1508 - Spur der Hoffnung
vielsagend. „So einfach ist das nicht, denn über ES bekommt man so keine Informationen. Aber ganz falsch liegst du auch nicht. Geh einmal davon aus, daß in NATHAN in jeder Sekunde Informationen aus allen Bereichen der Milchstraße eintreffen. Meine Datei steht mit der Supersyntronik in ständiger Wechselwirkung und erhält alle neuen Informationen für einen Bearbeitungszyklus."
„Das verstehe ich nicht", gestand die Jüngere. „Ich will es ganz einfach ausdrücken." Gesil deutete in einen hell erleuchteten Seitengang, durch den sie ihren Weg fortsetzten. „Neue Informationen kommen herein, werden auf bestimmte Kriterien überprüft und dann wieder abgegeben. Die Kriterien habe ich im Oktober letzten Jahres eingegeben. Es würde sicher zu weit führen, wenn ich dir das in allen Einzelheiten erkläre, aber diese Kriterien sind so aufgebaut, daß nur Nachrichten in dieser Datei verbleiben, die in indirekter Form auf etwas schließen lassen, das mit ES zu tun hat."
„Das ist dein Weg der Suche." Tamara strahlte. „Jetzt verstehe ich dich. Welche Nachrichten hast du bis jetzt erhalten?"
„Sieben an der Zahl, aber keine brauchbaren Informationen", gestand Gesil. „Aber das hindert mich nicht daran zu hoffen, eines Tages einen Hinweis auf die Superintelligenz zu finden. Irgendeine Aussage, die den Anfang meiner Spur zu ES darstellt."
„Das klingt nicht sehr ermutigend", meinte Tamara ganz ehrlich. „Ich kann nicht erwarten", erwiderte Gesil, „daß diese Suche zu einem schnellen Erfolg führt.
Dennoch scheint mir dies für mein Vorhaben der richtige Weg zu sein, so ungewöhnlich er dir auch vorkommen mag."
„Ich muß dir weiter widersprechen." Tamara Juntersman wurde wieder etwas kesser. Sie schien sich mit der fremdartigen Umgebung abgefunden zu haben. „Um ein paar Daten in Erfahrung zu bringen, begibst du dich auf den Mond? Für dich ist es doch kein Problem, mit NATHAN in Kontakt zu treten und die Informationen abzurufen. Und das kannst du von deinem Bungalow am Goshun-See aus."
„Da irrst du dich aber. Du unterschätzt die Bedeutung einer Privatdatei. Was in ihr steht, wird zwar von NATHAN verwaltet, aber er kennt dennoch den Inhalt nicht. Die private Sphäre muß gewahrt werden. Dafür sorgen technische Absicherungen und NATHANS Zugeständnis. Aber das ist noch nicht alles.
Der Zugriff zu einer privaten Datei ist nur dem Inhaber möglich. Besondere Kodierungen und Schutzmaßnahmen sorgen dafür.
Eine davon ist, daß sich NATHAN an Ort und Stelle von der Echtheit des Dateibesitzers überzeugen kann. Und dafür wiederum ist mein persönliches Erscheinen hier obligatorisch. Eine andere ist ein besonderes Kodewort, ohne das der Inhalt meiner Datei auch mir verborgen bleibt."
„Interessant", staunte die blonde Frau. „Ein erheblicher Aufwand, um ein paar Daten zu schützen. Was geschieht aber, wenn der Inhaber der Datei stirbt? Dann wird NATHAN doch lesen, was er notiert hat."
„Er wird den Inhalt der Datei löschen, ohne daß ihn jemand zu hören oder zu sehen bekommen hat. Das ist alles."
Der Korridor endete vor einer verschlossenen Tür. In einem kleinen Display leuchtete das Datum, der 10.
Januar 1170, und dazu die Uhrzeit. Gesil hielt an, und Tamara tat dies ebenfalls. „Es folgt eine Untersuchung unserer Körper", erklärte die Manifestation einer Kosmokratin ihrer staunenden Begleiterin. „Die angekündigten Personen wurden in der ersten Überprüfung identifiziert", ertönte die freundliche Stimme der lunaren Großsyntronik. „Hinsichtlich der Person der Tamara Juntersman bestehen noch Zweifel, da dies ihr erster Besuch hier ist. Es wurde ein Persönlichkeitsmuster angefertigt, das noch vergleichend bewertet wird. Ihr könnt den Weg aber fortsetzen, bevor diese Untersuchung beendet ist."
Das schwere Tor glitt geräuschlos zur Seite. Der folgende Gang war sehr kurz. Er endete vor einer zweiten Tür, neben der ein großes Sichtfenster den Blick auf eine kleine Kommunikationskabine mit Bildschirmen und Konsolen freigab.
Auch an der Tür selbst befand sich ein kleines Tastenfeld und eine schwach schimmernde Sensorplatte. Wieder erklang NATHANS Stimme: „Gesil, bitte lege zur zweiten Identifikation deine linke Hand auf die Sensorplatte und tippe mit der rechten dein persönliches Kennwort ein. Es ist deiner Entscheidung überlassen, ob deine Begleitperson dabei das Kennwort erfährt, aber ich rate davon ab. Ich kann eine lichtundurchlässige Trennwand erzeugen, während du die
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