1508 - Der Templerjunge
der Truck wichtig. Mein Freund hatte seine Beretta bereits gezogen. Ich tat es ihm nach, als ich auf die linke Seite des Fahrerhauses zulief und dort die Tür aufriss. Das hatte Suko auch an der rechten Seite getan, wo der Fahrer saß, der unter Schock stand und leise anfing zu schluchzen.
Ansonsten befand sich niemand mehr in der Fahrerkabine. Ich glaubte nicht daran, dass wir dem Fahrer die Schuld geben konnten, auch wenn er den Truck gelenkt hatte.
Er weinte und zitterte. Als er uns richtig bemerkte, wollte er schreien, aber meine ruhige Stimme hielt ihn davon ab.
»Sie müssen keine Sorge mehr haben, Mister. Die Fahrt ist für Sie zu Ende.«
Es dauerte, bis er begriffen hatte. Dann keuchte er: »Wirklich zu Ende?«
»Ja.«
»Lebt der Junge noch?«
»Auch das.«
Sein Kopf und der Oberkörper sackten nach vorn. Mit der Stirn berührte er das Lenkrad. Er weinte wieder und sprach davon, dass er den Jungen nicht hatte überfahren wollen. Er hätte noch versucht auszuweichen.
Ich fragte: »Sind Sie in der Lage, uns zu sagen, was genau passiert ist?«
»Ich war nicht allein.«
»Das hatten wir uns gedacht«, sagte Suko.
Der Mann hob den Kopf wieder an. »Man hat mich gezwungen, verflucht. Man hat mich gezwungen!« Er hatte geschrien und schlug jetzt mit beiden Händen auf das Lenkrad.
Wir ließen ihm etwas Zeit, und Suko stellte ihm dann die nächste Frage.
»Wer hat Sie gezwungen?«
Er schaute Suko erstaunt an. »Wer mich gezwungen hat?«
»Ja, genau.«
»Die Gestalt«, flüsterte er. »Die Gestalt neben mir hat mich gezwungen, auf den Rummelplatz zuzufahren.«
»Ich sehe keine Gestalt.«
»Sie ist weg!«, fluchte der Mann. »Aber sie ist da gewesen. Das müssen Sie mir glauben. So plötzlich, von einem Moment auf den anderen. Ich ich… habe sie auch nicht einsteigen sehen. Dieser Mann mit den kalten gelben Augen saß plötzlich neben mir, und er hat mich gezwungen, hierher zu fahren. Hier hinein in den Park. Das war einfach nur grauenhaft, denn ich konnte mich nicht wehren. Ich war wie gelähmt. Der andere hatte die Kontrolle über mich, und ich war nicht mehr ich selbst.«
Suko nickte. »Das kann ich verstehen«, murmelte er, »aber Sie können ihn beschreiben, nehme ich an?«
»Ja, das kann ich.«
»Bitte.«
Zu zweit lauschten wir seiner Beschreibung. Es war eine Gestalt gewesen, wie er uns sagte. Ein Wesen, das er nicht als Mensch einstufen wollte, obwohl es sprechen konnte. Es hatte kalte Augen, die der Fahrer mit gelben Eisstücken verglich.
»Und das Wesen hat Sie gezwungen?«, fragte ich noch mal.
»Ja. Ich habe alles versucht. Ich wollte nicht in den Rummel fahren. Er wollte auch den Wagen hier zur Explosion bringen, glaube ich. Es war alles so schrecklich. Ein Albtraum, wie er schlimmer nicht sein konnte.«
Er zog die Nase hoch und schluchzte wieder. »Aber ich lebe noch - und der Junge auch.«
»Das soll auch so bleiben«, sagte ich und fuhr fort: »Sie werden hier im Fahrerhaus bleiben, und wir kümmern uns um Ihren Besucher. Haben Sie nicht gesehen, wie er plötzlich verschwand?«
»Nein, er war auf einmal weg.«
»Gut.«
»Wollen Sie ihn denn fangen?«
»Ja, das haben wir vor.« Ich lächelte ihm zu. »Wenn Sie wollen, schicken Sie ein Dankgebet zum Himmel. Oder merken Sie sich dieses Datum. Da können Sie dann Ihren Geburtstag zum zweiten Mal feiern.«
»Meinen Sie?«
»Bestimmt.«
Wir hatten uns zwar recht lange bei dem Fahrer aufgehalten, aber das hatte sein müssen. Jetzt war es wichtig, dass wir den verdammten Baphomet-Templer fanden, und wir setzten darauf, dass er noch nicht verschwunden war.
Ich wollte auch mit dem Jungen reden und rechnete eigentlich damit, das er auf uns gewartet hatte.
Das war nicht der Fall.
Ich stand vor dem Truck und hielt vergeblich nach ihm Ausschau. Er war nicht mehr da. Dafür standen einige Neugierige in der Nähe und redeten aufeinander ein.
Auch Polizisten waren plötzlich da. Im Hintergrund jaulten Sirenen, und ich sah zwei Beamte, die auf uns zuliefen. Sie hatten uns aus dem Truck klettern gesehen.
Bevor es zu Unstimmigkeiten kommen konnte, präsentierten Suko und ich unsere Ausweise. Wir erklärten auch, nicht belästigt werden zu wollen, und machten uns dann auf die Suche nach dem Templersohn und natürlich auch nach seinem Vater.
Suko hatte die Idee, eine junge Frau anzusprechen, die mit ihrem kleinen Kind unterwegs war. Es saß noch im Buggy, und die Frau hielt den Griff des kleinen Wagens so fest umklammert, als wollte
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