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1506 - Eine Welt der Linguiden

Titel: 1506 - Eine Welt der Linguiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hier irgend etwas in aller Eile beiseite geschafft hatte. Keine Hinweise darauf, daß normalerweise ein Schutzschirm existierte, den man nur jetzt vorübergehend abgeschaltet hatte. Auch kein Anzeichen dafür, daß dem Baum wenigstens ein Minimum an Wasser zugeführt wurde.
    Wovon lebt dieser Baum?
    Perry Rhodan beobachtete den Friedensstifter unauffällig, während er die Mulde und deren Umgebung untersuchte. Er hoffte auf einen unbewußten Hinweis in Form eines Blickes oder irgendeiner anderen Reaktion.
    Aber Balasar Imkord war offensichtlich hinreichend damit beschäftigt, den Baum zu bestaunen.
    Der Terraner gab die nutzlose Suche auf und setzte sich wieder neben den Friedensstifter. Balasar Imkord wandte den Kopf zur Seite und lächelte ironisch, sagte aber nichts.
    Rhodan betrachtete den Baum.
    Moron Zembal hatte behauptet, daß die Linguiden keinen Glauben kannten.
    Aber was war mit diesem Lebensbäumen?
    Ein Baum pro Linguide. Zum Zeitpunkt der Geburt gepflanzt. Offensichtlich ein Leben lang verehrt, und mit Sicherheit auch genauso lange bestens gepflegt, denn wie anders ließ sich ein blühender Baum hier oben in dieser Umgebung erklären?
    Keine Religion, kein Glaube?
    Zumindest in dieser Beziehung machten sich die Linguiden offensichtlich selbst etwas vor. Perry Rhodan war beinahe froh über diese Erkenntnis. Es machte ihm die Linguiden sympathischer. Allzu glatte Perfektion war ihm unheimlich, denn meistens galt in diesem Fall die Regel, daß unter der perfekten Oberfläche höchst unerfreuliche Dinge verborgen lagen.
    Wenn sie Bäume verehrten, dann war das immerhin eine recht harmlose Schwäche.
    Abgesehen davon: Angesichts dieses Baumes in dieser Umgebung konnte selbst ein nüchterner Terraner ins Träumen geraten. Die Stille, die Weite, die Abwesenheit aller anderen Anzeichen von Leben ringsum, die duftende Blütenpracht zwischen kahlen Felsen - all das wirkte tatsächlich mystisch. Es war ein Geheimnis, und es war beeindruckend.
    Hinzu kam dieser Linguide, der schweigend auf dem Stein saß und sich nicht rührte, ein Wesen mit umwerfendem Charisma, auf irgendeine unbeschreibliche Weise eins mit seiner Umgebung, als sei etwas von ihm in dem Stein, in dem Baum und sogar in dem Wind, der zwischen den Felsen sang.
    Je länger Rhodan neben diesem Linguiden saß, desto deutlicher wurde er sich seiner selbst und seiner Welt bewußt. Die Unruhe und die Neugier - sie wurden unwichtig. Es spielte keine Rolle, warum der Baum hier oben wachsen und blühen konnte: Dieser Baum existierte, und das war genug. Und plötzlich sah er das, worauf es wirklich ankam.
    Dieser Baum war ein Wunder, wie jeder Baum - wie jedes Lebewesen, jedes Stückchen Materie, wie das ganze gewaltige, wunderbare Universum selbst.
    Und er erinnerte sich.
    Vor langer Zeit, als er noch ein Kind gewesen war, hatte er in einer klaren Nacht zu den Sternen hinaufgesehen, und eine brennende Sehnsucht war in ihm gewesen, eine Sehnsucht, die ihm die Kehle zuschnürte, und ihm die Tränen in die Augen trieb.
    Dort hinauf - und dann hinaus in diese unendliche Weite, die voller Wunder war!
    Und nun war er hier, so viele Jahre später, mehr als achtzigtausend Lichtjahre von der Erde entfernt, auf einem fremden Planeten, unter einer fremden Sonne. Er saß auf einem Stein, der nicht auf der Erde entstanden war, neben einem Wesen, das einem fremden Sternenvolk angehörte, vor sich einen Baum, den noch keines anderen Menschen Auge je gesehen hatte, und ihm wurde bewußt, daß der allzuoft vergessen hatte, sich zu wundern.
    Statt dessen hatte er gelernt, überall nach einer rationalen Erklärung zu suchen - nach all den Tricks, mit denen man die Sterne zum Leuchten und die Bäume zum Blühen brachte.
    Sogar sein eigenes Leben war zu einem Trick geworden, abhängig von einem metallenen Etwas, von dem er noch nicht einmal wußte, wie es funktionierte.
    Jetzt besaß er den Zellaktivator nicht mehr, und es lagen nur noch knappe zweiundsechzig Jahre vor ihm.
    Zweiundsechzig Jahre - wenn die Wirkung der lebensverlängernden Zelldusche erlosch, würde Balasar Imkord schon seit mindestens vierunddreißig Jahren aufgehört haben, zu existieren. Zweiundsechzig Jahre waren mehr, als ein neugeborener Linguide vor sich hatte.
    Nach einiger Zeit stand der Friedensstifter auf. Er sagte noch immer kein Wort. Schweigend gingen sie auf demselben Weg zurück, auf dem sie gekommen waren. An der kleinen Quelle legten sie eine kurze Pause ein, tranken einen Schluck Wasser und

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