1506 - Eine Welt der Linguiden
wählen, der uns in dieser Organisation vertritt.
Eine solche Wahl wäre bei uns nicht durchführbar."
„Dann bestimmt irgend jemanden, bis sich die entsprechenden demokratischen Formen auch bei euch eingespielt haben."
„Das geht nicht."
„Warum nicht?"
„Weil unsere ... Gesellschaft, um es mal so zu nennen, auf einer ganz anderen Basis funktioniert.
Du würdest die linguidische Kultur zerstören, wenn du ihr das aufzwingst, was ihr als ›Demokratie‹ bezeichnet. Um es genauer zu sagen: Ihr würdet unser Kima vernichten. Das wäre dann unser Untergang."
Reginald Bull starrte ihn betroffen an. „Das wußte ich nicht", sagte er nach einer langen Pause. „Aber da du es uns nun gesagt hast, werden wir dieses Thema nicht mehr berühren."
„Ist das Kima so etwas wie ein Gemeinschaftssinn?" fragte Tamosh Unda, der Akone. „Das, was euer Volk zusammenhält und jeden von euch wissen läßt, was er zu tun hat?"
Balasar Imkord sah ihn lange an. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Wir wissen selbst nicht, was es ist", behauptete er. „Wir wissen nur, daß wir es verlieren können."
Der offizielle Teil des Gesprächs schien damit vorüber zu sein, denn einige junge Linguiden kamen und brachten Speisen und Getränke. Sie waren sehr aufmerksam, überaus höflich und freundlich. Es war ihnen anzumerken, daß sie die beiden Friedensstifter verehrten und bewunderten, aber auch für die Fremden interessierten sie sich sehr. „Erlaube mir, daß ich dir den Pavillon zeige, den wir für dich bestimmt haben", sagte Balasar Imkord einige Zeit später zu Perry Rhodan. „Er liegt gleich dort drüben."
Reginald Bull, der sich gerade mit Dorina Vaccer unterhielt und sich dabei redlich abmühte, sich einzureden, daß ihm die Friedensstifterin von Grund auf unsympathisch war, drehte sich um und warf dem Friedensstifter einen scharfen Blick zu, sagte aber nichts. Dorina Vaccer, der seine Reaktion selbstverständlich nicht entgangen war, lächelte freundlich. „Ihr seid hier in diesem Park mindestens so sicher wie in euren Schiffen", sagte sie. „Hier habt ihr nichts zu befürchten."
„So war es auch gar nicht gemeint", brummte Reginald Bull verlegen. „Aber warum mehrere Pavillons? Einer würde für uns alle genügen."
„Wir wollen euch nicht voneinander trennen", versicherte Dorina Vaccer sanft. „Wenn ihr lieber zusammenbleiben wollt, könnt ihr das selbstverständlich tun. Niemand wird euch daran hindern.
Ihr werdet es allerdings ein wenig eng und unbequem finden. Diese Pavillons sind Gästehäuser. Sie sind für die Lehrer der Schule bestimmt. Einige von ihnen kommen nur gelegentlich für begrenzte Zeit hierher. Ihre Arbeit ist sehr anstrengend, und darum sind sie froh, wenn sie sich wenigstens einmal am Tag an einen Ort zurückziehen können, an dem sie sich allein und ungestört entspannen können. Daher sind diese kleinen Häuser auch stets nur zur Aufnahme einer einzelnen Person eingerichtet."
Bull sah ein wenig unglücklich drein. Rhodan mußte lächeln. „Zeige mir meine Unterkunft", bat er den Friedensstifter.
Balasar Imkord führte ihn zu einem Pavillon, der von blühenden Sträuchern umgeben war. „Dort drüben wohne ich", erklärte er und deutete auf das nächste Häuschen, das hinter einer malerischen Baumgruppe lag.
Das Innere des Pavillons bestand aus einem einzigen Raum, der nur sehr sparsam möbliert war.
Es gab einen Küchenautomaten, dazu einen Tisch mit Bänken drum herum, einige bequeme Sessel und ein von Schrankfächern umgebenes Bett. Das Bett war riesig und wirkte sehr bequem. Eine schmale Tür führte in den einzigen Nebenraum, dessen Einrichtung der Hygiene diente. Große Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten, boten rundherum eine Aussicht auf den Park. „Bist zu zufrieden?" fragte Balasar Imkord. „Sieht man mir das nicht an?" fragte Rhodan zurück.
Der Friedensstifter betrachtete ihn nachdenklich. „Hast du nicht den Wunsch, die Nacht lieber in deinem Raumschiff zu verbringen?" erkundigte er sich. „Ich nehme an, daß ihr einen triftigen Grund habt, uns diese Gästehäuser anzubieten."
„Ja, allerdings. Einmal im Jahr gehe ich meinen Lebensweg. Du wirst dir darunter jetzt nichts vorstellen können, und es hätte auch wenig Sinn, es dir erklären zu wollen. Es handelt sich um etwas, das man nur dann verstehen kann, wenn man es mit eigenen Augen sieht. Darum biete ich dir an, mich zu begleiten."
Dieses Angebot schien ihm nicht leichtzufallen. Perry Rhodan
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