1513 - Gier nach Templerblut
sicherlich nicht unbekannt.«
»Daran kann ich nichts ändern. Für uns müsste es doch jetzt erst einmal wichtig sein, wo sich diese Frau aufhält.«
»Vielleicht in ihrem Versteck unter der Sakristei?«
»Glauben Sie das, Abbé?«
Der Angesprochene schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht, denn dieses Versteck wurde nur am Tage benutzt und bestimmt nicht in der Nacht. Da sind die Blutsauger unterwegs, um Nahrung zu finden und um Pläne in die Tat umzusetzen.«
Da gab der Templerführer dem Pfarrer Recht. Seit es ihm besser ging, spürte er wieder den inneren Antrieb in sich. Es war eine Unruhe, die sich auf eine Sorge begründete, ohne dass er genau wusste, um welche es sich dabei handelte.
Aber er war jemand, der auf seine Ahnungen hörte, und deshalb wollte er nicht unbedingt länger in diesem Pfarrhaus bleiben als nötig. Die gesamte Aktion sah er als einen Angriff gegen sich und die Templer an, und das bereitete ihm Sorgen.
Diese Verka würde nicht aufgeben. Sie würde versuchen, noch raffiniertere Wege zu finden, und Godwin wusste auch, dass er jetzt, wo er verheiratet war, eine schwache Stelle hatte.
Seine Frau war unterwegs an diesem Abend. Sie hatte dafür die schützenden Mauern des Klosters verlassen müssen, und wenn diese Verka gut recherchiert hatte, dann war es durchaus möglich, dass sie auch noch andere Wege ging.
Er nahm sich vor, im Kloster anzurufen und sich nach Sophie zu erkundigen. Eine Pflicht wollte er sich selbst gegenüber noch erfüllen. Er musste noch mal zurück in das Schlafzimmer und von demjenigen Abschied nehmen, der einmal ein Freund gewesen war und dann in die Fänge dieser schwarzmagischen Macht geraten war.
Auf dem Boden lag kein Vampir mehr, sondern ein Mensch, der normal begraben werden konnte. Die geweihte Silberkugel hatte seinem unseligen Dasein ein Ende bereitet. Salinger hatte ihn erschossen und somit auf den Rat des Templers gehört. Wenig später hatte er Godwin die Waffe kommentarlos zurückgegeben und nur den Kopf geschüttelt.
»Es tut mir leid für dich, dass ich dir nicht habe helfen können, Fernand, aber ich schwöre dir, dass ich diese verfluchte Blutsaugerin fangen und vernichten werde. Dieses Verspechen halte ich ein, koste es, was es wolle.« Und der Templer dachte bei diesen Worten noch einen Schritt weiter. Wenn es ihm selbst nicht gelingen konnte, dann würde er seinen Freund John Sinclair in London anrufen. Noch aber wollte er die Nacht abwarten.
Seinen eigentlichen Vorsatz hatte er nicht vergessen. Er holte das Handy hervor und rief im Kloster an.
»Ich bin es…«
»Ah, Godwin.«
»Oh, das hört sich an, als hättest du meinen Anruf erwartet. Gibt es etwas Besonderes?«
»Nein«, sagte der Mann in der Telefonzentrale gedehnt, »es ist eigentlich alles ruhig.«
»Und in Wirklichkeit?«
»Ist es auch ruhig. Wir haben nur einen Anruf von Sophie erhalten, das ist es.«
»Nach ihr wollte ich mich erkundigen.«
»Und sie nach dir.«
»Okay, was hast du ihr gesagt?«
»Dass du noch nicht da bist.«
»Das konnte ich mir denken. Weißt du denn, woher sie angerufen hat? Sie war bei einer Frauenversammelung und…«
»Dann wird sie von dort angerufen haben. Mir ist nur etwas anderes aufgefallen, Godwin, aber da kann ich mich auch verhört haben.«
»Raus damit.«
»Ihre Stimme klang so anders.«
Der Templerführer stutzte. »Anders? Wie anders denn?«
»Als wäre sie erkältet.«
»Das ist sie nicht.«
»Eben, und deshalb habe ich mich auch gewundert. Aber - Moment mal, ich spreche mal mit Albert, der sitzt heute vor den Monitoren. Es kann ja sein, dass sie inzwischen gekommen ist.«
»Tu das.«
Der Templer wartete, und er konnte nicht behaupten, dass es ihm wohler ging, je mehr Zeit verstrich. Er glaubte, dass etwas passiert war, das aber noch nicht zu fassen war.
»Da bin ich wieder.«
»Hast du was herausgefunden?«
»Ja.« Die Stimme klang erleichtert. »Ich habe gehört, dass sich deine Frau wieder im Kloster befindet. Sie ist vor ein paar Minuten eingetroffen und wurde von jemandem gebracht.«
»Wer war es?«
»Eine Frau.«
»Schon gut. Sie war ja bei einem Frauentreffen, und da kann man sich schon mal verquatschen. Ich werde jedenfalls in einer Viertelstunde bei euch sein. Die Straßen sind jetzt frei.«
»Gut, bis dann, Godwin.«
Das Gespräch war beendet, und de Salier hätte eigentlich erleichtert sein können. Seltsamerweise war er das nicht, denn eine gewisse Unruhe wollte sich einfach nicht vertreiben
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