1502 - Am Abgrund zur Hölle
es darum, die hügelige Landschaft zu betrachten, die von dem blassen Schein des Mondes gebadet wurde.
Da ihr Haus am Rande der Ortschaft stand, gelang ihm der Blick in die hügelige Gegend. Und wieder erinnerten ihn die Abraumhalden an die erstarrten Wellen eines Meeres, dessen Gewässer nicht mehr weiterfließen durften.
In Richtung Norden verlief eine normale Hügelkette. Die direkt vor ihm war künstlich entstanden. Diese Landschaft nahm er nur als schwache Schatten wahr. Er kannte sich dort auch nicht besonders aus. Die nächst größere Stadt hieß Fishguard. Sie lag bereits an der Küste.
Plötzlich zuckte er zusammen. So etwas wie ein kalter Hauch streifte seinen Nacken. Er hatte etwas gesehen, das nicht in die Nacht hineinpasste.
Es war ein so ungewöhnliches Licht rechts von ihm. Ein heller Schein, der nichts mit dem Mond zu tun hatte. Er schimmerte jedoch auch gelb und war mitten in der eigentlich leeren Landschaft entstanden.
Earl hielt den Atem an. Jetzt hörte er wieder seinen eigenen Herzschlag.
Noch vor wenigen Tagen hätte er diese Entdeckung mit einer Handbewegung abgetan, aber das war jetzt anders. Sein Erlebnis hatte ihn sensibilisiert. Alles, was ihm nicht natürlich vorkam, erregte bei ihm Verdacht.
Das Licht gehörte zu keinem Fahrzeug, denn es bewegte sich nicht von der Stelle. Es stand einfach nur da und schimmerte in der Dunkelheit.
»Willst du dich erkälten, Earl?«
Digger schrak zusammen, als er die Stimme hörte. Seine Frau war ins Zimmer getreten, ohne dass er etwas gehört hätte.
Er drehte sich nach links. Kate stand an der Tür und schüttelte den Kopf.
»Nein, nein, ich will mich nicht erkälten.«
»Dann komm vom Fenster weg.« Earl zog sich auch etwas zurück und flüsterte: »Da war was.«
»Wieso?«
»Ein Licht.«
»Na und?«
»Es ist so komisch, so anders. Ich habe das Gefühl, dass es nicht dorthin gehört.«
»Wieso?«
»Weiß ich auch nicht.«
Kate schüttelte den Kopf. »Das wird eine Spiegelung des Mondlichts sein, oder es steht dort jemand, der es in seiner Umgebung hell haben will. Du weißt doch selbst, dass es manchen Menschen in den Vollmondnächten nicht ganz geheuer ist.« Sie seufzte. »Auch ich mache da keine Ausnahme. Ich hätte eigentlich müde sein sollen, aber ich bin es nicht. Ich fühle mich wie aufgedreht.«
Earl ließ sich nicht beirren. »Das Licht hat damit nichts zu tun, Kate, glaub mir.«
»Dann lass mich mal schauen.«
Digger gab den Weg zum Fenster frei, und seine Frau beugte sich hinaus. Er sagte ihr noch, wohin sie schauen sollte, was sie auch tat und zunächst nichts sagte.
»Siehst du es?«
»Ja.«
»Und was sagst du?«
»Lass mich doch erst mal überlegen.«
Earl war nervös geworden. Er lauerte darauf, dass etwas passierte.
Es verging mehr als eine halbe Minute, bevor Kate wieder reagierte. Sie zog sich aus dem Fensterausschnitt zurück und nickte.
»Na, habe ich recht gehabt?«
»Stimmt, da ist ein Licht.«
»Und weiter? Kannst du es dir erklären?«
»Nein, das kann ich nicht«, gab sie zu. »Ich habe keine Erklärung dafür.«
»Das ist gut.«
»Wieso?«
»Dann stehe ich nicht wie ein Trottel da. Ich bin der Meinung, dass es nicht normal ist.«
»Ja, das schon«, sagte sie schnell. »Aber ich denke nicht, dass man Angst davor haben muss.«
»Habe ich das denn?«
»Zumindest hat es dich nervös gemacht.«
»Ja, und das sicherlich nicht grundlos. Was wir da gesehen haben, ist unnatürlich. Wer sollte denn dieses verdammte Licht angezündet haben, verflucht?«
»Das weiß ich doch nicht.« Kate schüttelte den Kopf. »Ich kann ja verstehen, dass du nervös bist nach dem, was du hinter dir hast. Aber das sollte uns nicht davon abhalten, uns ins Bett zu legen und die Augen zu schließen. Der Schlaf wird uns gut tun.«
»Ich kann nicht schlafen.«
»Leg dich trotzdem hin.«
Earl wollte keinen Krach mit seiner Frau. Im Prinzip hatte sie ja recht.
Was brachte es, wenn er auf den Beinen blieb und sich den Kopf zermarterte? Im Bett fand er vielleicht eine Mütze voll Schlaf, die schließlich jeder Mensch brauchte.
Kate zog sich aus und streifte ihr wollenes Nachthemd über. Dann legte sie sich auf der noch freien Betthälfte auf den Rücken und suchte nach der Hand ihres Mannes.
»Deine Haut ist ganz kalt.«
»Ich weiß. Aber ich friere nicht. Diese Kälte kommt aus dem Innern, sage ich dir.«
»Ist es Angst?«
»Nein, nicht direkt. Ich würde eher von einer Bedrückung sprechen, weil ich mich frage,
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