1512 - Der Höllenpunk
lief los.
So schnell wie ich war, konnte er nicht fahren. Zudem hatte ich den Winkel verkürzt. Obwohl er und die Maschine vom Feuer umhüllt wurden, setzte ich auf das volle Risiko.
Nach vier Schritten hatte ich ihn erreicht. Es war verdammt nicht einfach, aber ich schaffte es, weil die Glücksgöttin Fortuna auf meiner Seite stand.
Ich warf mich auf den Sozius der Knochenmaschine, klammerte mich am Körper des Höllenpunks fest und saß so zusammen mit ihm inmitten des Feuers.
Er hatte es gemerkt. Er fing an zu schreien und brüllte immer nur einen Satz.
»Du wirst verbrennen, verbrennen…«
***
Ja, das wäre normalerweise der Fall gewesen. Aber ich wusste es besser, denn dieses Feuer stammte aus der Hölle. Es war vom Teufel persönlich geschaffen worden und verbrannte alles, was zu seinen Feinden zählte.
Dazu gehörte auch ich. Aber es gab einen gravierenden Unterschied. Ich besaß noch meinen Talisman, den Gegenstand, den die andere Seite so hasste, weil Tod und Teufel durch ihn besiegt worden waren, und ich dachte daran, dass ich schon einige Male das Feuer der Hölle mit meinem Kreuz und dessen urgewaltiger Kraft gelöscht hatte.
Darauf setzte ich auch jetzt und irrte mich nicht. Wir fuhren, die Flammen umtanzten mich, und es gab auch keinen Fahrtwind, der sie gelöscht hätte. Aber es gab etwas anderes, und das war eben die Kraft des Kreuzes.
Ich hielt Heros Körper umschlungen und war so dicht bei ihm, dass mein Kreuz gegen seinen Rücken drückte.
Ab jetzt war es nur mehr eine Frage der Zeit, bis es zur endgültigen Entscheidung kam.
Und dann war es so weit!
Es war kein Schrei zu hören, aber der Körper vor mir bewegte sich. Er zuckte plötzlich in die Höhe. Zugleich lösten sich die brennenden Räder vom Boden, und um mich herum fiel die Flammenwand zusammen, als hätte jemand Wasser darauf gekippt.
Gleichzeitig legte sich die Maschine auf die Seite. Ich wollte nicht mit ihr zusammen über den Boden rutschen und mich verletzen, deshalb warf ich mich früh genug vom Sozius aus auf den Boden, über den ich zwar rutschte und mich dabei drehte, aber weg Von der brennenden Maschine kam.
Ich war schnell wieder auf den Beinen. Dabei glitt mein Blick nach vorn, und so sah ich, was mit dem Höllenpunk und seiner Enduro passierte.
Ich hatte richtig reagiert und genau das getan, was hatte getan werden müssen.
Mein Kreuz stemmte sich gegen dieses Wesen, das dem Teufel diente.
Der Höllenpunk klammerte sich noch an der Enduro fest, als wollte er sie mit in die Verdammnis nehmen.
Das schaffte er nicht, denn beide brannten. Nur war es diesmal kein Feuer aus der Hölle, es war das Licht meines Kreuzes, das sich in ein verzehrendes Feuer verwandelt hatte.
Beide rutschten nicht mehr weiter und waren zur Ruhe gekommen. Sie brannten und sie schmolzen dabei. Nicht der Stahl, das Chrom oder das Blech, diesmal waren es das Gerippe, aus dem die Höllenmaschine bestand, und der Körper des Höllenpunks. Beides war nicht mehr voneinander zu trennen, und so verschmolzen sie zu einem einzigen Klumpen, der immer noch lodernd brannte und unter den Flammenzungen manchmal zuckte, als wollte er sich wieder erheben.
Ich trat nahe an den Rest heran, und schüttelte den Kopf. Selbst ich war überrascht, dass es keinen Unterschied mehr gab. Enduro und der Höllenpunk bildeten eine schwarze Masse.
Von ihr wehte mir ein widerlicher Geruch entgegen. Für mich war er nicht zu identifizieren. Vielleicht gaben die Knochen diesen Geruch ab, wenn sie zerschmolzen.
Egal, es sollte mich nicht mehr kümmern. Diese Nacht hatte es verdammt in sich gehabt, doch nur das Ergebnis zählte, auch wenn leider sechs Menschen ihr Leben hatten lassen müssen…
Mit müde wirkenden Schritten ging ich den Weg zurück, um zu Jane zu gelangen. Es hatte sie nicht mehr im Haus gehalten. Sie erwartete mich auf der Straße stehend und streckte mir ihre Hände entgegen.
»War’s das?«, fragte sie. Ich nickte. »Und?«
»Nichts weiter. Dieser Höllenpunk ist mit seiner Knochenmaschine eine Symbiose eingegangen. Wenn du willst, kannst du dir die Überreste gern anschauen.« Sie winkte ab. »Lass mal, so scharf bin ich darauf auch nicht. Aber weißt du was?«
»Nein!«
»Ich könnte jetzt einen Drink vertragen.« Ich grinste Jane an. »Bei dir oder bei mir?«
»Bei dir, John, nachdem wir Leila nach Hause gebracht haben, da sind wir ungestört.«
»Stimmt, das werden wir sein…«
ENDE
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