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1508 - Spur der Hoffnung

Titel: 1508 - Spur der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Du schwindelst." Tamara lächelte. „Häng das Tuch wieder drüber, und laß uns hinsetzen und etwas trinken."
    Gesil, der es nicht an Selbstbewußtsein mangelte, staunte noch darüber, wie bestimmend Tamara auftrat. Aber sie entgegnete nichts und folgte ihr zu der Couch.
    Eine kleine Mobileinheit glitt auf ein Handzeichen Gesils heran und erkundigte sich nach den Wünschen der beiden Frauen. „Ich nenne ihn Mobisyn. Er ist ein beweglicher Teil der Heimsyntronik", erklärte Gesil. „Bitte sprich ihn so an."
    Tamara Juntersman wählte einen leichten Rotwein. Gesil begnügte sich mit einem Fruchtsaft. „Was hältst du von dem Bild, Tamara?" fragte sie, als die Getränke auf dem Tisch standen. Der Mobisyn ordnete die Blumen, die die Besucherin mitgebracht hatte, in eine lindgrüne Vase. Dann verschwand die Schwebeeinheit durch eine offene Tür, die zu den anderen Räumen führte. „Es stellt Teile deiner Gefühle dar", antwortete Tamara Juntersman. „Zumindest vermute ich das.
    Ich bin kein großer Experte in diesen Dingen. Ich verlasse mich bei solchen Urteilen eher auf mein Gefühl."
    „Das ist gut. Ich lege im Moment wenig Wert auf die Urteile von Experten."
    „Du machst dir große Sorgen", fuhr Tamara unbekümmert fort. „Sicher, du kannst sagen, daß ich mir das auch denken kann, ohne das Bild zu sehen, denn man hört ja genug. Aber ich lasse das bewußt außer acht. Betrachte allein die Farben deiner Wohnung. Sie sind warm und weich, braun und grün. Auf dem Bild aber sah ich nur dunkle Schatten, in denen die Blautöne und das Schwarz überwiegen. Dazu die leeren Flächen.
    Du magst sie bewußt so unfertig gelassen haben, aber auch das muß ein Ausdruck deiner Gedanken und Sorgen sein."
    „Ich habe an nichts Besonderes gedacht, als ich dieses Bild gemalt habe." Gesil nippte an ihrem Glas, und Tamara nahm einen längeren Schluck. „Ich habe nur versucht, mich von meinen Gedanken abzulenken und einfach treiben zu lassen. Früher habe ich mich nie mit Malerei befaßt."
    „Du hast deinen Gedanken einen besonderen Ausdruck verliehen", meinte die junge Frau, „als du diese Farbkombination erzeugt hast. Ich will es einmal ganz einfach ausdrücken. Für dich ist vieles in deinem augenblicklichen Leben gänzlich ungeklärt, und du siehst auch keinen Weg, Antworten zu finden. Das sind die leeren Flächen zwischen den blauen und den schwarzen Schatten. Du schleppst eine schwere Last mit dir herum, und du ahnst, daß dich diese Last erdrücken könnte. Das sind die dunklen Zerrbilder. Und wenn du die gesamte Anordnung von Licht und Schatten auf dem Bild betrachtest, dann siehst du, daß du Angst hast und irritiert bist."
    Gesil antwortete nichts. Sie stand auf und ging zu der Staffelei. Dort zog sie das Tuch weg und trat ein paar Schritte zurück. Nachdenklich starrte sie auf das Bild. Schließlich trat sie wieder nach vorn.
    Sie nahm einen Pinsel und öffnete zwei Klappen an der Palette. Mit schnellen Bewegungen brachte sie zwei Farbtupfer in der Mitte des Bildes in einer freien Zone an, einen roten und einen gelben. Dann legte sie die Utensilien wieder ab und kehrte zu ihrem Platz zurück. „Eine bewußte Veränderung meines mißlungenen Kunstwerks." Sie lächelte, und diesmal wirkte dieses Lächeln echt und frei. „Vielleicht gar nicht so übel. Der eine Punkt bist du, der andere ich. Wir stehen nahe beieinander."
    „Du willst mit mir über deine Sorgen sprechen", erriet Tamara Juntersman.
    Gesil nickte. „Eine wenig oder gar nicht mit Vorurteilen behaftete Frau könnte für mich ein guter Gesprächspartner sein. Vielleicht auch ein Ventil für meine unausgesprochenen Gedanken."
    „Wenn du mir vertrauen willst, so höre ich dir gerne zu."
     
    *
     
    Tamara Juntersman war noch keine sieben Jahre alt gewesen, als die Milchstraße vom Joch des mörderischen Tyrannen Monos befreit worden war. Sie war auf einem unbedeutenden Kolonialplaneten geboren worden, denn Geburten hatte es in den Jahrhunderten vor dem bedeutenden Ereignis auf Terra praktisch nicht mehr gegeben. Die Macht von Monos, verbunden mit den Grausamkeiten des Simusense-Netzes, hatte das zu verhindern gewußt.
    Die junge Frau kannte die damaligen Verhältnisse nur von Berichten. Sie lebte nun seit fast sechs Jahren auf der Erde, und vieles war ihr noch fremd und ungewohnt. Das war für Gesil ein Grund, etwas weiter auszuholen, als sie zu reden begann. Über zwanzig Jahre des Wiederaufbaus lagen hinter den relativ wenigen Terränern, die den

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