1501 - Nachts, wenn die Träume kommen...
Zunge, nur den eigenen Speichel, der sich in eine bittere Flüssigkeit verwandelt hatte.
Saladin hatte den Blutsaugern bewiesen, dass mit ihm nicht zu spaßen war. So hoffte er, dass sie sich daran erinnern würden, was sie erwartete, wenn es hart auf hart kam.
Die mageren Gestalten mussten sich erst mal wieder finden. Dass sich der Mensch so hatte wehren können, war für sie schon so etwas wie eine Überraschung gewesen.
Für Saladin lagen die Dinge nun anders. Er hatte wieder Hoffnung geschöpft, er konnte tief durchatmen. So leicht ließ er sich von ihnen nicht zu einem Vampir machen.
Der Ärger aber blieb. Er fühlte sich von Will Mallmann schmählich im Stich gelassen, und ihm kam der Gedanke, dass er selbst für den Supervampir keine Hilfe mehr war, sondern mehr eine Last. Wenn Mallmann so dachte, würde er Saladin selbst leer saugen, und das konnte ihm keineswegs gefallen.
War es doch besser, sich an einen anderen Ort zu beamen? Wieder in die normale Welt, wo es einige Personen gab, mit denen er noch abrechnen musste?
Er dachte nicht unbedingt so stark an John Sinclair und sein Team. Vor seinem geistigen Auge sah er nur ein Bild. Eine ältere Frau mit grauen Haaren und einem faltigen Gesicht. Sie hatte die Schrotladung auf ihn abgefeuert, aber sie hatte ihn nicht töten können. Er war letztendlich noch zu schnell gewesen, und einen zweiten Schuss hatte sie nicht abfeuern können.
Nichts würde er vergessen, gar nichts…
***
Saladin knirschte mit den Zähnen. Er spürte keine Wut in sich. Nur Hass gegen die Wirtin, und bereits jetzt hatte er sich vorgenommen, sie für diese Tat büßen zu lassen, und das mit allen Konsequenzen.
»Ich lebe!«, flüsterte er vor sich hin. »Und ich werde auch weiterhin am Leben bleiben!«
Das war sein Versprechen, das war sein Eid, den er sich selbst gab.
Alles andere war unwichtig geworden.
Er wollte sehen, ob sich die Vampire von ihrem Schock erholt hatten. Es wies einiges darauf hin. Zwei weißhaarige Typen mit dunklen Gesichtern schritten von der Seite her auf ihn zu. Einer trug einen dünnen Ledermantel, der ihm bis zu den Knien reichte, der andere war fast nackt. Sie gierten nach Blut, und es war ihnen egal, ob sie in eine Falle liefen oder nicht. Zudem hatte ihr Artgenosse nicht das gesamte Blut abgeleckt, da gab es noch etwas zu holen.
Er konzentrierte sich auf die beiden.
Wegbeamen oder kämpfen? Es gab nur die beiden Alternativen, und er hatte sich noch nicht entschieden, als etwas anderes eintrat.
Über seinem Kopf hörte er ein bestimmtes Geräusch. Es war ein Flattern, als wäre ein riesiger Vogel dabei, mit heftigen Flügelschlägen über ihn hinwegzufliegen. Er schaute hoch.
Es war kein Vogel, wie man hätte annehmen können. Es sah eher so aus, als hätte jemand ein großes Tuch in die Luft geworfen, damit es sich dort entfalten konnte, um sich dann zu senken.
Saladins Lippen zeigten ein scharfes Grinsen. Er wusste sehr genau, wer sich auf den Weg gemacht hatte, und das in seiner zweiten Gestalt, in der Form einer riesigen Fledermaus.
Sie senkte sich hinter den Vampiren zu Boden. Somit wurde Saladin die Sicht genommen. Es vergingen einige Sekunden, bis er erkannte, was sich dort getan hatte.
Mallmann war da!
Er hatte sich von der Riesenfledermaus zurück in einen Menschen verwandelt, der jetzt die anderen Blutsauger mit scharfen Worten zur Seite scheuchte. Sie gehorchten aufs Wort und flohen vor ihm wie Dracula vor Van Helsing, seinem Film-Bezwinger.
Mallmann kam näher. Auf seiner Stirn leuchtete das D in blutroter Farbe.
Da Saladin saß, kam ihm Mallmann sehr groß vor, und sein bleiches Gesicht hob sich von der dunklen Gestalt ab.
»Es wurde Zeit, dass du kommst!«
Mallmann gab die Antwort erst, als er vor dem Hypnotiseur stehen blieb.
»Du hast versagt, wie?«
»Nein, ich…«
»Sie haben dich erwischt!« Der Supervampir deutete auf die Brust des Hypnotiseurs.
»Ja, verdammt.«
»Wer war es?«
»Eine Wirtin, eine alte Frau. Ich hatte sie nicht auf der Rechnung. Sie schoss mit einer Schrotflinte auf mich. Zum Glück stand sie nicht zu nahe, sonst wäre ich schon tot.«
Darüber konnte Dracula II nur lachen. »Du hättest mich dein Blut trinken lassen sollen, dann wäre so etwas nicht passiert. So aber bist du ein Mensch geblieben, der auch die entsprechenden Folgen tragen muss. Dein Pech, mein Lieber.«
»Und du hast wohl Spaß daran.«
»Nein, das habe ich nicht. Ich sehe nur die Tatsachen und somit auch, da du nicht
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