1513 - Gier nach Templerblut
die jedoch einen anderen Hintergrund besaß als Corinna.
Und so war Fernand Bullet in Frieden aus dem Orden geschieden. Er würde ihm für immer verbunden bleiben, wenn auch in einer anderen Art des Lebens.
Er lebte auch nicht weit von Alet-les-Bains entfernt. Corinna bewohnte dort ein Haus, das sie von ihrer Tante geerbt hatte. Sie fühlte sich dort sehr wohl, und das Haus war groß genug für eine Familie mit Kindern.
Fernand war noch längst nicht zu alt, um Vater zu werden. Mit Mitte dreißig war das kein Problem.
Auch Corinna liebte Kinder. Sie hatte beruflich mit ihnen zu tun, denn sie unterrichtete in einem Nachbarort in einer Grundschule, und der Beruf als Lehrerin machte ihr Spaß.
Auch Fernand hatte einen Job gefunden. Durch alte Beziehungen war er mit dem Besitzer eines Verlags verbunden, in dem Kunstbände und Bücher über die Kirchengeschichte verlegt wurden.
Bullet kannte sich aus, was gerade das letzte Thema anging, und so hatte ihn der Verleger als Autor angeworben. Aber nicht nur, um ein Buch zu schreiben, er war auch als Außenlektor tätig und verdiente sich so seinen Lebensunterhalt, der zwar nicht üppig war, aber zusammen mit dem Geld seiner Frau konnten die beiden gut leben.
Die Zeit bei den Templern war nicht vergessen. Hin und wieder telefonierte er mit Godwin de Salier. Dann tauschten sie sich aus, und wenn es irgendwelche Fragen gab, suchten sie gemeinsam nach Antworten, die sich zumeist auf die Kirchengeschichte bezogen.
So waren die Tage und die Monate vergangen. Fernand hatte sich gut an die neue Situation gewöhnt und erlebte zum ersten Mal einen Frühling als Ehemann.
Es war warm geworden in Südfrankreich, und so hatte Fernand seinen Arbeitsplatz in den Garten verlegt, wo er auf einer Bank saß und über ihm der wilde Wein wuchs, dessen Blätter längst das Holz einer Pergola überwuchert hatten.
Corinna hatte bis zum Nachmittag zu tun, und wenn die Arbeit beendet war, kam auch sie in den Garten, setzte sich in Fernands Nähe und erholte sich bei einem kurzen Schlaf, denn danach kümmerte sie sich zumeist um das Essen.
Das nahmen die beiden gern zusammen ein. An diesem Tag mussten sie nicht ins Haus, sie konnten im Garten bleiben, wo Corinna das Essen servierte.
An diesem Abend war es sehr schlicht, aber ungemein schmackhaft.
Nudeln mit einer Soße von Krustentieren, die Corinna sehr pikant gewürzt hatte.
Fernand hatte einen leichten Sommerwein aus dem Keller geholt. Einen Weißen aus dem letzten Jahrgang.
Sie ließen es sich schmecken. Hin und wieder sprachen sie ein paar Sätze, und oft musste Fernand seine Frau einfach nur anschauen. Sie war so hübsch. Die braunen Locken, die ein weiches Gesicht umrahmten, das immer zu lächeln schien, auch wenn die Frau ihre Lippen geschlossen hielt. So war sie nun mal, und eben dieses Lächeln hatte ihn auf dem Marktplatz so tief getroffen.
An diesem Abend trug sie eine weiße Bluse und hatte sich einen leichten Pullover über die Schultern gehängt.
»Und? Schmeckt es dir?«
Fernand winkte ab. »Es ist köstlich wie immer. Du bist die perfekte Köchin.«
Corinna lachte auf. »Nein, sag das nicht.«
»Doch.«
»Und gleich behauptest du, dass ich meinen Beruf verfehlt habe oder?«
»So ähnlich.«
»Sag das mal den Kindern.«
»Und…?«
»Die würden mich fesseln und an einen Baum binden, damit ich bei ihnen bleibe.«
»Das ist ja das Problem, Corinna. Du bist eben zu beliebt. Und nicht nur bei mir.«
»Da kann ich nicht widersprechen.«
Mit einem Löffel aß er die letzten Soßenreste. Beide griffen zugleich nach den Weingläsern und prosteten sich zu.
»Auf uns und auf unsere Zukunft«, sagte Fernand.
»Genau.«
Die Gläser klangen gegeneinander. Anschließend brachte Fernand das Geschirr in die Küche, und als er wieder an seinen Platz zurückkehrte, da hatte Corinna bereits einige Kerzendochte angezündet. Die Dämmerung ging in die Dunkelheit über, und unter dem dichten Dach aus Weinblättern war es besonders dunkel.
Das Kerzenlicht aber gab seinen Schein ab. Der leichte Wind konnte nicht mit den Flammen spielen, da sie durch das Glas der Gefäße geschützt waren. So brannten sie ruhig, und auch das Gesicht der Frau wurde von diesem Schein getroffen.
»Du siehst wunderschön aus«, flüsterte Fernand.
»Hör auf, du Schmeichler.«
»Ja, ich meine es ehrlich.«
Sie lächelte ihm zu. »Danke, das weiß ich.«
»Und du willst morgen wirklich los?«
Corinna spielte mit ihrem leeren Weinglas. »Klar, ich
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