1501 - Weg ohne Wiederkehr
Homer G. Adams. „Nein, noch nicht. Aber vorläufig tendiere ich noch mehr zu einem Nein als zu einem Ja."
„Obwohl du weißt, daß es dein sicherer Tod ist, wenn du nein sagst?"
„Nach allem, was wir wissen, ist es auch mein sicheres Ende, wenn ich ja sage", erwiderte Adams. „Ob ich auf Terra sterbe oder auf Wanderer macht im Ergebnis keinen Unterschied. Aber wenn ich schon sterben muß, dann doch lieber hier auf der Erde."
„Das ist genau das, was ich auch denke. Vielleicht erfülle ich mir den verrücktesten Traum, den ich je hatte."
„Was für einen Traum?" fragte der Ilt. Bully kam ihm fremd und ein wenig unheimlich vor. „Ich habe mich seltsamerweise daran erinnert, daß ich als Kind einmal in einer winzigen Nußschale quer über den Pazifik segeln wollte", gestand Bully. „Ein wahnwitziges Unternehmen, ich weiß. Ich kenne mich mit der Segelei auch gar nicht gut genug aus, um so etwas zu tun. Aber was spielt das für eine Rolle? Ich weiß ja, daß ich mein Ziel niemals erreiche, weil der Aktivator am fünfzehnten Oktober seine lebenserhaltenden Dienste einstellt."
Plötzlich lachte er in der jungenhaften Weise, die für ihn so typisch war. „Ich glaube, ich werde mir diesen Traum erfüllen", schloß er. „Wenn es darum geht, sich einen Traum zu erfüllen, habe ich auch einen", erklärte Gucky mit schriller Stimme. „Ich würde auf meine alten Tage gern noch einmal eine knackige Mausbibermutter vernaschen, aber leider ist ja weit und breit keine aufzutreiben."
Bully ging nicht auf den scherzhaften Ton des Ilt ein. Er streckte ihm die Hand hin, um sich zu verabschieden. „Laß dir etwas anderes einfallen", riet er ihm. „Es gibt sicherlich etwas, was du zum Abschluß noch einmal tun möchtest."
„Ich dachte, wir würden zusammenbleiben, nachdem wir uns schon mal gefunden haben", sagte Homer G.
Adams enttäuscht.
Bully schüttelte den Kopf, und plötzlich wurden seine Augen feucht. „Nein", erwiderte er leise. „Wenn es soweit ist, möchte ich allein sein. Ich weiß nicht, ob ich es bis zum Schluß durchstehe. Vielleicht breche in letzter Sekunde zusammen und gebe mich dem heulenden Elend hin. Dabei möchte ich keine Zeugen haben."
Er drückte Adams zum Abschied ebenso die Hand wie zuvor dem Ilt, drehte sich dann um, ging zu seinem unter den Bäumen geparkten Gleiter und flog davon, ohne sich noch einmal nach ihnen umzusehen. „Weißt du, was das bedeutet?" fragte Gucky mit schwankender Stimme. Tränen stiegen ihm in die Augen. „Es ist eine Trennung für immer. Ich werde nie wieder Spaß mit ihm haben.
6.
Senfro Datalba schwatzte nahezu ununterbrochen, während er mit Ras Tschubai und Fellmer Lloyd auf der Insel Hyatha herumflog und ihnen Baustelle auf Baustelle zeigte. Freundlich und auskunftsbereit ging er auf jede Frage ein.
Lloyd überprüfte ihn immer wieder telepathisch, kam dabei jedoch stets zu dem gleichen Ergebnis, daß der Linguide die Wahrheit sagte und nichts vor ihnen verbarg. In der Folge sondierte er ihn immer seltener und gewann mehr und mehr Vertrauen zu ihm.
Mehrere Tage vergingen, ohne daß sich Aufregendes ereignete. Die beiden Mutanten inspizierten mehrere Baustellen, wobei sie sich bemühten, irgend etwas zu finden, was ungewöhnlich oder auffallend war oder was ihren Argwohn hätte hervorrufen können. Sie fanden nichts.
Am 5. Oktober flogen sie zu einem Forschungslabor, das im Meer unmittelbar vor der Küste der Insel errichtet werden sollte. „Wo ist eigentlich Aramus Shaenor?" fragte Ras.
Der Genannte war der Friedensstifter gewesen, der den Streit zwischen den Blues geschlichtet hatte und dem dafür das Jergelen-System als Lohn übereignet worden war. Ras wußte, daß es das fünfzehnte Sonnensystem war, das von den Linguiden beherrscht wurde.
Senfro Datalba lachte laut und sprudelte ein nicht enden wollendes Loblied auf Aramus Shaenor hervor, den er den Guten Vater, der dem Wort die Macht verleiht, oder der gute Reden hat, nannte. Er ließ durchblicken, daß Aramus Shaenor es sein würde, der in etwa drei Monaten die Planetenweihe vornehmen würde, da er schließlich seinem Volk zu diesem 15. Sonnensystem verhelfen hatte.
Als Fellmer Lloyd und Ras Tschubai an diesem Tag für einige Zeit allein waren, faßten sie ihre Eindrücke zusammen. „Für mich steht fest, daß sich die Kolonisten wie eine Familie unter dem Patriarchat des sprachbegabten Aramus Shaenor sehen", sagte der Telepath. „Und jeder in der Familie hat die seinen
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