1513 - Gier nach Templerblut
stoppte ihn.
Sophies untere Körperhälfte brannte. Auch wenn sie es gewollt hätte, es wäre ihr nicht möglich gewesen, den Sessel zu verlassen, so angeschlagen war sie.
Genau das hatte Verka gewollt. Sie rieb ihre Hände und ging auf ihr Opfer zu. Wieder grinste sie, aber sie sah dabei aus wie ein Raubtier mit gefletschten Zähnen, bei denen besonders stark die beiden spitzen Eckzähne auffielen.
Trotzdem wollte sie hoch.
Schon im Ansatz wurde Sophies Aktion erstickt. Sie fiel wieder zurück und starrte die Vampirin an. Die schlangenartigen Haarsträhnen waren nach vorn gedrückt worden. Einige von ihnen streiften mit ihren Enden an den Kinnseiten entlang.
Verka ließ sich fallen. Mit beiden Händen stützte sie sich auf den Lehnen ab.
»Und nun wirst du die große Reise erleben, meine kleine Sophie…«
***
Wenn der Teufel je Auto gefahren wäre, so hätte er an diesem Abend wahrscheinlich keinen anderen Fahrstil gehabt als Godwin de Salier. Der Templer wusste, dass etwas nicht in Ordnung war, doch er konnte sich noch keine konkrete Vorstellung von dem machen, was tatsächlich passiert war.
Und so jagte er durch die Dunkelheit, die hellen Scheinwerferkegel immer im Blick behaltend. Auch wenn er sich allein auf der Straße befand, es durfte ihm kein Unfall passieren. Das hier war keine Autobahn, sondern eine kurvige Strecke, und er atmete zum ersten Mal auf, als er die Lichter von Alet-les-Bains vor sich sah.
Endlich war er da!
Zum Glück lag das Kloster recht günstig. Er musste nicht erst durch den Ort fahren, um es zu erreichen. Er kam von einer Seite, von der aus die Zufahrtsstraße zum Kloster abbog.
Das Gelände davor war beim Neu-und Umbau auch frisch gepflastert worden. Die kleinen grauen Steine warfen das Licht der Scheinwerfer wie ein Spiegel zurück, was Godwin jedoch nicht interessierte, denn er wunderte sich über den Wagen, der vor dem Kloster stand. Den Templern gehörte das Fahrzeug nicht, und Godwin fiel ein, dass Sophie Besuch mitgebracht hatte. Das jedenfalls hatte ihm Albert erzählt.
Nicht weit vom Clio entfernt bremste er seinen Wagen ab und stieg aus.
Er ging noch nicht auf den Eingang zu, sondern blieb für einige Sekunden am Kotflügel gelehnt stehen und atmete tief durch. Ihn durchlief es heiß und kalt, denn sein Gefühl sagte ihm, dass etwas nicht in Ordnung war, obwohl alles harmlos aussah.
Er warf noch einen Blick in den fremden Wagen, um sich zu überzeugen, dass dort niemand saß, und konnte zufrieden sein.
Das Kloster und seine Umgebung lagen in der für sie typischen nächtlichen Ruhe. In den Fenstern der oberen Etage war Licht zu sehen.
Dort saßen die Brüder der Nachtschicht. Technisch perfekt ausgerüstet, waren sie mit der ganzen Welt verbunden und überwachten zudem die Monitore, die die Außenbilder zeigten.
Sein Herzschlag hatte sich noch immer nicht beruhigt, als er die letzten Schritte auf das Tor zuschritt. Man hätte es auch als große Tür bezeichnen können, aber der Begriff Tor hatte sich bei ihnen eingebürgert.
Er öffnete es und atmete auf, als er einen Schritt in das Kloster hineingegangen war. Plötzlich ging es ihm besser in dieser vertrauten Umgebung, auch wenn die Unruhe und die leichte Angst noch nicht ganz verschwunden waren.
Er wollte sofort zu seiner Wohnung. Dunkel war es nicht. In der Nacht brannte immer die Notbeleuchtung, und aus ihr löste sich vor ihm die Gestalt eines Bruders.
Godwin blieb stehen und lächelte knapp. »Albert, du bist es. Hast du auf mich gewartet?«
»Ja.«
Godwin überkam ein leicht bedrückendes Gefühl. »Und warum hast du das? Gibt es dafür einen besonderen Grund?«
Albert runzelte die Stirn. Er machte den Eindruck eines Mannes, der nicht so recht mit der Sprache heraus wollte. Auch jetzt zögerte er noch, und Godwin musste ihn noch mal erinnern.
»Es kann sein, dass ich mich geirrt habe und alles ganz harmlos ist, aber ein seltsames Gefühl ist schon zurückgeblieben.«
»Es geht um Sophie - oder?«
»Ja.«
»Sie ist hier im Kloster?«
»Das schon.«
Normalerweise hätte der Templer aufgeatmet, doch was er hier hörte, gefiel ihm nicht. Da blieb schon ein leichtes Misstrauen, und er forderte Albert auf, sich deutlicher auszudrücken.
»Bitte, Godwin, nimm es nicht als die absolute Wahrheit hin, aber sie kam nicht allein.«
»Ach…?«
»Eine Frau war bei ihr. Sophie wurde auch nicht bedroht, und ich bin nicht in der Position, sie zu fragen, was mit dieser Frau los ist und warum Sophie sie
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