1506 - Eine Welt der Linguiden
Drostett bestellt hatte. Die Frage war nur, was die Friedensstifter mit diesem Manöver bezweckten.
Wollten sie den Terraner auf die Probe stellen? War Moron Zembal nur aus diesem einen Grund hier: Nämlich um Rhodan zu einer Reaktion zu provozieren?
Verständnis, gegenseitige Rücksichtsnahme - diese Dinge schienen den Linguiden sehr wichtig zu sein. „Wenn dir so viel daran liegt", sagte er gedehnt, „kann ich auch gerne darauf verzichten. Geh du an meiner Stelle."
Was auch immer Moron Zembal erwartet hatte: Das war es nicht gewesen.
Er starrte Rhodan so entsetzt an, als hätte dieser ihm den Vorschlag unterbreitet, Balasar Imkord umzubringen.
Dann sprang er plötzlich auf und war auch schon zur Tür hinaus
6.
Am nächsten Morgen wurde Perry Rhodan von Balasar Imkord geweckt. Draußen war es noch dunkel. Ein Gleiter stand vor dem Pavillon.
Balasar Imkord trug an diesem Morgen nicht seinen üblichen blauen Einteiler, sondern eine einfache, braune Kutte mit Kapuze. Er reichte dem Terraner ein gleichartiges Kleidungsstück. „Laß bitte alles andere hier zurück", bat der Friedensstifter. „Nimm keine technischen Geräte mit, keinen Proviant, vor allem aber keine Waffen."
Rhodan dachte an Reginald Bull und mußte lächeln.
Dies war nicht der richtige Augenblick für mißtrauische Fragen - er spürte es. Balasar Imkord wirkte still und in sich gekehrt. Unvorstellbar, daß dieses Wesen etwas Böses im Schilde führte.
Aber bestand nicht die Gefahr, daß dieses instinktive Vertrauen, das Rhodan zu spüren glaubte, mit Absicht hervorgerufen wurde?
Rhodan schob diesen Gedanken beiseite. Auf diese Weise würde er nie an die Linguiden herankommen. Er mußte ihnen vertrauen - oder Drostett auf der Stelle verlassen.
Balasar Imkord steuerte den Gleiter selbst. Er flog nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen.
Nach einer halben Stunde tauchten Berge vor ihnen auf, eine Gebirgskette.
Diese Gebirgskette lag am Rand des bewässerten Gebiets. Zu ihren Füßen lagen Haine mit blühenden Fruchtbäumen, dazwischen kleine, schachbrettartig angelegte Felder zwischen Mauern aus aufgeschichteten Steinen. Hier und da waren ein paar Häuser zu erkennen. Sie waren niedrig und bestanden auf den ersten Blick nur aus großen, tief herabgezogenen Dächern, die die Sonnenenergie einfingen. Unter diesen Dächern erkannte man beim näherem Hinsehen weißgekalkte Mauern und steinerne Veranden, die teilweise verglast waren.
Der Gleiter landete abseits der Siedlungen auf einer natürlichen Plattform aus gewachsenem Fels.
Balasar Imkord stieg aus und trat an den Rand der Plattform. Rhodan folgte ihm.
Direkt unter ihnen lag ein Wäldchen aus hochaufragenden Bäumen, die auf silbergrauen, gerippten Stämmen quastenförmige Wipfel aus grobzerschlitzten Blättern trugen. Direkt aus den Stämmen brachen große, braune Blüten hervor, die einen moschusartigen Geruch verbreiteten. Jeder einzelne Baum war von einer niedrigen Mauer aus aufgeschichteten Feldsteinen umgeben und einzeln an die Bewässerungsanlage angeschlossen.
Innerhalb der Mauern wuchs ein Gewirr von wilden Blumen. Außen herum dagegen gab es nur nackten Fels, unfruchtbares Geröll und kristallen glitzernden Sand. Man hörte nichts als das leise Rascheln der Blätter im Wind und das gelegentliche Summen und Brummen eines Insekts.
Es war ein eigenartiger Anblick. Dieser linguidische Obstgarten am Rand der Wüste ließ ahnen, daß das Leben hier auf Drostett nicht leicht war. Rhodan fragte sich, was die Linguiden wohl dazu bewogen haben mochte, sich freiwillig auf einem so kargen Planeten niederzulassen. „Dort unten", sagte Balasar Imkord nach langem Schweigen, „liegt das Haus, in dem ich geboren wurde."
Rhodan blickte in die Richtung, in die der Linguide zeigte. Jenseits des Gartens, hinter den Bäumen fast völlig verborgen, lag ein Haus.
Der Terraner erwartete, daß Balasar Imkord zu dem Garten hinabsteigen und seinem Gast zu diesem Haus führen würde, und er fragte sich, wie er sich bei einem Familienfest unter lauter Linguiden zu verhalten hatte.
Aber der Friedensstifter drehte sich um und ging zum entgegengesetzten Ende der Plattform.
Dort war der Beginn eines schmalen Pfades zu erkennen.
Der Weg führte beständig bergauf. Hier und da standen kleine, knorrige Bäume, kaum mannshoch, mit spärlichem, rötlichsilbrigem Laub und dornigen Zweigen. Spuren führten seitwärts zu schmalen Felsbändern, auf denen kugelrunde Büsche mit winzigen, grauen
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