1502 - Am Abgrund zur Hölle
mich ducken, denn von diesem harten Stück Knochen wollte ich nicht getroffen werden. Dabei vernahm ich ein Geräusch, das sich wie ein Grunzen anhörte und nur von diesem Unhold stammen konnte.
Er hatte die letzten Sekunden für sich genutzt und war bereits so nahe an mich herangekommen, dass er mit seinem Messer zustoßen konnte.
Ich zuckte zur Seite hin weg. Die Klinge verfehlte mich. Sofort setzte das kleine Monster nach, und es war verdammt schnell, denn es warf jetzt seinen kompakten Körper nach vorn. Die Klaue mit dem Messer kam mir wieder sehr nahe. Ich hatte dabei genug mit mir selbst zu tun, um das Gleichgewicht zu bewahren, denn mit dem linken Fuß war ich auf einem Stück Knochen ausgerutscht. Und wie es der Zufall wollte, rutschte ich auch mit dem rechten weg.
Ich kippte nach hinten.
Knochen sind nicht weich wie Schaumgummi. Das wurde mir in der nächsten Sekunde klar, als ich in diesen Berg aus Gebeinen stürzte.
Schädel und Knochen gerieten in Bewegung. Sie rollten von verschiedenen Seiten über mich hinweg. Sie nahmen mir auch die Sicht und meine Beweglichkeit.
Ich musste wieder hoch! Nur kostete das Zeit, die der Aibon-Killer nutzen konnte.
Das tat er auch. Er half mir sogar, die störenden Gebeine wegzuräumen.
Aber das geschah nicht aus lauter Menschenliebe. Er wollte freie Bahn haben, um mich zu töten.
Das Monster war ja nicht groß. Dafür muskulös und kompakt. Es richtete sich jetzt hoch auf. Den Arm hatte es erhoben, um mir seine spitze Stichwaffe von oben nach unten in den Körper zu rammen.
Ich musste schneller sein als der Killer. Ich war auch verdammt flink mit der rechten Hand, und doch kam es mir für einen winzigen Augenblick so vor, als wäre die Zeit eingefroren.
Jede Einzelheit in diesem hässlichen Gesicht nahm ich wahr, und doch ließ ich es nicht zu, dass der Arm mit dem Messer nach unten zuckte und mich erwischte. Ich war um eine Spur schneller.
Wieder drückte ich ab.
Diesmal nur aus einer anderen Position heraus. Die Kugel fuhr schräg nach oben direkt über dem Maul in das Gesicht hinein, und es erzielte den gleichen Effekt wie beim ersten Treffer.
Die Gestalt schrie.
Sie beugte ihren Oberkörper nach hinten. Sich so zu halten, schaffte sie nur für Sekunden. Dann gab es nichts mehr, was sie hielt. Wenn es so etwas wie einen Lebensfaden gab, dann war er durch das Geschoss zerrissen worden. Dieses Wesen würde sich niemals mehr zwischen Gebeinen hervorwühlen können. Das Druidengrab war zu seinem eigenen geworden.
Der Messergriff wurde noch von der Kralle umklammert. Aber damit konnte er mir keine Furcht mehr einjagen.
Ich hatte gewonnen.
Nur freute ich mich nicht zu früh. Das waren erst zwei gewesen. Ich wusste jedoch, dass dem mächtigen Druidendämon zahlreiche Horden gehorchten, und wenn ein Tor von Aibon in diese Welt geöffnet war, dann würde er sie auch hindurchschicken, falls es die Banshee so wollte.
Ach ja, sie gab es ja auch noch.
Sie musste gesehen haben, was passiert war, und ich war auf ihre Reaktion gespannt.
Die Drehung nach rechts brachte mich in die richtige Sitzposition. Ich sah sie auch, der Schleier aus Aibon-Licht umhüllte sie weiterhin, aber es hatte sich vor dem Abgrund der Hölle etwas verändert.
Sie war nicht mehr allein.
Suko stand bei ihr. Und der war nicht gekommen, um sie zur Begrüßung zu umarmen…
***
Es war eine Attacke, auch wenn es nicht so aussah. Die Banshee wollte nahe an Suko heran, um Kontakt mit ihm zu bekommen.
Wie er sterben sollte, das wusste Suko nicht, aber er hatte keine Lust, sein Leben zu verlieren, und setzte auf die Kraft der Dämonenpeitsche.
Damit schlug er blitzschnell zu, als sich die Banshee bereits in Bewegung befand. Die drei Riemen fächerten auf dem Weg zum Ziel perfekt auseinander, sodass Suko den Körper gar nicht verfehlen konnte.
Volltreffer!
Dann der schrille, sehr hohe Schrei. Es war ein Bild, das selbst Suko, der schon einiges gewöhnt war, faszinierte. Die Banshee stand förmlich in der Luft. Die drei Peitschenriemen hatten ihren Körper an entscheidenden Stellen erwischt. Nur waren sie nicht wieder nach unten gefallen, sie klebten förmlich an ihr fest, als würden sie von Klettverschlüssen gehalten Die Banshee schrie noch immer. Ihre Schreie kamen Suko so fern vor, als lägen ein paar Kilometer zwischen ihnen. Sie blieb auch in dieser Lage, und so konnte Suko zuschauen, wie die Banshee verging.
Sie löste sich auf, und dieser Prozess fand an drei verschiedenen Stellen
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