1510 - Ein blinder Passagier
Alaskas bewahrte er selbst jedoch absolute Funkstille.
Ellert hielt sich meistens in seiner Kabine auf, unternahm aber öfter Spaziergänge durch das Schiff. Die Raumeinteilung eines Schiffes dieses Typs war ihm von früher her wohlbekannt, und doch konnte es geschehen, daß, er immer wieder neue und ihm unbekannte Sektionen entdeckte.
Diese Streifzüge bedeuteten für Malaudi natürlich eine beträchtliche Gefahr, und mehr als einmal wurde er gezwungen, sein Versteck zu wechseln. So betrachtet, befand er sich ständig auf der Flucht.
Einmal wäre er fast Testare in die Quere gekommen, als dieser den Lagerraum betrat, um Vorräte für die Messe zu holen. Malaudi hatten seine zur Neige gehenden Lebensmittel dazu getrieben, sich hier als Dieb zu betätigen. Im letzten Augenblick gelang es ihm, hinter einigen aufgestapelten Kisten Schutz zu finden, während Testare in aller Ruhe in den Konserven herumwühlte.
Malaudi schlug das Herz bis zum Hals. Vielleicht würde man ihn einfach aus dem Schiff stoßen, wenn man ihn fand, außerdem war im Fall einer Entdeckung sein ganzer Schwindel mit der Steintafel überflüssig geworden.
Er würde niemals Pultaf erreichen.
Als Testare gegangen war, blieb der Zwerg noch eine Weile, ehe er seinen Beutel mit Konzentraten und Konserven füllte. Mit äußerster Vorsicht schlich er sich dann zum obersten Deck hinauf, auf dem sich die Feuerleitzentrale befand, von der niemand wußte, ob sie noch einsatzbereit war.
Hier fühlte er sich einigermaßen sicher, denn der Herumstreifer Ellert war hier bereits gewesen, und ein zweites Mal würde er sich die Anlage bestimmt nicht ansehen.
Testare sah recht nachdenklich aus, als er in die Kommandozentrale kam. Alaska bemerkte es und fragte: „Was ist denn mit dir los? Du machst ein Gesicht wie ein Kadett vor der Abschlußprüfung."
Testare setzte sich und schüttelte den Kopf. „Stimmt es wirklich, daß man mit zunehmendem Alter immer vergeßlicher wird?"
„Da ist schon was dran. Wieso?"
„Unsere Vorräte. Es kommt mir so vor, als würde da einiges fehlen, aber genau weiß ich es nicht.
Ich kann ja nicht jeden Tag die Konserven oder Würfel zählen."
„Und außerdem, Testare: Wer sollte sich schon an den Vorräten vergreifen - wenn nicht du? Du wirst dir hin und wieder eine Extramahlzeit geleistet haben, und eben das hast du vergessen."
Abermals schüttelte Testare den Kopf, erwiderte aber nichts.
Schlimm war, daß er sich seiner Sache nicht sicher sein konnte. Auf jeden Fall würden die Messe und das Vorratslager von nun an verschlossen bleiben.
Eigentlich hätte er am liebsten über sich selbst gelacht, aber auf der anderen Seite war ihm nicht zum Lachen zumute.
Er stand auf. „Ich muß mich ablenken. Wenn du mich brauchst - ich bin in der Funkzentrale."
Alaska nickte ihm zu und warf einen Blick auf die Datenanzeige des Flugcomputers.
Sie waren erst sieben Stunden unterwegs und hatten den Außenrand der Milchstraße längst hinter sich gelassen.
*
Alaska war in dem bequemen Kontursessel eingeschlafen, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß die Automatik ohne jede Fehlfunktion ihren Dienst versah. In drei Stunden wollte er den Triebwerken eine kurze Pause gönnen und in den Normalraum zurückfallen.
Ellert streifte durch Deck vier, wo er sich besonders für die vernachlässigten Labors interessierte.
Der ehemalige Besitzer der QUEBRADA schien damit nicht viel im Sinn gehabt zu haben.
Testare hatte sich umquartiert und schlief nun in der Messe, was Ellert einige anzügliche Bemerkungen entlockte. Doch dann war er plötzlich sehr nachdenklich geworden und hatte Testare in Ruhe gelassen.
So ungewiß die Beobachtung Testares auch sein mochte, sie gab immerhin zu denken. Dann aber sagte sich Ellert, daß es wesentlich wahrscheinlicher sei, Testare einen Irrtum und Vergeßlichkeit anzulasten. Selbst ein halbintelligentes kleines Tier hätte sich nicht unbemerkt an Bord schleichen können, um nun die Vorräte zu plündern.
Er schrak zusammen, als dicht neben ihm ein Lautsprecher des Interkoms zum Leben erwachte und die Stimme Alaskas das Labor füllte. „Ellert, Testare! Sofort in die Zentrale! Schnell!"
Alaska wartete keine Bestätigung ab und desaktivierte die Bordsprechanlage. Mit finsterer Miene starrte er auf das alle zwei Sekunden aufleuchtende rote Licht, das ihn trotz seiner Lautlosigkeit geweckt hatte.
Jemand in der Feuerleitzentrale hatte Alarm ausgelöst.
*
Atemlos stürzte Testare in
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