1507 - Das Blut-Juwel
nicht im Stich lassen können. Du rufst ja nicht an, weil du Langeweile hast.«
»Das ist wohl wahr. Ich habe dennoch ein etwas schlechtes Gewissen, weil ich dich von der kleinen Feier weggeholt habe.«
»Das musst du nicht. Shao und Suko waren schon weg, und ich…«
Sie lachte. »Komm, sprich nicht weiter. Wir alle sind schließlich nur Menschen.«
»Da hast du allerdings recht.«
Purdy hauchte mir einen Freundschaf tskuss auf die Lippen und zog sich zurück in ihr Schlafzimmer.
Ich blieb im Wohnzimmer und war gespannt darauf, wie die nächsten Stunden verlaufen würden…
***
Eigentlich hatte ich vorgehabt, mich hinzulegen, aber mein innerlicher Zustand ließ das nicht zu. Ich war einfach zu aufgewühlt, um schlafen zu können, wobei ich das im Prinzip nicht vorgehabt hatte. Aber das schlichte Ruhen hatte mir auch eine gewisse Entspannung gebracht.
Mein Weg führte mich auf den Balkon, hinein in eine Nacht, die den Winter vergessen ließ. Zwar war die Luft noch kühl, aber nicht mit der zu vergleichen, wie man sie noch vor einigen Wochen erlebt hatte.
Dieser Balkon hatte seine Geschichte. Ich musste nicht mal lange zurückdenken, um mich an einen gefährlichen vor.
Vampirfall zu erinnern, bei dem auch Justine Cavallo eine Rolle gespielt hatte. Diesmal war sie außen vor, doch der Gedanke an sie erinnerte mich daran, dass ich jemanden anrufen wollte. Das hatte ich Jane Collins versprochen.
Ich hörte die leichte Müdigkeit in ihrer Stimme mitschwingen, als sie sich meldete.
»Du rufst also doch noch an?«, sagte sie.
»Ja.«
»Und?«
»Ich bin froh, dass ich zu Purdy gefahren bin. Sie ist da in einen unglaublichen Fall hineingeraten.«
»Wieso?«
»Sagt dir der Name Arnos Price etwas?«
»Klar.«
»Wieso das denn?«
»Ein Killer, der zahlreiche Menschenleben auf dem Gewissen hat. Er sitzt jetzt zum Glück hinter Gittern.«
»Ja, so sagt man.«
Jane stutzte nach meiner Bemerkung. »Etwa nicht?«
»Doch, aber wie ich feststellen musste, ist er kein normaler Mensch.«
»Da bin ich aber gespannt.«
Ich ließ Jane Collins nicht lange im Unklaren und berichtete ihr in knappen Worten, was ich von der Staatsanwältin gehört hatte.
Jane gab zunächst keinen Kommentar ab und sagte dann: »Sollte er mit finsteren Mächten in Verbindung stehen?«
»Das schließe ich nicht mehr aus.«
»Mein Gott, das ist schlimm.« Sie atmete heftig. »Und du bist davon überzeugt, dass dieser Ring, dieses - dieses Erbe mit Blut gefüllt ist?«
»Bei dieser roten Flüssigkeit kann ich davon ausgehen. Einen konkreten Beweis habe ich noch nicht, aber wenn du ihn sehen würdest, dann würdest du mir recht geben.«
»Sicher.« Ihre Stimme sackte etwas ab. »Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, woher das Blut stammen könnte?«
»Es könnte etwas mit Atlantis zu tun haben. Ich will mich nicht darauf festlegen, aber ich finde den Begriff altes Blut gar nicht mal so verkehrt.«
Jane stimmte mir zu und war der Ansicht, dass auch Arnos Price möglicherweise schon mal gelebt hatte.
»Bei Purdy wissen wir es.«
»Okay. Aber jetzt mal konkret. Weißt du schon, wie es weitergehen soll? Hast du einen Plan und…«
»Nein, wir müssen die Nacht abwarten. Ich gehe davon aus, dass sich unser Freund melden wird. Und deshalb bleibe ich hier und spiele gewissermaßen den Leibwächter für Purdy Prentiss.«
»Ja, das ist nicht schlecht. Brauchst du unter Umständen eine Hilfe? Wenn ja, dann sag es.«
»Nein, nein, Jane. Du kannst zu Hause bleiben. Ich werde schon allein zurechtkommen. Ich wollte nur, dass du erfährst, wie es abgelaufen ist.«
»Dann viel Glück.«
»Danke.«
Ich war froh, den Anruf hinter mich gebracht zu haben. Das hatte mir schon auf dem Herzen gelegen. Ich dachte darüber nach, wie es weitergehen sollte. Der Blick in die Dunkelheit brachte mir nichts ein.
Beim letzten Fall, den ich hier erlebt hatte, waren wir auch von außen angegriffen worden. Damit war jetzt nicht zu rechnen.
Das Bild, das sich mir bot, war völlig normal. Ich sah keine Bewegungen in der Luft und zog mich zurück in die Wohnung, in der ich von einer völlig normalen Stille umgeben war. Es gab keinen Hinweis auf eine Gefahr. Ich selbst spürte auch nichts. Mein Kreuz meldete sich nicht, und es war auch kein Geräusch zu hören, das ich als verdächtig hätte einstufen müssen. Ja, das Kreuz!
Es war in diesem Fall nicht die ultimative Waffe, um zu gewinnen. Man konnte es als Bollwerk gegen das Böse einsetzen, dagegen hatte
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