1513 - Gier nach Templerblut
Versteck. Wenn nicht, werde ich dich holen.«
Diese Worte waren die richtigen gewesen. Der rechte der beiden Vorhänge flog in das Zimmer hinein, und zugleich drehte sich Verka aus dem Stoff weg.
Beide standen sich gegenüber.
Die Wiedergängerin hielt ihr Maul offen. Aber sie wusste, dass sie verloren hatte. Dass sich Godwin in der Wohnung befand, hatte sie noch nicht mitbekommen. Sie sah aber die offene Tür und schrie Sophie noch etwas entgegen. Es bewies, dass sie trotz ihrer aussichtslosen Lage nicht aufgeben wollte.
»Ich komme wieder!«
Dann rannte sie los und warf sich förmlich in das Arbeitszimmer des Templers hinein…
***
Genau darauf hatte Godwin gewartet. Besser hätte es für ihn nicht laufen können. Mit schussbereiter Waffe hatte er sich in eine günstige Position gestellt und wartete darauf, eine geweihte Silberkugel abfeuern zu können.
Er schrie sie an!
Plötzlich war bei Verka alles vergessen. Sie sprintete nicht mehr auf die Tür zu, sondern blieb mitten in der Bewegung stehen, um sich zu orientieren.
»Es ist vorbei!« Nach diesen Worten drückte der Templerführer ab, und er hatte verdammt gut gezielt.
Dicht unter dem Hals schlug die Silberkugel in den Körper der Blutsaugerin.
Sie blieb dort stecken, und doch sah es aus, als hätte sie etwas ausgelöst, denn Verka blieb nicht mehr stehen. Sie ging schwankend zurück. Sie bewegte ihren Mund, ohne etwas zu sagen. Nur ein Schmatzen war zu hören, das auch ihren weiteren Weg begleitete, und der führte sie wie von einem Zufall gelenkt auf den Knochensessel zu.
Der Templer schoss nicht mehr. Er schaute nur gebannt zu, was da geschah.
Der Sessel schien sich in einen Magneten verwandelt zu haben. Obwohl die Blutsaugerin rückwärts ging, geriet sie nicht ins Schwanken und verlor auch nicht die Richtung.
Dann erreichte sie den Sessel.
Sie fiel darauf nieder, und es passierte genau das, was der Templer erwartet hatte. Wenn sich ein Unwürdiger in den Sessel setzte, wurde er zu einer grausamen Tötungsmaschine, und das bewies er auch in diesen Augenblicken.
Verka hatte nicht die Spur einer Chance.
Aus den Knochen des Sessels schoss das Feuer hervor. Zugleich verwandelten sich die Lehnen in eine Würgezange, die Verka von zwei Seiten packte.
Für die Blutsaugerin war es die Todesklammer, aber für ihre endgültige Vernichtung sorgte das Feuer.
Lichterloh brannte der Körper in diesem Meer aus kleinen, zuckenden Flammenzungen. Es war zu sehen, wie Verka zusammenschmolz, wie sich ihr Körper verflüssigte.
Der Körper sank immer mehr in sich zusammen. Er wurde kleiner und kleiner. Er hatte schließlich keine Form mehr, und was zurückblieb, war eine schwarze Masse, die von den Knochen tropfte und sich auf dem Boden ausbreitete, als hätte jemand Sirup verschüttet.
Das Skelett reinigte sich selbst. Um die Reste auf dem Boden würden sich die Templer kümmern. Aber das hatte noch Zeit. Zunächst war für Godwin eine andere Person wichtig.
Er drehte sich zu seiner Frau hin um. Sie sah wieder völlig normal aus.
Kein Strahlen mehr, dafür ein etwas verlegenes Lächeln in einem leicht besorgten Gesicht.
Der Templer breitete die Arme aus.
»Komm«, sagte er nur.
Und Sophie warf sich in seine Arme. Sie wusste nicht, was sie in diesem Augenblick lieber getan hätte…
Es war eine Nacht, in der man nicht schlief. Das taten auch Sophie und Godwin nicht. Sie hatten nur das Zimmer gewechselt, saßen auf der kleinen Couch zusammen, tranken einen wunderbaren Rotwein aus Burgund.
Godwin erfuhr endlich, warum das Kloster angegriffen worden war und wer letztendlich dahintergesteckt und die Fäden gezogen hatte.
»Dracula II also.«
»So wurde es mir gesagt.«
»Dann scheint er mit seiner Vampirwelt also fertig zu sein und will sich wieder um uns kümmern, wie er es früher schon mal getan hat. Na ja, das wird auch John Sinclair interessieren.«
»Willst du ihn anrufen?«
»Klar, aber nicht mehr in dieser Nacht. Die gehört uns beiden seltsamen Menschen ganz allein.«
»Du sagst es.«
Sie stießen mit den Gläsern an, und das helle Klingen zeugte davon, dass sie das Böse besiegt hatten…
ENDE
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