1508 - Spur der Hoffnung
nichts für seine Klärung tun konnte und weil ich andererseits gefordert war."
„Du sprichst von Monos, nicht wahr?"
„Monos existiert längst nicht mehr." Gesil nickte ernst. „Aber du hast die richtige Spur erkannt.
Es geht um Monos, genauer gesagt, es geht um den Gesamtzusammenhang, der noch nicht geklärt ist und insbesondere um die Frage, wer der Vater von Monos ist."
„Du meinst, wer der Vater war?"
„Nein, Tamara. Ich gehe davon aus, daß er noch lebt. Ich weiß nichts wirklich Konkretes. Monos war mein Sohn. Er wurde zu einem Teil aus meiner Zellsubstanz gezeugt, vielleicht aus einem gestohlenen Ei meines Körpers, vielleicht auch aus einer anderen Körperzelle. Etwas ist damals passiert, aber ich weiß nicht, was es war. Das ist ein Teil der dunklen Flecken auf meinem Bild."
Bei den letzten Worten war ihre Stimme schriller geworden. Tamara spürte die Erregung überdeutlich, in die sich Gesil gesteigert hatte. „Du solltest alles sagen, was du zu diesem Punkt weißt und was dich bewegt. Es würde dir bestimmt helfen.
Vielleicht entdeckt eine neutrale Person wie ich eine brauchbare Spur."
„Nicht jetzt. Ich kann dir später gern von den Dingen berichten, die vor der abscheulichen Tat passiert sind, wie zum Beispiel von meiner Entführung von Sabhal. Jetzt erscheinen mir diese Dinge nicht so wichtig. Die Frage nach Monos’ Herkunft oder nach seinem Vater ist ja nur ein Teilproblem, eben das, was ich seit fast dreiundzwanzig Jahren mit mir herumschleppe, ohne auch nur einen Funken Licht in dieses rätselhafte Dunkel zu bringen. Diese Frage ist aber seit einigen Monaten in den Hintergrund gerückt."
„Das kann ich auch verstehen, denn natürlich weiß ich, was Perry Rhodan und den anderen Aktivatorträgern widerfahren ist. Sie mußten ihre lebenserhaltenden Geräte abgeben."
„Das ist der entscheidende Punkt. Es geht um die Zellaktivatoren." Gesil stand auf und schritt zu ihrem so unfertig wirkenden Bild. „Ich weiß, daß ich meinen Mann in spätestens zweiundsechzig Jahren verlieren werde.
Das ist eine Belastung, die mich zu erdrücken scheint. Zweiundsechzig Jahre sind für mich wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Neben ihr verblaßt sogar die Sorge um unsere Tochter Eirene, zu der ich kein richtiges Verhältnis mehr habe."
„Zweiundsechzig Jahre sind eine lange Zeit, in der viel geschehen kann." Tamara Juntersman wollte ihre Gastgeberin mit diesen Worten ein wenig trösten, aber sie spürte, daß ihr das nicht gelang. „Es geht nicht um die Zeitspanne der lebensverlängernden Zelldusche", widersprach Gesil heftig. „Es geht um die Macht, die hinter diesen Ereignissen steht. Es geht um ES. ES war trotz seiner Schrullen stets ein Freund der Menschheit. Jetzt aber hat sich alles geändert. Auch Perry muß es so sehen, denn ES hat ihm etwas genommen, was ihm für eine sehr viel längere Zeit zugesprochen war."
„ES hat ganz andere zeitliche Maßstäbe als wir Menschen."
„In gewisser Beziehung habe ich die auch, aber das ändert nichts daran, daß ich ES auch nicht verstehen kann.
Aber da ist noch ein anderer Punkt, der mir große Sorgen bereitet. ES hat die Aktivatoren angenommen, auch die, die der Nakk Clistor besessen hatte und von denen noch niemand sagen kann, wer sie wirklich gestohlen hat. Eine vernünftige Erklärung bekam niemand von den Betroffenen, und jetzt ist ES nicht erreichbar."
Sie diskutierten eine ganze Weile weiter, und dabei rückte Gesil immer wieder das Thema „ES" in den Mittelpunkt. „Ich verstehe dich nicht, Gesil." Tamara Juntersman staunte ganz ehrlich. „Glaubst du, du könntest ES dazu bewegen, die Aktivatoren herauszugeben, wenn du ES findest? Ist das nicht ein bißchen sehr kühn? Ich denke, du kannst ES weder finden, noch zu etwas bewegen."
„Ich muß es glauben, Tamara", beharrte Rhodans Frau. „Es ist die einzige Chance, das Leben meines Mannes zu retten. Ich bin der festen Überzeugung, daß ES einem Irrtum unterliegt, ohne das selbst zu wissen. Du erinnerst dich, daß ich vorhin von Prioritäten gesprochen habe, die ich mir selbst gesetzt habe.
Mein oberstes Ziel ist es daher, auf eigene Faust nach der Superintelligenz zu forschen."
„Das kann ich verstehen. Aber wie paßt dieser Entschluß, auf die Suche zu gehen, zu deinem Verhalten? Du sitzt hier in deinem Bungalow, malst unfertige Bilder und verbringst einen ganzen Abend mit mir. Hast du diese Zeit?"
„Ich habe diese Zeit. Und ich brauche auch dieses Gespräch mit dir.
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