151 - Der Fluch von Arizona
Zeitung zur Seite und wandte sich dem Computer zu, den er in der Hauptsache als Datenspeicher nutzte, und der ihm längst unentbehrlich geworden war. Auf das Stichwort Lost-Dutchman-Mine flimmerten einige interessante Daten und Querverweise über den Bildschirm. Daraus auf die Tätigkeit dämonischer Kräfte zu schließen, wäre zwar verfrüht gewesen, doch mit einem Blick entdeckte Sullivan die Parallelen zu dem dreifachen Mord in Tortilla Flat. Der Computer spuckte auch die geographischen Daten des Ortes aus, rund fünfzig Meilen östlich von Phoenix. Trevor Sullivan erhob sich ächzend und ging zu der vier mal acht Meter großen Weltkarte an der dem Eingang gegenüberliegenden Wand, auf der sämtliche Fälle markiert waren. Eine gelbe Stecknadel bohrte er zielsicher dicht neben Arizonas Hauptstadt in die Karte.
Dann griff er nach dem Telefon. Irgendwie bereitete es ihm sogar Genugtuung, Dorian Hunter stören zu müssen.
„Ist das alles?" fragte der Dämonenkiller verwundert, nachdem er den Zeitungsausschnitt gelesen hatte.
Sullivan beobachtete ihn von der Seite her. Ihm war nicht entgangen, daß Dorian sich wiederholt mit der Hand durchs Haar fuhr und gepreßt atmete. Also litt auch er unter den Nachwirkungen des Alkohols.
Sullivan schüttelte den Kopf. „Ich habe da einige ergänzende Daten, die das Bild besser abrunden", sagte er. „Die Legende berichtet von der Lost-Dutchman-Mine als einer unermeßlich reichen Goldablagerung an einem unbekannten Ort in den Superstition Mountains. Diese Berge erstrecken sich etwa über eine Fläche von 625 Quadratkilometern, erreichen zum Teil aber nur Höhen von 1800 Metern. Das Dumme ist, daß es in dieser Gegend keine Minen gibt und daß geologische Untersuchungen die Aussicht sehr gering beurteilen, ausgerechnet im Ostteil, wo die Lost-Dutchman-Mine liegen soll, Bodenschätze zu finden. Aber immerhin gelangte sie in den dreißiger Jahren zu Berühmtheit und hat ihre Anziehungskraft für Abenteurer und Glücksritter bis heute nicht verloren." Dorian Hunter kniff die Brauen zusammen und zwirbelte an den nach unten stehenden Spitzen seines Schnurrbarts. „Willst du mich zum Goldsuchen verleiten?" warf er ein.
„Unsinn", wehrte Sullivan ab. Er folgte Dorians spöttischem Blick, der das Wasserglas streifte. „Kopfschmerzen? Dann wundert es mich, daß du so viel redest."
„Ich versuche nur, weiter auszuholen. Oder wäre es dir lieber, fünfmal nachzufragen?"
Dorian winkte lässig ab, und Sullivan fuhr mit den Ergebnissen seiner Recherchen fort: „Angeblich ist die Bezeichnung Aberglauben-Berge auf ein Mißverständnis zurückzuführen und nicht auf irgendwelche übersinnlichen Geschehnisse. Die Pima-Indianer gaben einem Berg in der Region seines Aussehens wegen den Namen ,Krummer Berg', wobei man diese Bezeichnung aber auch sinngemäß wie ,Berg-mit-dem-etwas-nicht-stimmt' auffassen kann.
Einen Holländer, wie der Name der Mine glauben läßt, gab es nicht. In Wirklichkeit war Jakob Waltz, der angebliche Entdecker, ein Deutscher. Über sein Leben existieren wenig belegbare Fakten. Es ist nur bekannt, daß er 1891 starb, nachdem er in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Phoenix das Heimatrecht beantragte. Personen, die Waltz kannten, behaupteten, bei ihm Säcke voller Golderz gesehen zu haben, trotzdem gibt es erhebliche Zweifel, ob er sich wirklich im Besitz einer reichen Mine befand."
„Wo liegt da die Pointe?" Dorian seufzte ergeben. „Willst du behaupten, Waltz wäre ein Dämon gewesen?"
Sullivan reagierte nicht auf den Einwand. „Bis 1931 war die Geschichte der angeblichen Mine nur den Einheimischen bekannt, die hin und wieder vergeblich versuchten, sie ausfindig zu machen. Im Juni des genannten Jahres verschwand dann aber der Goldsucher Adolph Ruth in den Superstition Mountains. Sein Skelett wurde erst Monate später gefunden.
Die Presse veranstaltete damals einen gehörigen Wirbel um die Tatsache."
Dorian pfiff leise durch die Zähne. „Ich hatte sowieso vor, Urlaub zu machen", sagte er. „Weshalb nicht im Land der wild-romantischen Westernlandschaften?"
„Im Ernst…", erwiderte Sullivan. „Was hältst du davon?"
„Mehr als fünfzig Jahre liegen zwischen damals und heute", überlegte der Dämonenkiller. „Die Annahme, daß es einen Mörder gibt, der seinen Opfern aus unerfindlichen Gründen den Kopf abtrennt, scheidet daher fast von vornherein aus. Vielleicht ein Nachahmungstäter. Aber warum?"
„Ich bin der Ansicht, das alles
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