1502 - Die letzte Frist
hast."
„Es ist deiner unwürdig, Perry Rhodan, mir solche Unwahrheiten aufzutischen", antwortete ES ernst. „Du weißt genau, daß die gesamte Frist abgelaufen ist."
„Das ist nicht wahr!" Er schrie es ins Halbdunkel. „Du kannst dich mit Leichtigkeit überzeugen ..."
„Ich habe mich überzeugt, Perry Rhodan. Geh jetzt. Draußen auf dem Platz wartet Homunk. Ich habe ihn beauftragt, eure Zellaktivatoren einzusammeln."
„Das kann nicht dein Ernst sein!"
„Geh weiter in der Richtung, die du bisher gegangen bist. Die Gasse führt im Halbkreis zum Platz zurück."
„Du irrst dich!"
Seine Worte gellten an den metallenen Wänden der fremdartigen Gebäude entlang und kehrten als hohles Echo zu ihm zurück. „Du irrst dich!" schrie er ein zweites Mal. Aber ES ließ nichts mehr von sich hören. Die Unterhaltung war beendet.
Er setzte sich in Bewegung. Das Gehen fiel ihm schwer, als hätte er eine Zentnerlast zu schleppen.
Sein Schritt war unsicher. Den Blick zu Boden gerichtet, folgte er dem Verlauf der Gasse. Das Gefühl hilfloser Verwirrung bohrte in seinem Bewußtsein und wollte ihm den Schädel sprengen.
Aber allmählich gewann er die Beherrschung zurück, und als die Gedanken wieder einigermaßen frei und logisch zu fließen begannen, erkannte er, daß es die ganze Zeit über Hinweise auf das Unglaubliche gegeben hatte, die von ihm geflissentlich übersehen worden waren.
Es mußte etwas geschehen sein, so dachte man zuerst, was ES veranlaßt hatte, die ursprünglich vereinbarte Frist zu verkürzen. Gewiß doch konnte das Überwesen nicht im Ernst glauben, die 20 000 Jahre seien schon verstrichen. Mein Gott, ES brauchte sich doch nur die Konstellation der galaktischen Gestirne anzusehen, um sich darüber klarzuwerden, daß seit der ersten Begegnung erst 2780 Jahre vergangen waren!
Dann kam die Suche nach Wanderer. Es war logisch anzunehmen, daß der Kunstplaneten an der Stelle zu finden sein werde, an der sein Vorgänger im Oktober 1169 NGZ hätte stehen müssen, wenn er nicht Jahrtausende zuvor von seinem Eigentümer vernichtet worden wäre. Aber Wanderer war nirgendwo zu sehen. 66 Lichtjahre weiter entlang seiner Bahn hatte man ihn schließlich gefunden. Atlan hatte als einziger den Sachverhalt durchschaut. Plötzlich und mit beeindruckender Klarheit erinnerte sich Perry Rhodan an die Zahl, die er auf der Bildfläche gesehen hatte, als der Bordsyntron für ihn ausrechnete, wieviel Jahre die Kunstwelt brauchte, um eine Distanz von 66 Lichtjahren zurückzulegen. Die Ziffern 17 220 hatten ihm entgegengeleuchtet, als der Arkonide zu ihm trat und meinte: „Ich sehe, du bist meinem Geheimnis auf der Spur." Wäre er nicht so sehr mit seinen privaten Sorgen beschäftigt gewesen, hätte er sofort verstehen müssen, was Atlan meinte.
Die Zahl 17 220 hatte ihm in jenem Augenblick nichts besagt. Aber wie wenig Nachdenkens hätte es bedurft, um zu erkennen, daß 17 220 plus 2780 genau 20 000 ergab? Wanderer stand dort, wo sich der Kunstplaneten nach Ablauf der zwanzigtausendjährigen Frist hätte befinden müssen.
Als Icho Tolot mit dem SHF-Orter experimentierte, hatte er anhand der Positionsdaten, mit denen er arbeitete, keinen einzigen Stern Identifizieren können. Hätte das nicht zu denken geben sollen? Der Gedanke war erschreckend. Niemand wußte, wie Wanderer II entstanden war. ES hatte die Kunstwelt erschaffen, gewiß. Aber wann, wo und warum: Darüber konnte man nur spekulieren. ES war über 700 Jahre lang verschwunden. Wo ES gewesen war, war unbekannt. Das Überwesen hatte davon gesprochen, daß es für seinen Fehler bitter gebüßt habe. War es von einer übergeordneten Autorität für die Versetzung der Galaxis Hangay zur Rechenschaft gezogen worden?
Von den Kosmokraten? Solche Überlegungen waren für die gegenwärtige Lage ohne Bedeutung.
Nur der Verdacht drängte sich auf, daß ES nach der Erschaffung seiner neuen Residenz sich tatsächlich am Stand der Gestirne zu orientieren versucht hatte, um zu ermitteln, in welcher Zeit es gelandet war.
ES hatte dieselben Ergebnisse erzielt wie der Haluter. Es würde für den Syntron ein leichtes sein, die Bahnen der wichtigsten Sterne in der Umgebung 17 220 Jahre voraus zu berechnen, und Perry Rhodan war willens, die Hälfte seines Hab und Guts darauf zu verwetten, daß dabei dieselben Standortkoordinaten herausgekommen wären, wie der Haluter sie mit dem SHF-Orter ermittelt hatte.
Die Schlußfolgerung, die sich aus solchen Überlegungen zwingend ergab,
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