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1510 - Ein blinder Passagier

Titel: 1510 - Ein blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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selbst werde mich mit unserem Fahrer von gestern in Verbindung setzen. Er scheint mir zuverlässig zu sein.
    Testare bekommt genügend Kleingeld, um sich ein Taxi für die Stadt zu nehmen. Ist jetzt alles klar?"
    Ellert und Testare bestätigten.
    Nach einem annehmbaren Mittagessen, dessen Portionen den fremden Gästen angepaßt waren, trennten sich vorerst ihre Wege.
    Und jeder hoffte, daß er es sei, der Barkon fand.
     
    *
     
    Wie bereits erwähnt, erwartete Malaudi eine recht unangenehme Überraschung.
    Der schlechte Fahrweg mündete in einer der vielen Landstraßen, die sich kreuz und quer durch das Land schlängelten. Vereinzelte Wohnhäuser und Farmgebäude wurden im Scheinwerferlicht sichtbar.
    Malaudi erkannte das eine oder andere wieder und wußte, daß er sich langsam seinem Ziel näherte.
    Obwohl es spät in der Nacht war, hoffte er doch, seinen Kollegen Perkudi anzutreffen, auch wenn der meist in der Dunkelheit tätig war. Und wenn nicht, würde er eben warten.
    Weitere zwei Stunden vergingen, dann fand er den Seitenweg, der zu Perkudis Haus führte. Die Hauptstraße nach Town befand sich nördlich ganz in der Nähe. Auf ihr war die Stadt in weniger als einer Stunde zu erreichen.
    Trotz der vorgerückten Stunde sah Malaudi schon von weitem, daß in dem Haus noch Licht brannte. Er atmete erleichtert auf. Sein guter Freund war daheim.
    Das letzte Stück des Weges legte er ohne Licht zurück. Er wollte Perkudi überraschen. Der würde sich bestimmt freuen, seinen alten Kumpan nach so vielen Jahren gesund wiederzusehen. Leider ohne den erhofften Reichtum, aber doch immerhin mit einer guten Aussicht darauf.
    Der Wagen hielt neben dem Haus an, und Malaudi stieg aus. Seinen Beutel nahm er nicht mit, wozu auch?
    Perkudi würde schon, wie früher so oft, etwas zu essen vorrätig haben.
    Auf Pultaf gab es noch Türklingeln, zumindest auf dem Land.
    Malaudi betätigte sie, und wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür. Aber statt des erwarteten Perkudi sah sich Malaudi einer nicht mehr ganz jungen, jedoch attraktiven Frau gegenüber, die er nicht kannte. „Was soll denn das mitten in der Nacht? Wohl verrückt geworden, um diese Zeit zu betteln?! Wir geben nichts!"
    Blitzschnell schob Malaudi den Fuß zwischen Tür und Rahmen. „Moment, meine Dame, ich will nicht betteln. Ist Perkudi zu Hause? Ich muß ihn sprechen."
    „Er hat Dienst, kann aber jeden Moment nach Hause kommen. Warum?"
    „Kann ich nur ihm selbst sagen. Ich bin ein alter Freund von ihm, war nur längere Zeit auf Reisen."
    „Ein alter Freund, soso. Und der Name?"
    „Malaudi."
    Die Frau dachte kurz nach, dann nickte sie, ohne daß ihr Gesicht freundlicher geworden wäre. „Ja, habe ich schon gehört. Muß schon länger her sein. Perkudi hat ihn mehrmals erwähnt. Ich bin übrigens seine Frau."
    „Das freut mich, ich gratuliere. Darf ich hineinkommen?"
    Sie zögerte. „Eigentlich schickt sich das nicht, aber da mein Mann jederzeit eintreffen kann, gehe ich wohl kein Risiko ein.
    Komm schon!"
    Malaudi sah, daß sich in der Wohnung seines Freundes einiges verändert hatte, aber der alte Sessel stand noch immer neben der offenen Feuerstelle. Er setzte sich unaufgefordert. „Was arbeitet Perkudi eigentlich jetzt?" fragte er, als sie ihm gegenüber Platz genommen hatte, ohne ihm etwas anzubieten. „Bei der Behörde."
    Er glaubte sich verhört zu haben. „Wo arbeitet er? Bei der Behörde? Als was denn?"
    Daß Perkudi einen ehrlichen Beruf ergriffen hatte, erschien Malaudi höchst unwahrscheinlich. Er hatte keine Ahnung, ob dessen Frau von der Vergangenheit ihres Ehegatten Kenntnis erhalten hatte oder nicht. Sein ewig wacher Instinkt riet ihm jedenfalls zur Wachsamkeit.
    Fast genußvoll antwortete Frau Perkudi: „Er ist bei der Landpolizei."
    Malaudi traf fast der Schlag. Er wußte, daß die Landpolizei die Aufgabe hatte, Farmen und kleinere Ortschaften vor Dieben und Verbrechern zu schützen. Er und Perkudi hatten damals oft vor den als rabiat bekannten Ordnungshütern flüchten müssen. Um so unglaublicher erschien ihm die Tatsache, daß sein alter Freund nun die Seiten gewechselt hatte, ganz davon abgesehen, daß er kein unbeschriebenes Blatt gewesen war. „Bei der Landpolizei ...?" wiederholte Malaudi erschüttert. „Und bewaffnet!" fügte sie betont hinzu.
    Malaudi wußte, daß er so schnell wie möglich von hier verschwinden mußte. Sein Instinkt sagte ihm, daß er Perkudi niemals umstimmen konnte, schon gar nicht seiner Frau wegen.

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