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1505 - Dorina, die Friedensstifterin

Titel: 1505 - Dorina, die Friedensstifterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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niemals vergessen! Aber du solltest auch folgendes wissen: Jeder von uns macht irgendwann einmal einen Fehler, und bei den meisten passiert es in der Kindheit, bevor man überhaupt weiß, was man da tut. Jeder von uns muß lernen, mit dieser Tatsache zu leben."
    Sie dachte darüber nach und erinnerte sich daran, daß er schon früher über diese Dinge gesprochen hatte. Sie hatte das nur nie mit ihrer eigenen Person in Verbindung gebracht. Sie begriff erst jetzt, daß er sie in den letzten Wochen systematisch auf den Tod des Slucks und auf die Schwierigkeiten der Eltern vorbereitet hatte.
    Es war nicht seine Schuld, wenn sie zu dumm gewesen war, seine Anspielungen zu begreifen. Im nachhinein sah sie ein, daß sie wohl auch gar keinen Wert darauf gelegt hatte, ihn zu verstehen. Sie war viel zu sehr mit einem anderen Thema beschäftigt gewesen. „Und Virram?" fragte sie kleinlaut. „Hat nicht gelernt und nichts begriffen", erwiderte Garyo kurz. „Du hast sein Leben zerstört!"
    „Nicht sein Leben. Nur seinen falschen und völlig unangebrachten Ehrgeiz."
    Dorina zögerte. „Ich verstehe es nicht", gestand sie. „Ich begreife einfach nicht, wie du es tun konntest, und ich frage mich, ob du überhaupt ein Recht dazu hattest! Ich weiß, daß das, was Virram getan, sehr schlimm ist. Und es ist nicht umkehrbar. Niemand kann es wiedergutmachen. Aber hattest du das Recht, ihm im Gegenzug dasselbe anzutun?"
    „Nein", sagte Garyo leise. „Niemand könnte ein solches Recht für sich in Anspruch nehmen. Es war nicht mein Recht, sondern meine Pflicht, und der konnte ich in diesem Fall leider nicht ausweichen."
    „Aber gab es denn keinen anderen Weg? Hättest du ihn nicht davon überzeugen können, daß seine Ideen falsch waren?"
    „Aufweiche Weise? Mit welchen Argumenten? Und vor allem: Auf welcher Basis? Virram war mein Schüler, und das seit vielen Jahren. Mit einem einfachen Gespräch war ihm nicht mehr beizukommen. Er hatte sich schon zu tief in diese Ideen verbohrt. Es hätte bei ihm Jahre gedauert, ihm das wieder auszureden.
    Während all dieser Zeit hätte er unmöglich in Hajmayur bleiben können - das war viel zu gefährlich gewesen.
    Wo aber hätte man ihn sonst unterbringen sollen? Und selbst wenn es dann endlich gelungen wäre: Was hätte aus ihm werden sollen? Er hätte keine Ausbildung gehabt, keine Aufgabe, nichts. Es ist besser für ihn, wenn er draußen auf der Farm seiner Eltern glücklich wird, als wenn er unglücklich in Gurmayon herumsitzen müßte."
    „Gibt es viele wie ihn?" fragte Dorina bedrückt. „Ich habe von insgesamt fünf solchen Fällen gehört", sagte Garyo. „Drei davon liegen schon über dreißig Jahre zurück."
    „Ich wollte, ich wüßte überhaupt nichts davon! Warum mußte ich denn auch noch dabeisein?"
    „Weil du es wissen mußtest."
    „Dann wußtest du also, wie es ausgehen würde?"
    „Ja. Es erspart uns beiden einige sehr unangenehme Lektionen. Tut mir leid, aber so ist das nun mal, wenn man nach den Sternen greift!"
    „Wenn es so ist, bleibe ich lieber auf Taumond."
    „Das wirst du nicht tun! Einen Meister wie Baiin Weydar findest du so schnell nicht wieder."
    „Kennst du ihn denn?"
    „Ich war sein Schüler!
     
    9.
     
    Hajmayur, 344. Lektion Der Meister fragte: „Was ist die zweite Funktion der Sprache?"
    Die Schülerin antwortete: „Die zweite Funktion der Sprache ist die Verständigung. Mit Hilfe von Begriffen vermitteln wir einem anderen Lebewesen unsere Sicht der Wirklichkeit und lassen uns seine Sicht der Wirklichkeit mitteilen.
    Indem wir beide Wirklichkeiten miteinander vergleichen, schaffen wir uns eine gemeinsame Basis von Begriffen, die von beiden Parteien in der gleichen Weise verwendet werden."
     
    *
     
    1161 NGZ, Simban-Sektor Die Zeit war wie im Flug vergangen. Das war kein Wunder, denn in der VAROAR war immer etwas los.
    Langeweile konnte hier nicht aufkommen. Meister Baiin Weydar hatte viele Schüler und noch mehr Arbeit.
    Jetzt allerdings wurde es allmählich etwas ruhiger, denn der Meister wurde alt. Er hatte im letzten Jahr mehrere Schüler entlassen, aber keinen einzigen aufgenommen.
    Dorina Vaccer gehörte zu denen, die Bescheid wußten. Sie und Aramus Shaenor. Stillschweigend teilten sie einige der Arbeiten unter sich auf, um ihren Meister zu entlasten. Ebenso stillschweigend ließ Baiin Weydar sie gewähren.
    Sie waren beide Ausnahmen, Dorina und der um zwei Jahre ältere Aramus, aber auf völlig unterschiedliche Weise: Bei ihr war das Talent

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