1506 - Eine Welt der Linguiden
Gestalt, zögerte noch einen Augenblick und kam dann näher. Rhodan erkannte Moron Zembal und trat ihm entgegen. „Ich muß mit dir sprechen", sagte der junge Linguide leise und hastig. „Darf ich hineinkommen?"
Rhodan ließ ihn vorbei und beobachtete ihn mit gerunzelter Stirn. Moron Zembal hatte ganz offensichtlich ein schlechtes Gewissen. „Hat Balasar Imkord dir tatsächlich angeboten, daß du ihn auf seinem Lebensweg begleiten darfst?" fragte der Linguide in einem Tonfall, der deutlich machte, daß er sich auf gefährlichem Terrain bewegte: Er tat etwas Verbotenes, und er hatte Angst. „Ja", sagte Rhodan knapp. „Und du hast sein Angebot angenommen?"
Rhodan nickte. „Ich kann sehen, daß du die Wahrheit sagst", flüsterte Moron Zembal. Er war eher bedrückt, als entsetzt. „Aber ich kann es einfach nicht glauben. Vielleicht gibt es auch bei deinem Volk solche, die die Zei6hen manipulieren können?"
„Welche Zeichen?" fragte Rhodan.
Moron Zembal starrte ihn an. Schließlich senkte er den Kopf. „Nein", sagte er. „Du kannst es nicht. Du weißt nicht einmal, wovon ich rede. Hat Balasar Imkord dir den Grund für sein Angebot genannt?"
„Ich weiß nicht, ob dich das etwas angeht", bemerkte der Terraner. „Ich bin sein Schüler. Wenn es mich nichts angeht - wen dann?"
„Balasar Imkord wird es dir selbst erklären, wenn er meint, daß du es wissen sollst."
„Aber er muß dir doch irgendeinen Grund genannt haben!"
Rhodan zog die Augenbrauen hoch. „Muß er das wirklich?"
„Man tut so etwas nicht ohne Grund", sagte Moron Zembal. „Schon gar nicht Balasar Imkord. Er muß einen Grund haben."
„Ist das, was Baisaar Imkord vorhat, eine heilige Handlung?" fragte Rhodan nachdenklich. „Wenn es so ist, dann kann ich dir nur versichern, daß ich nicht die leiseste Absicht habe, eure Götter zu beleidigen."
Moron Zembal starrte ihn verblüfft an, und begann dann plötzlich zu lachen. „Das würde dir auch schwerfallen!" behauptete er. „Wir haben keine Götter."
„Auch gut", meinte Rhodan. „Es ist mir egal, wie ihr es nennt."
„Du scheinst mich nicht zu verstehen. Es ist wirklich so. Wir haben uns keine höheren Wesen erfunden, um unser Verhalten zu rechtfertigen. Trotzdem weiß ich, wovon du sprichst. Es ist ein Phänomen, dem wir bisher bei allen Völkern begegnet sind, mit denen wir einen Kontakt herstellen konnten."
Rhodan wußte nicht recht, was er mit dieser Antwort anfangen sollte. Irgendeinen Glauben hatte seiner Erfahrung nach jedes Volk. Andererseits war dies stets ein sehr heikler Punkt. Es war niemals ratsam, in Fragen dieser Art allzu intensiv herumzubohren. „Wenn ihr tatsächlich an gar nichts glaubt - was hat es dann mit Balasar Imkords Lebensweg auf sich?" erkundigte er sich. „Genau das, was die Bezeichnung sagt", erwiderte Moron Zembal. „Dann ist es also eine symbolische Handlung?"
„Symbolisch - ja", stimmte der junge Linguide zu. „Einmal im Jahr schreitet er den Weg seines Lebens ab."
„Wie alt ist Balasar Imkord eigentlich?"
Moron Zembal warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon nach Mitternacht. „Neunundzwanzig Jahre", sagte er. „Wo liegt das Ziel seines Lebenswegs?"
„In den Bergen."
Moron Zembals Haltung machte deutlich, daß er jede weitere Frage zu diesem Thema für unschicklich halten würde. Er schien ohnehin sehr aufgeregt zu sein, beinahe verstört. „Du magst den Gedanken nicht, daß ausgerechnet ich es sein soll, den Balasar Imkord auf seinen Lebensweg mitnehmen will", stellte Perry Rhodan fest. „Ich nehme an, daß du als sein Lieblingsschüler bisher als einziger das Privileg hattest, ihn zu begleiten."
Moron Zembal vollführte einen seltsame, seitwärts gerichtete Drehung. Er sah aus, als wolle er davonlaufen. „Niemand hat ihn je begleitet", sagte er gepreßt. So war das also! „Wirklich niemand?" fragte Perry Rhodan nachdenklich. „Keiner seiner Schüler, nicht einmal einer der anderen Friedensstifter?"
„Niemand!"
Unter diesen Umständen war es verständlich, daß Moron Zembal vor Eifersucht kochte.
Perry Rhodan dachte über Balasar Imkords Angebot nach.
Hätte er vielleicht besser doch ablehnen sollen?
Aber Balasar Imkord schien durchaus nicht zu denen zu gehören, die unbedacht etwas anboten, was sie gar nicht halten wollten. Er hatte sich diese Angelegenheit zweifellos sehr genau überlegt. Rhodan war sogar halb und halb davon überzeugt, daß man sie unter anderem wegen Balasar Imkords Lebensweg ausgerechnet nach
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