1507 - Das Blut-Juwel
und erklärte ihr noch einmal, dass die Annahme der Schenkung verbindlich war.
»Ich weiß, Mr Green.«
»Und? Was sagen Sie zu dem Ring?«
Purdy hob den Kopf. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich kann noch nichts sagen.«
»Er gefällt Ihnen nicht?«
»Genau, wenn ich ehrlich sein soll. Ich hätte kein Geld für ihn ausgegeben.«
»Das kann ich verstehen. Ein derartiges Schmuckstück ist reine Geschmackssache.«
»Ich nehme den Ring trotzdem an. Aber ich werde Arnos Price auch persönlich besuchen und werde ihn fragen, was er mit diesem Geschenk an mich bezweckt hat.«
»Das ist eine gute Idee.«
Die Staatsanwältin hatte das Schmuckstück bisher nur betrachtet und es nicht angefasst. Etwas ließ sie zögern. Sie ahnte, dass der Anwalt darauf wartete, und sie tat ihm auch den Gefallen.
Mit spitzen Fingern griff Purdy in die Schatulle hinein und umfasste den Ring an seinen seitlichen Rändern. Er klemmte fest, und sie musste etwas ziehen, um ihn zu lösen.
Eine ungewöhnliche Atmosphäre hatte sich in der Kanzlei des Notars ausgebreitet. Purdy ärgerte sich darüber, dass ihre Finger leicht zitterten.
Sie war sonst nicht so nervös, und schon jetzt hatte sie den Eindruck, dass mit dem Ring etwas nicht stimmte.
Ob die Fassung aus echtem Gold war, konnte sie nicht bestimmen, das war für sie in diesem Moment auch unwichtig, denn etwas ganz anderes hatte sie gestört und aufmerksam werden lassen.
Als sie den Ring etwas heftiger bewegt hatte, war ihr ein Phänomen aufgefallen, das für sie kaum zu fassen war.
Der Stein in der Fassung hatte sich bewegt!
Sie hielt den Atem an.
»Was ist, Mrs Prentiss?«
Purdy schüttelte den Kopf, denn sie wollte sich nicht ablenken lassen.
Sie schaute genau hin. Den Ring hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand. Als sie ihn jetzt leicht schüttelte, da sah sie es deutlicher.
Der Stein in der Fassung rutschte hin und her.
War es wirklich der Stein?
Plötzlich hatte sie da ihre Zweifel. Was sich da bewegte, das war kein festes Material, sondern etwas ganz anderes. Eine träge Flüssigkeit, die hin und her schwappte wie roter Sirup.
Nur glaubte Purdy Prentiss nicht daran, dass es Sirup war. Der Inhalt bestand aus etwas anderem, und sie wusste auch, woraus.
»Blut«, flüsterte sie, »es ist Blut…«
Ihr Kommentar war zwar leise gesprochen worden, aber der Notar hatte ihn trotzdem gehört. Er ließ sich nur einen Moment Zeit mit seiner Bemerkung und fragte dann: »Was haben Sie gesagt?«
Purdy Prentiss richtete sich etwas auf und schaute in die Höhe.
»Das ist kein Stein, der da in der Fassung steckt. Dieser Ring ist mit Blut gefüllt.«
»Bitte?«
»Ja, unter dem Deckglas befindet sich Blut. Dickes Blut.«
»Sind Sie sicher?« Sie nickte.
»Das kann ich nicht glauben. Das ist doch - verdammt noch mal unmöglich.«
»Aber es ist so…«
»Ein Blutring! Ein mit Blut gefülltes Schmuckstück! Das kann es nicht geben. Wem soll das denn eingefallen sein, verflucht noch mal? Sagen Sie was, Mrs Prentiss.«
»Unserem Freund Arnos Price. Mehr muss ich Ihnen nicht sagen. Er hat diesen Ring besessen und ihn nun mir geschenkt. Das ist alles. Und er hat sicher genau gewusst, warum er das tat.«
»Und warum?«
Purdy Prentiss lächelte kantig. »Das werde ich ihn fragen. Ich werde ihm einen Besuch in seiner Zelle abstatten und mich erkundigen, wie ich zu dieser Ehre gekommen bin.«
Der Notar war noch immer konsterniert. Er schaute den Ring zwischen Purdys Fingern an. »Das hätte ich nicht gedacht. Trotzdem kann ich es noch immer nicht richtig glauben, dass es sich bei dem Inhalt um Blut handelt.«
»Ich werde es analysieren lassen. Da brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen.« Purdy legte den Ring wieder in die Schatulle zurück und klemmte ihn dort zwischen zwei Samtbacken fest. Nachdem sie den Deckel geschlossen hatte, kam ihr der Notar etwas gelöster vor, als wäre ihm eine schwere Last von der Seele genommen worden. Aber er dachte auch an seinen Job, und so teilte er Purdy noch mit, dass sie die Schenkungsurkunde noch unterzeichnen musste.
»Keine Sorge, das werde ich tun.«
Peter Green nickte. »Sie sind eine mutige Frau, denn nicht jede hätte dieses Schmuckstück angenommen.«
»Sie dürfen nicht vergessen, welchem Beruf ich nachgehe«, sagte sie.
»Klar. Sie gehen den Dingen auf den Grund. Das ist Ihr Job.«
»Ich werde versuchen, etwas über die Herkunft des Rings herauszufinden. Und dann möchte ich wissen, mit wessen Blut er
Weitere Kostenlose Bücher