1515 - Das Geheimnis der Nakken
ließ sich sicher aufholen, wenn erst die automatisch gesteuerten Tests mit den verschiedenen Strahlungsfrequenzen und Modulationsarten begonnen haben würden.
Aber das änderte nichts daran, daß der vorläufige Zeitplan, den der Wissenschaftler aufgestellt hatte, nicht eingehalten worden war. „Ich möchte euch nicht zur Arbeit drängen", sagte Ambush, als sie das Mahl beendet hatten. „Jeder hat sein Recht auf Ruhe, und die letzten Tage und Wochen waren für euch sicher nicht ganz einfach.
Nichtsdestotrotz, ich werde noch einmal nach 1-Quebec gehen. Ich möchte zumindest die angelaufenen Zwischentests mit den Kleinsendern abschließen und noch die Logikvarianten für die morgigen Versuche vorbereiten."
Er machte eine Pause und blickte in die Runde. „Oder verspürt jemand den Drang, mir zu helfen?" fragte er dann. „Auf mich mußt du verzichten", erklärte Testare spontan. „Heute war nicht mein Tag. Ich habe manchmal geglaubt, dieser Barkonidenkörper hat zwei linke Hände. Aber es muß wohl an mir selbst gelegen haben. Wenn es nicht irgendwo brennen sollte, dann laßt mich schlafen."
„Ich leg’ mich auch aufs Ohr", schloß sich Ernst Ellert an.
Die beiden gingen hinaus. „Und du?" fragte der Pararealist Alaska Saedelaere. „Du mußt uns verstehen", antwortete der ehemalige Maskenträger. „Wir haben alle ein wenig mit uns und unserem Schicksal zu kämpfen. Und das ist nicht ganz einfach. Ich möchte nicht vom Verlust meines Aktivators sprechen. Aber vielleicht setzt du dich einmal mit der Situation der beiden in ihren fremden Körpern auseinander. Das ist auf die Dauer kein Zustand, den das stärkste Bewußtsein aushalten kann.
Dazu kommt, daß diese fremden Körper doch deutlich altern. Testares Haare sind schon heller geworden. Und seine Reaktionen sind unter Belastung nicht ganz fehlerfrei. Weißt du noch, wann sie die Barkonidenkörper erhielten?"
„Es ist mathematisch über 700 Jahre her. Aber biologisch ist durch den Aufenthalt in Uxbataan viel weniger Zeit verstrichen. Das spielt jedoch keine Rolle. Ich denke, es ist in erster Linie ein psychologisches Problem, und das akzeptiere ich ohne Wenn und Aber."
„Gut, Sato. Du mußt unsere Situation verstehen. In unserem Unterbewußtsein steht an erster Stelle der Wunsch zu überleben. Unsere beiden anderen Ziele, nämlich ES zu finden oder den Tafelsplittern ihr Geheimnis zu entreißen, werden auch vom Verstand gefordert. Aber eigentlich dienen sie auch nur dem ersten Ziel."
„Ich verstehe dich und Ernst und Testare besser, als ihr glaubt", versicherte der kleine Wissenschaftler. „Ich hoffe es, Sato. Wenn du keine Einwände hast, dann helfe ich dir."
„Gern." Der Pararealist lächelte. „Wie sieht es denn mit deiner Psyche aus?"
„Ich sage dir kurz vor dem Kollaps Bescheid", antwortete Alaska trocken. „Du hast dann noch Zeit genug, mich zu paralysieren."
Sie nahmen noch einen Drink und plauderten eine knappe Viertelstunde über harmlosere Dinge.
Dann standen sie auf und gingen ohne Eile in Richtung 1-Quebec.
Der eigentliche Labortrakt bestand aus einem Großraum von dreißig mal vierzig Metern. Diesem waren insgesamt fünfzehn kleine Räume angegliedert, die entweder speziellen Verfahren dienten oder zur Anfertigung von neuen oder zu modifizierenden Teilen und Geräten verwendet wurden. Unterhalb von 1-Quebec, also im Sektor 2-Quebec, stand eine wissenschaftlich orientierte Großsyntronik zur Verfügung. Deren Sensoren und periphere Einrichtungen konnten an jedem Platz des Großraums aufgebaut oder adaptiert werden.
Zu diesem Syntron gehörte eine Bildsprech-Einrichtung, die ohne zusätzliche Aufwendungen von jeder Stelle in 1-Quebec aus benutzt werden konnte. Das bedeutete, daß der Computer an beliebigen Stellen Bildflächen aufbauen konnte und auch an jedem Ort gehört wurde.
Vom Korridor aus führte der Weg zum Großraum durch eine dreifache Schleuse, auf deren Benutzung aber jetzt verzichtet wurde. Es gab nichts im Labor, was nicht nach außen hätte dringen dürfen. Auch gab es keinen Grund zu besonderen Vorsichtsmaßnahmen. Die Räume waren daher nicht einmal verschlossen. „Hoppla!" rief Alaska Saedelaere, der zwei Schritte vor Sato Ambush in den Großraum trat. „Hier stimmt doch etwas nicht!"
Er blieb stehen und zeigte nach vorn, wo in einigen Metern Entfernung auf einem Tisch mehrere Impulssender mit ihren Antennen und externen Modulatoren aufgebaut gewesen waren. Von den insgesamt zehn Geräten dieses
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