1502 - Am Abgrund zur Hölle
von diesem besonderen Friedhof erzählt, der nicht nur eine Ruhestätte ist, sondern zugleich ein Tor oder eine Öffnung, die in eine andere Welt führt.«
»Aibon?«
»Ja.« Die Antwort hatte sie fast gejubelt. Und dabei blieb es nicht, denn sie fügte noch etwas hinzu. »Das Tor ist nicht nur von einer Seite her offen, sondern von beiden. Man kann nicht nur hinein, sondern auch hinaus, und das ist die Welt eines mächtigen Druidengötzen, der seine Verbündeten um sich versammelt hat, damit sie angreifen, wenn sie gebraucht werden. Sie sind es auch, die über die Menschen kommen werden, um ihre Rache zu erfüllen. Geschickt von…«
»… Guywano«, sagte ich und vollendete damit ihren angefangenen Satz.
»Das stimmt.«
Na prächtig! Ich hatte natürlich keine Lust, mich hier in der Knochengrube mit Guywanos Schergen herumzuärgern. Da musste einfach etwas passieren.
Der Rand des Abgrunds war nicht weit entfernt. Außerdem war ich nicht allein. Im Hintergrund lauerte Suko, der alles mitbekommen haben musste. Er wusste schon, wann es Zeit war einzugreifen.
Ich wühlte mich durch die Gebeine nach vorn, was auch kein tolles Gefühl war. Dann brauchte ich nur die Arme ein wenig anzuheben, um den Rand ergreifen zu können.
Es klappte nicht. Und das lag nicht an der Banshee, die mich daran gehindert hätte. Es waren Geräusche, die mich warnten und mir auch nicht unbekannt vorkamen. Hinter mir und auch von zwei Seiten kommend, stapfte jemand durch die alten Gebeine.
Ich drehte mich um.
Sie waren plötzlich erschienen und kamen von zwei Seiten, um mich in die Zange zu nehmen. Keine Menschen, denn die alte Druidenmagie war hier eingetroffen. Sie hatte das Tor zur Aibon - Welt des Guywano geöffnet, und so hatte er seine Schergen schicken können…
***
Zwei Gegner.
Eigentlich nicht viel, denn ich hatte schon gegen mehr Feinde kämpfen müssen.
Trotzdem rieselte es kalt über meinen Rücken, denn die beiden waren keine Menschen. Guywano hatte seine dämonischen Krieger geschickt, die auf der dunklen Seite des Druiden-Paradieses Aibon lebten.
Sie erinnerten mit ihren muskulösen Körpern an die römischen Gladiatoren, die in den Arenen gekämpft hatten. Allerdings waren sie nicht so groß, kaum größer als Kinder.
Ihre Körper waren grün. Sie trugen jeweils nur einen Lendenschurz und als zweites Kleidungsstück Tücher, die sie um ihre Köpfe gewickelt hatten, aber so, dass die Gesichter nicht verdeckt waren.
Das die Banshee umgebende Licht war hell genug, dass ich die Gesichter erkennen konnte. Das waren keine Menschen. Man konnte bei ihnen von eingedrückten Echsenmäulern sprechen, wobei man deren Schnauzen um zwei Drittel gekürzt hatte. Darüber fielen mir die schrägen Augen auf. Der flache Kopf und die fliehende Stirn kamen noch hinzu.
Und sie waren bewaffnet. Beide hielten sie Messer in den Händen, deren Klingen sehr spitz zuliefen und sicherlich wie durch Butter in meinen Körper eindringen würden.
Ich stand zwischen ihnen. In der Falle also.
Und sie verkürzten die Entfernung. Auch wenn es völlig dunkel gewesen wäre, hätte ich es bemerkt, denn mit jedem Schritt räumten sie altes Gebein zur Seite.
Die Banshee schaute zu. Sie freute sich, ihren Kommentar dazu abgeben zu können, denn sie sagte zu mir: »Das sind diejenigen, die Rache an den Menschen nehmen werden und die diese Nacht in eine Hölle verwandeln. Du aber bist als Erster an der Reihe.«
Einige Male hatte Earl Digger versucht, sich aus Sukos Griff zu befreien.
Das hatte der Inspektor nicht zugelassen. Bei jedem Versuch hatte er den Arm nur um eine Winzigkeit in die Höhe gedrückt und nur einmal einen Kommentar abgegeben.
»Du wirst doch keinen Unsinn machen, Freund? Es passiert alles nur zu deiner eigenen Sicherheit. Ich kenne eine Frau, die dich liebt und sich große Sorgen um dich macht. Der Weg zu Imelda ist nicht der richtige, auch wenn du es im Moment anders siehst. Für einen normalen Menschen führt er immer ins Verderben.«
Digger hatte zwar Antworten gegeben, die jedoch über ein Stöhnen nicht herausgekommen waren.
Suko hatte sich der Absprache gemäß im Hintergrund gehalten. Er ließ John und die Banshee in Ruhe, denn es gab keinen Grund für ihn, einzugreifen.
Sie gingen tiefer in die Höhle hinein. Suko und Digger warteten in der Nähe des Eingangs. Sie sahen, dass der Schein immer schwächer wurde, und bevor er völlig verschwinden würde, wollte Suko den beiden nachgehen.
Der Schein blieb vorhanden, und
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