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1502 - Am Abgrund zur Hölle

1502 - Am Abgrund zur Hölle

Titel: 1502 - Am Abgrund zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit meiner Entdeckung wirklich nicht vergleichen.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    Earl Digger zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Zunächst müssen wir davon ausgehen, dass sie zu uns gekommen ist und nicht umgekehrt. Also will sie etwas von uns, und das soll sie uns sagen.«
    »Sie tut es aber nicht.«
    »Warte doch ab.«
    Als hätte die Unbekannte nur auf dieses Stichwort gewartet, reagierte sie. Kate und Earl sahen, dass sie den Mund öffnete.
    Aus der Tiefe ihrer Kehle drang ein Schrei hervor. Zuerst war es nur ein recht leiser Laut, aber auf dem Weg zu den Lippen hin nahm er an Stärke zu und verwandelte sich in einen lauten Heulton. In einen wirklich schrecklichen Schrei.
    Und Kate wusste auf einmal, wen sie da vor sich hatten.
    »Mein Gott«, schrie sie, »mein Gott, eine Banshee!«
    Earl Digger hatte die Worte seiner Frau gehört. Er wusste, was sie zu bedeuten hatten. Ihm war der Begriff Banshee nicht unbekannt.
    Banshees waren besondere Frauen, die man als Hexen bezeichnen konnte.
    Wenn sie auftraten und ihr Heulen abgaben, dann war dies ein Zeichen dafür, dass demnächst jemand sterben würde, und zwar einer, der den Schrei gehört hatte.
    Die Hexe stand im Licht, und sie bewegte sich nicht vom Fleck. Sie gab nur diesen Schrei ab, der auch als Echo durch den Ort geisterte und sich dann in der Stille der Nacht verlor. Es gab sicherlich einige Menschen mehr, die durch den Schrei aus dem Schlaf gerissen wurden, aber nur die Diggers hörten ihn so intensiv.
    Sie konnten davon ausgehen, dass er ihnen galt. Beide klammerten sich aneinander, als wollten sie sich gegenseitig Schutz geben. Sie konnten sich nicht erklären, warum die Banshee gerade zu ihnen gekommen war, denn sie waren sich keiner Schuld bewusst.
    Der Schrei verklang. Man konnte auch sagen, dass sich das Totenheulen verflüchtigte und irgendwo zwischen den Hügeln verwehte.
    Danach blieb die Banshee noch für eine Weile stehen. Sie hatte den Kopf gereckt, schaute hoch zum Fenster, drehte sich dann um und ging davon. Der Lichtschein begleitete sie und sank erst zusammen, als sie schon fast die Hügel erreicht hatte.
    Nur der Kreis des Vollmonds stand noch am Himmel und warf seinen blassen Schein auf den Boden.
    Beide Diggers wussten nicht, wie lange sie vor dem Fenster gestanden hatten. Erst nach einer Weile schauten sie sich an.
    Kate senkte den Kopf. Sie ließ sich gegen ihren Mann fallen, der sie in die Arme nahm.
    »Das war sie«, flüsterte sie. »Das war eine Banshee, aber nicht nur irgendeine, sondern eine bestimmte.«
    »Wie? Du kennst sie?«
    »Ja. Sogar mit Namen. Sie heißt Imelda und soll mal hier ihr Unwesen getrieben haben.«
    Earl Digger brachte kein Wort hervor. Er schüttelte den Kopf und wollte anfangen zu lachen, aber auch das schaffte er nicht. So musste er sich erst fassen, und fragte: »Bist du dir sicher?«
    »Ich denke schon.« Kate nickte. »Was glaubst du denn, jetzt, wo du sie gesehen hast?«
    »Nichts«, sagte er, »gar nichts. Ich denke da einfach nur allgemein.«
    »Und wieso?«
    »Ich weiß, dass jemand stirbt, wenn er die Banshee hört. Die Geschichte kennst du doch auch, und jetzt will ich erst gar nicht weitersprechen, Kate.«
    Sie sagte nur: »Nein!«
    »Was meinst du damit?«
    »Das will ich dir sagen.« Kate wunderte sich über sich selbst, dass sie die Nerven behielt. »Es stimmt, Earl, wir haben die Schreie gehört. Aber wir sind nicht die Einzigen, die sie gehört haben. Der Ruf ist durch den Ort geweht, und ich bin fest davon überzeugt, dass ihn auch andere vernommen haben. Er war so laut, dass er viele Menschen geweckt haben muss.«
    Digger umarmte seine Frau. »Ich finde es toll, dass du dich auf meine Seite schlagen willst, aber ich denke schon, dass es ihr um mich geht. Ich habe da eine Totenruhe gestört, und so etwas kann sie wohl nicht hinnehmen. Vielleicht ist sie sogar die Hüterin der Toten, wer kann das schon sagen?«
    »Ja, das ist möglich. Auf jeden Fall sollten wir nicht die Nerven verlieren. Wir müssen einfach fest zusammenhalten, und wir müssen die Nacht überstehen.«
    Earl nickte. »Morgen werde ich versuchen, etwas zu unternehmen. Wir müssen mit den Leuten hier in Letterston sprechen und ihnen reinen Wein einschenken. Ich werde auch meine Kollegen informieren, und es ist mir scheißegal, ob ich ausgelacht werde. Jedenfalls will ich nicht sterben, das steht fest.«
    »Gut. Ich auch nicht.«
    »Dann halten wir zusammen.«
    Kate lächelte. »Wie

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