1518 - Das Cueleman-Debakel
schaffen."
Er blickte zu dem Beistelltisch, auf dem der diskusförmige Ortungskopf des fünfgliedrigen Roboters zwischen ein paar syntronisch gesteuerten Werkzeugen lag. „Vielleicht kommt mein Trauma auch nur daher, daß es mir bisher nicht gelungen ist, diesen Roboterschädel zu öffnen und - möglicherweise - Hinweise auf seine Erbauer zu finden", überlegte er laut.
Er ärgerte sich zum wiederholten Mal darüber, daß er sich damals nicht die Zeit genommen hatte, nach dem syntronischen Gehirn des Roboters zu suchen und den betreffenden Körperteil mitzunehmen.
Eine Syntronik ließ sich mit Hilfe von Strukturfeld-Tastern gewissermaßen aushorchen, wenn auch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Aber er hatte sich die Zeit dazu nicht nehmen können, weil der Gravitraf-Speicher des Roboterwracks durchzugehen drohte.
Außerdem hatte er zu jenem Zeitpunkt noch fest damit gerechnet, daß die Leute, die den Roboter in die Eishöhle geschickt hatten, sich noch auf dem Planeten aufhielten und daß es gelingen würde, ihre Identität festzustellen oder sie sogar gefangenzunehmen.
Diese Hoffnung hatte sich nicht erfüllt. Nachdem Gucky mit König Laurin in die HARMONIE zurückteleportiert war, war Salaam Siin gestartet und hatte sein Schiff sicherheitshalber hinter den vierten der sieben Monde Nischnuggs gesteuert, so daß es vom Planeten aus nicht unter Direktbeschuß genommen werden konnte.
Dort warteten sie ein paar Stunden lang ab. Falls ein anderes Raumschiff Nischnugg verließ, würde die Hyperortung es aufspüren. Dann konnte es von scharf gebündelten und gerichteten Hypertaststrahlen quasi seziert werden. Äußeres Erscheinungsbild, Außenhautmaterial, Art und Anzahl der Triebwerke sowie deren Leistung, Gesamtmasse des Schiffes, Beschleunigung und was der Details mehr waren, das alles ließ sich mit exakt ausgerichteten Hypertastern ermitteln. Falls das Schiff auf der Werft einer bekannten Zivilisation innerhalb der Lokalen Gruppe gebaut worden war, würde es sich einwandfrei identifizieren lassen.
Aber nichts geschah. Kein fremdes Schiff startete von Nischnugg; kein fremdes Schiff kehrte nach Nischnugg zurück.
Schließlich waren Gucky und Beodu mit einem raumtüchtigen Gleiter aufgebrochen und zum Planeten vorgeprescht. Niemand hatte sich davon provozieren lassen. Zu guter Letzt hatte der Gleiter Nischnugg auf wechselnden Bahnen so lange umkreist, bis jeder Quadratmeter mit den Ortungsgeräten abgetastet worden war.
Danach hatte sich der Ilt eingestehen müssen, daß seine Vermutung, die Herren der Roboter wären auf Nischnugg oder in der Nähe des Planeten, unzutreffend gewesen war. Anscheinend war der Roboter ausgesetzt worden, um längere Zeit auf sich allein gestellt zu operieren und vielleicht erst nach Monaten wieder abgeholt zu werden.
So lange hatten die drei Gefährten nicht warten wollen. Salaam Siin nicht, weil er hinter den Linguiden her war wie der Teufel hinter der armen Seele, und Gucky nicht, weil er keine Zeit der Frist vergeuden durfte, die ihm die Zelldusche auf Wanderer gewährt hatte.
Sie waren mit der HARMONIE aus dem Dschaak-System geflogen, um eine andere Welt im Simban-Sektor anzusteuern, den Planeten Ölyüky im Gzünök-System, auf dem die Tentra-Blues einen großen Handelsposten betrieben, der weite Teile der galaktischen Eastside versorgte. Dort wollten sie versuchen, Neues über Aktionen der Linguiden zu erfahren.
So weit waren sie allerdings nicht gekommen.
Unterwegs hatten sie einen Funkspruch eines Raumschiffs aufgefangen, aus dem nach langwieriger Dekodierung hervorging, daß der linguidische Friedensstifter Bransor Manella, auch „Stern von Verehost" genannt, ins Territorium der Karr-Blues unterwegs war.
Es hieß darin, die Karr-Blues wären auf Oytlok, dem 5. Planeten des Cueleman-Systems, dabei, die Eingeborenen auszurotten.
Nach kurzer Beratung hatten die drei beschlossen, in den Karr-Sektor zu fliegen und im Cueleman-System auf den Friedensstifter zu warten beziehungsweise, falls er vor ihnen eingetroffen sein sollte, ihn bei der Durchführung seiner Mission zu beobachten.
Jetzt, Ende Mai des Jahres 1170 NGZ, flog die HARMONIE in den Karr-Sektor ein, während der Mausbiber die Ereignisse der letzten drei Wochen vor seinem geistigen Auge Revue hatte passieren lassen.
*
Gucky betrat gerade die Zentrale des Sängerschiffs, als es das erste Orientierungsmanöver innerhalb des Karr-Sektors durchführte.
Wenige Lichtjahre an Backbord leuchtete ein
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