentras einziges Problem gewesen, eine gemeinsame Gesprächsbasis zu finden. Roi winkte ab; es hatte keinen Sinn, mit dem Tentra zu diskutieren. Er war geradezu verzaubert von den Linguiden. „Das ist alles schön und gut", meldete sich Perry Rhodan zum erstenmal zu Wort. „Es freut uns natürlich, dass die Tentras untereinander Frieden geschlossen haben. Und es wäre überaus wünschenswert, ein Patentrezept zu finden, das auf die Probleme aller Völker der Galaxis angewandt werden könnte. Doch Patentlösungen gibt es nicht. Und du musst schon verzeihen, Tuery, dass wir es mit gesunder Skepsis. aufnehmen, wenn du uns weismachen willst, dass ausgerechnet deine Linguiden solche universellen Schlichter sein sollen."
Der Blue nickte
Weitere Kostenlose Bücher