1513 - Gier nach Templerblut
Templer, immer Templer. Du bist der Erste, mein Freund. Ich habe dich gesucht und gefunden, und es ist dein Blut, das ich trinken werde.«
Es war nicht nur ein Versprechen, die Frau machte klar, wie sie es einlösen wollte.
Sie öffnete den Mund so langsam, dass Bullet jede Bewegung mitbekam.
Er konnte nicht mehr reagieren und auch nicht richtig denken, als er sah, was mit ihrem Mund los war. Die Zahnreihen im oberen Kiefer waren normal - bis auf die beiden Eckzähne, die wie zwei helle Pfeilspitzen nach unten ragten.
So sahen Vampire aus!
Fernand machte sich darüber nicht lustig. Er hatte lange genug bei den Templern gelebt, um zu wissen, was die kleine Gruppe im Kloster von Alet-les-Bains durchgemacht hatte. Sogar eine Vampirin hatte damals mitgeholfen, einen Teil des Klosters in die Luft zu sprengen. Zu Gesicht bekommen hatte er noch keinen Vampir, aber er glaubte den Erzählungen der Zeugen.
Und jetzt stand ein solches Wesen vor ihm, ließ ihn seine Zähne sehen und zeigte so, wer hier die Herrin im Garten war.
Trotz des Drucks schaffte Fernand es, eine Frage zu stellen.
»Wer bist du?«
»Ich heiße Verka.«
»Ich kenne dich nicht.«
»Das weiß ich.« Sie riss die Augen auf und flüsterte Fernand zu: »Aber ich kenne dich.«
»Na und?«
»Ich will etwas von dir. Du bist wichtig für mich. Ich will an dein Blut! Ich will es trinken, ich will es schmecken. Es soll dafür sorgen, dass ich auch weiterhin existiere. Templerblut, nur Templerblut. Verstehst du das?«
»Nein, das kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin nicht verflucht wie du.«
»Aber du hast trotzdem keine Chance. Ich muss es tun. Ich habe es mir vorgenommen, und mit dir mache ich den Anfang. Danach wirst du dich vielleicht an bestimmte Dinge erinnern, die sehr wichtig sind. Du wirst das neue Leben spüren, und dann werde ich…« Fernand hatte genüg gehört. Er wollte nicht mehr. Auch wenn diese Person für seinen Geschmack nicht mehr zu den Menschen zählte.
Auf gewalttätige Auseinandersetzungen hatte Fernand Bullet nie gesetzt.
Denen war er immer aus dem Weg gegangen, das war nicht sein Ding.
In diesem Fall warf er alle Bedenken über Bord. Er schaffte es zudem, keine Reaktion anzudeuten, er handelte aus dem Stand und warf sich einfach vor.
Beide Körper prallten zusammen, und da sich Verka nicht auf eine solche Reaktion hatte einstellen können, flog sie nach hinten, landete rücklings auf dem Gartenboden.
Bullet sah es, und leider beging er einen entscheidenden Fehler.
Er war von seiner Aktion selbst zu sehr überrascht worden, sodass er noch zögerte. Er hätte sofort nachsetzen oder fliehen müssen, aber das verpasste er.
So tat er erst etwas, als sich die dunkle Gestalt wieder aufrichtete. Da rannte er links an ihr vorbei.
Er schaffte den Weg nicht ganz, weil sich Verka auf dem Boden drehte und ihren rechten Arm schräg nach vorn schnellen ließ. Sie griff blitzschnell zu, bekam Bullets Knöchel zu fassen und riss den Fliehenden mitten aus der Bewegung zu Boden.
Fernand schrie auf, als er mit dem Gesicht zuerst aufschlug. Der Schmerz tobte durch seinen Kopf. Er verlor die Orientierung, drehte sich noch halb um die Achse und begriff erst, dass er am Boden lag, als ihn zwei Hände wieder hochrissen.
Er ging bewegungslos im Griff dieser dunkelhaarigen Bestie und sah das Gesicht dicht vor sich. Er wusste, dass er verloren hatte. Sie würde ihre beiden Hauer in seinen Hals schlagen und zubeißen, um sein Blut zu trinken.
Aber er sollte sich irren. Erneut erhielt er einen Stoß, der ihn wieder zu Boden katapultierte, sodass er auf den Rücken schlug.
Verka fiel regelrecht über den ehemaligen Templer her. Sie ließ sich fallen, und Bullet, der in die Höhe schaute, sah nur ihr Gesicht, das zur Hälfte aus Maul zu bestehen schien, so weit hatte sie den Mund aufgerissen.
Er hatte keine Chance. Verka landete auf ihm. Sie riss seinen Kopf nach rechts, damit die linke Seite freilag. Erst dann schlug sie ihre Zähne in die straff gespannte Haut und begann zu trinken.
Sie sah noch, wie ihr Blutspender einige Male mit den Füßen trampelte und mit den Hacken den Rasen aufriss, aber auch diese Bewegungen wurden schnell langsamer und hörten irgendwann ganz auf.
Nicht so Verka.
Sie trank weiter. Sie saugte den Lebenssaft in sich auf. Sie schmatzte und gab wohlige Laute von sich, die darauf hindeuteten, wie zufrieden sie war.
Es ging ihr so gut, und sie wollte nicht von der einsamen Gestalt lassen.
Erst als der letzte Tropfen
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