Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1502 - Die letzte Frist

Titel: 1502 - Die letzte Frist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
projizierte sie an den künstlichen Himmel, an dem tagsüber die künstliche Sonne schien. Die Sonne mußte irgendwo noch immer vorhanden sein; denn die Dunkelheit war nicht vollkommen. Aber ihre Strahlungsleistung hatte nachgelassen. Die automatisch arbeitenden Kontrollgeräte des Planeten Wanderer hatten die künstliche Nacht eingeleitet. Die verbleibende Helligkeit war intensiver als die einer irdischen Vollmondnacht, und die Sterne, die dort oben zu sehen waren, hätten am Himmel der Erde zumindest Venus, Jupiter oder Sirius sein müssen, um überhaupt sichtbar sein zu können.
    Er ging weiter. Er hielt den Kopf gesenkt. Die Nacht, die sich über ihm ausbreitete, war symbolhaft: Sie zeigte die Nacht seines Lebens, an den Tod, der ihm unmittelbar bevorstand. Er fragte den Pikosyn nach Uhrzeit, und die synthetische Stimme antwortete: „Zwanzig Uhr achtunddreißig." Knapp dreieinhalb Stunden blieben ihm noch, bis er den Zellaktivator abgegeben haben mußte. Fünfundsechzigeinhalb Stunden, bis der rapide Alterungsprozeß begann.
    Er hatte sich bis vor kurzem keine Gedanken darüber gemacht, wie sein Leben einst enden würde.
    Es war ihm immer klargewesen, daß auch das Leben eines Aktivatorträgers nicht von unendlicher Dauer sein könne. Es gab zu viele Einflüsse, gegen die auch der Zellaktivator ihn nicht zu schützen vermochte. Aber daß er eines Tages würde sterben müssen, weil eine Superintelligenz seinen Aktivator zurückforderte: Diese Vorstellung wäre ihm noch vor wenigen Wochen als absolut grotesk erschienen.
    Er hörte ein halblautes Lachen, blieb stehen und sah sich verwundert um. Das Gelächter war ohne Fröhlichkeit. Es klang, wie wenn einer sich über einen anderen lustig machte. „Was beklagst du dich, Perry Rhodan?" fragte eine wesenlose Stimme. „Hast du nicht viel länger gelebt als andere Wesen deiner Art?" Rhodan wahrte die Fassung. „Du meldest dich spät, alter Freund", sagte er laut ins Halbdunkel hinein. „Es scheint dir Vergnügen zu bereiten, uns bis zum letzten Augenblick zu foltern."
    „Woher willst du wissen, was mir Vergnügen bereitet, Perry Rhodan?" erkundigte sich der unsichtbare Sprecher. „Du jedenfalls warst einer der erfreulichsten Zeitgenossen nicht.
    Du hast versagt!
     
    3.
     
    Perry Rhodan zögerte eine Weile. Der Vorwurf, der ihm soeben gemacht worden war, war schwerwiegender Natur. „Ich habe das Resümee meiner bisherigen Tätigkeit noch nicht gezogen", sagte er. „Aber es würde mich interessieren, wie du zu dem Schluß gelangst, daß ich versagt habe."
    Es war eine merkwürdige Situation. Normalerweise sprach ES auf mentalem Weg, so daß seine Gedanken unmittelbar in den Bewußtseinen der Angesprochenen materialisierten. Aber hier war die Stimme des Überwesens akustisch zu hören. Sie wurde immer lauter, je länger ES sprach, und das Echo hallte durch die engen Windungen der dunklen Gasse. „Sieh dir die Galaxien der Lokalen Gruppe an, Perry Rhodan. Überall herrscht das Chaos. Viele Völker sind in den Zustand der Primitivität zurückgefallen. Not, Hunger, Trauer gibt es überall. Ist das die Art von Universum, die du schaffen wolltest?"
    „Zuerst kam die Große Komische Katastrophe", antwortete Rhodan. „Du, als Superintelligenz, bist in weitaus höherem Maß für sie verantwortlich, als wir es sind. Du hättest wissen müssen, daß unser Universum den Gewalttransfer einer fremden Galaxis aus einem benachbarten Universum nicht ohne schwere Erschütterungen ertragen würde."
    „Darüber reden wir hier nicht, Perry Rhodan", dröhnte die Stimme durch den gewundenen Schlauch der Gasse. „Du hattest eine Aufgabe. Als ich dich und deinesgleichen zu Nachfolgern der Arkoniden machte, da nannte ich dich den Erben des Universums. Du hast dein Erbe schlecht verwaltet."
    „Ich bin mir keiner ernsthaften Schuld bewußt", erklärte Perry Rhodan. „Vergiß nicht, daß ich fast siebenhundert Jahre lang in einem Stasis-Feld gefangen war."
    „Was sind siebenhundert Jahre, verglichen mit den Jahrtausenden, die dir zur Verfügung standen?"
    „Einen Menge", beharrte Perry Rhodan auf seinem Standpunkt. „Beachte, was wir in der Zwischenzeit geleistet haben. Wir haben die Feindschaften innerhalb der Milchstraße beseitigt. Wir haben aus der Milchstraße ein politisch geeintes Gebilde gemacht, dessen Völker durch das Galaktikum vertreten werden. Wir haben den dauernden Frieden geschaffen, dessen Bestand durch das Galaktikum garantiert wird. Wir leben in Frieden mit

Weitere Kostenlose Bücher