Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1502 - Am Abgrund zur Hölle

1502 - Am Abgrund zur Hölle

Titel: 1502 - Am Abgrund zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Alter her konnte der Mann um die fünfzig sein, vielleicht auch etwas älter. Es wuchsen nur wenige Haare auf seinem Kopf, und sein Gesicht zeigte nicht eben einen feinen Schnitt. Man konnte es als grobschlächtig bezeichnen.
    Die Augen standen offen. Sie waren leer. Um das Kinn herum und auch auf den Wangen verteilten sich Bartstoppel.
    Die Jacke war schmutzig. Sie bestand aus einem dicken Stoff, der an einigen Stellen eingerissen war. So ähnlich sah auch seine Hose aus.
    »Was sagen Sie, Mr Sinclair?«
    Ich wandte mich nicht zu Professor Plötz um, sondern gab die Antwort in meiner leicht gebeugten Haltung.
    »Er sieht tot aus!«
    »Das meine ich auch.« Seine Stimme klang schon erleichtert.
    »Aber ob er tot ist, wirklich tot, das müssen wir feststellen«, fuhr ich fort und nickte Suko zu, der genau wusste, was ich vorhatte.
    Es gab ein probates Mittel, um dies festzustellen, und das trug ich immer bei mir. Vor der Brust hing mein Kreuz, das noch unsichtbar war, aber ich zog es langsam an der Kette hervor, verfolgte dabei automatisch seinen Weg, und als es zum Vorschein kam und freilag, da erlebte ich bereits seine Reaktion.
    Es gab eine leichte Wärme ab, die ich sofort auf meiner Haut spürte.
    Da war etwas!
    Dem Professor sagte ich nichts, doch ich sah, dass Suko eine Antwort haben wollte, denn er schaute mich fragend an. Ich wollte ihn nicht im Unklaren lassen und nickte.
    »Also doch!«, flüsterte er.
    »Ja.«
    Er räusperte sich und fragte mit leiser Stimme. »Willst du den Test machen?«
    »Bestimmt.«
    Eric Plötz hatte etwas gehört. »Von welch einem Test sprechen Sie?«, wollte er wissen.
    »Warten Sie es ab, Professor. Lassen Sie es mich bitte in die Wege leiten.«
    »Gut, wie Sie wollen.«
    Ich hielt das Kreuz in der Hand, das den Körper der Leiche noch nicht berührte, sondern dicht über ihm schwebte. Auch in mir war die Spannung gestiegen, denn ich lauerte auf eine Reaktion.
    Seinem Finder hatte der Tote erklärt, woher er gekommen war. Ich hatte noch keinen Ton von ihm vernommen, und jetzt war ich gespannt, was passieren würde. Ich überstürzte dabei nichts und rechnete damit, dass dieser Tote in Intervallen reagierte.
    Das traf auch zu!
    Das Kreuz hatte ihn noch nicht berührt, aber es schwebte dicht über seiner Brust, als sich plötzlich sein Mund öffnete. Es sah so aus wie bei einer Marionette, nur gab es hier niemanden, der an irgendwelchen Fäden zog.
    Da ich nicht sehr weit von ihm entfernt stand und ich mich auch tiefer gebeugt hatte, spürte ich die Botschaft, die aus seinem offenen Mund drang und mit entgegenfuhr.
    Es war ein stinkender Geruch. Verbrannt, auch mit Schwefelgasen geschwängert, aber kein normaler Atem, denn dazu war die Gestalt nicht fähig.
    Und sie tat noch etwas.
    Sie schoss plötzlich in die Höhe und damit genau in ihr Verderben hinein…
    ***
    Ausweichen oder stoppen konnte der Tote nicht mehr. Mein Kreuz war einfach zu nah über ihm. Er prallte mit dem Gesicht dagegen.
    Ich hörte den Schrei.
    Ich sah auch die Folgen, und ich musste ehrlich gestehen, dass ich damit nicht gerechnet hatte.
    Der Schrei war noch nicht verklungen, als sich die Haut bei ihm zusammenzog, und davon wurde nicht nur das Gesicht in Mitleidenschaft gezogen.
    Aber das war nicht das Schlimmste. Mein Kreuz hatte die Aufgabe eines Exorzisten übernommen, und wenn die Gestalt von der Hölle gesprochen hatte, dann trieb mein Talisman sie ihr jetzt In dem engen Sarg schlug und trat der Tote um sich. Er gab hilflose Schreie von sich, er brüllte seine Angst gegen die Decke, und die konnte er auch haben, denn er erlebte, wie die Hölle reagierte, wenn sie jemanden aufgegeben hatte.
    Flammen sprangen aus seiner Haut. Auf einmal war das Gesicht nicht mehr zu sehen, denn es war hinter einem zuckenden Flammenteppich verschwunden. Aber ich sah noch mehr, da die Flammen durchsichtig waren. Die Haut blieb nicht mehr so, wie sie war. Sie schmolz einfach dahin, und das Gesicht verwandelte sich in einen schmierigen Klumpen, der immer mehr zerlief.
    Dem Körper erging es ebenso. Durch die Kleidung sprangen die kleinen Flammen, nur hinterließen sie nicht eine Spur von Rauch oder Gerüchen. Mein Kreuz hatte für ein geruchloses Verbrennen des angeblich Toten gesorgt, und nur wenige Sekunden später war alles vorbei.
    Ich sagte nichts mehr und trat zurück. Suko gab ebenfalls keinen Kommentar ab. Nur der Professor bewegte sich. Er kam auf uns zu. In seinem Gesicht war eine Starre, wie er sie bestimmt nicht

Weitere Kostenlose Bücher