1513 - Gier nach Templerblut
ohne Gas.
»Ich bin ja fast pünktlich gewesen.«
»Das macht nichts. Ich habe Zeit.«
»Danke erst mal, dass Sie sich die Zeit überhaupt für mich genommen haben. Jetzt hoffe ich nur, dass ich auch auf der richtigen Spur bin.«
»Das wird sich schon noch herausstellen.«
Godwin schaute in das Gesicht mit der sonnenbraunen Haut, in der sich einige Falten zeigten, die kreuz und quer liefen.
Nach einem Schluck Wasser fing der Polizist an zu reden. »Es geht um einen rätselhaften Mordfall, Monsieur de Salier.«
»So etwas Ähnliches sagten Sie schon am Telefon.«
Salinger rieb über sein breites Kinn. »Ich würde sagen, dass es kein normaler Mordfall gewesen ist.«
»Ach. Hört sich spannend an.«
»Nun ja, ich weiß nicht, ob es spannend ist. Eher eine Tragödie, und ich denke, dass Sie mir eventuell bei der Aufklärung helfen können, Monsieur de Salier.«
»Ich werde es versuchen. Um was genau geht es denn?«
»Eine Frau wurde umgebracht. Auf eine besonders perfide Weise. Man schlug sie zuerst bewusstlos und steckte ihren Kopf anschließend in einen Gartenteich. Aus dem konnte sie nur noch tot geborgen werden. Ein Paketbote fand sie am gestrigen Tag.«
»Das ist wirklich schlimm. Und Sie sind sicher, dass die Frau allein lebt und…«
»Nein, nein, das ist das besondere Merkmal an diesem Fall. Sie lebte nicht allein. Sie war verheiratet, aber ihren Mann konnten wir nirgendwo auffinden. Wir habe auch das Haus durchsucht. Es sah nicht nach einer Flucht aus. Allerdings fanden wir im Garten Blutspuren, die noch ausgewertet werden müssen.«
De Salier nickte. »Und jetzt sagen Sie mir bitte, weshalb wir hier beisammen sitzen.«
»Es geht um den Gatten der Toten.«
»Der flüchtig ist.«
»Ja, was sonst?«
»Und?«
»Er heißt Fernand Bullet. Seine Frau hieß Corinna, und ich kann mir vorstellen, dass Ihnen die Namen etwas sagen. Wie wir von der Nachbarin erfuhren, stammt dieser Mann aus dem Kloster, das Sie leiten.«
»Da haben Sie sich nicht geirrt«, erklärte Godwin. »Ich kenne nicht nur den Namen, ich kenne auch den Menschen Bullet, der vor einiger Zeit unser Kloster verlassen hat. Wenn jemand aus der Gemeinschaft weg will, dann legen wir ihm keine Steine in den Weg. Fernand hatte sich sehr intensiv verliebt und die Frau auch geheiratet.«
»Genau, und jetzt ist sie tot.«
De Salier betrachtete den Polizisten mit einem längeren Blick. Dabei meinte er: »Und jetzt gehen Sie davon aus, dass der ehemalige Templer seine Frau getötet hat.«
»Nein, nein, davon gehe ich nicht aus. Aber ich muss alles beachten. Ich sitze hier, weil Sie den Mann kennen. Können Sie sich denn vorstellen, dass er seine Frau getötet hat?«
»Nein, das kann ich nicht.«
»Na ja, das sagt sich so leicht dahin.«
»Nach allem, was ich von Fernand weiß, traue ich ihm eine derartige Tat niemals zu.« Er winkte ab. »Aber wer kann schon in den Kopf eines Menschen hineinschauen?«
»Richtig, und deshalb sitze ich Ihnen hier gegenüber.«
»Mal schlicht gefragt, Monsieur Salinger. Halten Sie Fernand Bullet für den Mörder?«
»Bitte keine Suggestivfragen! Aber sein Verschwinden könnte darauf hindeuten.«
»Da stimme ich Ihnen zu, obwohl ich es mir beim besten Willen nicht vorstellen kann.«
»Das habe ich schon so oft gehört.«
Der Templer übernahm wieder das Wort. »Er war so glücklich, als er seine Frau Corinna kennen lernte und mit dem Teil des Lebens hier bei uns abschloss. So etwas, was bei ihm im Garten passiert ist, kann ich mir unter normalen Bedingungen nicht vorstellen.«
»Gab es noch Kontakt zwischen Ihnen beiden? Oder war das Tischtuch zerschnitten?«
»Nein, das war es auf keinen Fall. Wir haben hin und wieder telefoniert. Ihm gefiel sein neues Leben. Es gab keinerlei Anzeichen für Depressionen bei ihm, und jetzt das!«
»Sie sagen es. Dieser Fall gibt uns eben Rätsel auf, die wir noch nicht lösen können.«
»Und Zeugen gab es auch nicht?«
»Nein, denn als die Tat begangen wurde, war es dunkel. Ich gehe davon aus, dass dieser Mensch geflohen ist, falls er der Täter war. Es hat nichts darauf hingedeutet, dass irgendwelche Diebe im Haus waren. Sogar die Flasche Wein stand noch auf dem Tisch und die benutzten Gläser. Der Mord ist und bleibt für mich einfach ein Phänomen…«
»Ja, für mich auch.«
»Ich möchte Sie um etwas bitten, Monsieur de Salier. Sollte Ihnen noch was einfallen, was für eine Aufklärung der Tat wichtig sein könnte, dann lassen Sie es uns bitte umgehend
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