1519 - Das Symbol der Taube
eine Handvoll Geröll auf. Darunter befanden sich feinste Gesteinssplitter. Das bestätigte ihre These: Jemand hatte einen Teil der Oberfläche glattgeschliffen oder eingeebnet.
Die Splitter waren Überreste.
Alaska stand auf und folgte den beiden anderen. Ellert und Testare befanden sich schon auf dem Weg zur Fundstelle. Sie legten drei Kilometer durch die Nebellandschaft zurück, dann hatte der Syntron sie per Funk ans Ziel geführt. „Da ist die Sonde!" rief Testare.
Alaska und Ellert liefen zu ihm.
Der fünfzig Zentimeter hohe Zylinder lag versteckt zwischen zwei Felsbrocken. Nichts in unmittelbarer Nähe wirkte ungewöhnlich; höchstens die Stille. Die aber war im Tal allgegenwärtig.
Ellert ging in die Knie.
Vorsichtig prüfte der Terraner die Anzeigenleiste am oberen Ende des Zylinders. „Keine Energie mehr", stellte er fest. „Der Speicher ist völlig leer."
Testare nahm ihm die Sonde aus der Hand und prüfte die Anzeigen selbst. „Die Sonden werden mit einem Minireaktor betrieben. Ich bin sicher, daß keine von ihnen ohne Brennstoff losgeflogen ist."
Die Sache war reichlich mysteriös, dachte Alaska. Nochmals sah er sich in der unmittelbaren Umgebung um.
Plötzlich entdeckte er eine Art Schleifspur. Eine Vertiefung im Boden führte von der Fundstelle weg; etwa zwanzig Meter weit in Richtung Tafelberg. Dort verschwand die Spur.
Doch Formationen dieser Art gab es zuhauf in der Natur. Sie mußte nichts bedeuten.
Alaska kehrte zurück zu Ellert und Testare. Er zuckte mit den Schultern. „Am besten, wir nehmen die Sonde mit. In der QUEBRADA sehen wir uns den Erinnerungsspeicher an."
*
Der Syntron schickte sämtliche Bilder, die die Sonde aufgenommen hatte, über einen Bildschirm.
Abwechselnd starrten sie sechs Stunden lang auf Steine, Büsche, Bodenformationen.
Sie wollten nicht das geringste Indiz verpassen.
Am Ende begann das Bild zu flakkern - und setzte eine Sekunde später ganz aus. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Sonde noch im vorgesehenen Suchareal befunden.
Parallel dazu blendete der Syntron die Werte der internen Körperkontrolle ein. Die ganze Zeitlang bewegte sich der Energiepegel im 100-Prozent-Bereich. Aber im nächsten Augenblick trat ein Abfall auf Null ein. „Wie lange dauert der Prozeß genau?" wollte Alaska wissen. „Von Hundert auf Null in einer zehntausendstel Sekunde."
„Zuwenig für einen Notruf", stellte der ehemalige Maskenträger fest. „Und eigentlich unerklärlich, außer ..."
„Was außer?" wollte Testare wissen. „Außer, dahinter steckt ein künstlicher Einfluß. Ich behaupte, die Station existiert noch.
Irgendwer will verhindern, daß wir den Eingang finden."
„Zeige mir nochmals den letzten Augenblick", bat Testare plötzlich.
Der Syntron folgte seiner Bitte. Kurz vor Erlöschen des Bildes schlug die neblige Färbung der Landschaft in Blau um. „Was ist das, Syntron?"
„Ich weiß es nicht. Vielleicht eine Störung."
Noch im Verlauf derselben Nacht schickten sie die Sonden ein zweites Mal aus. Testare und Ellert legten sich schlafen, Alaska wachte allein über die Ergebnisse der Aktion.
Vier Stunden lang geschah überhaupt nichts. Im Abstand von jeweils einer Sekunde schickte ihre robotische Sucherschar Positions- und Zustandsmeldungen ins Schiff.
Dann jedoch die erste Unregelmäßigkeit: Ein Roboter meldete sich nicht mehr. Und bevor Alaska noch Ellert und Testare wecken konnte, waren bereits drei weitere Einheiten ausgefallen. „Soll ich den Versuch abbrechen?" fragte der Syntron. „Auf keinen Fall", entschied er aufgeregt. „Unsere Ausrüstung ist ersetzbar. Jeder Ausfall kann für uns wertvoll sein."
Er sprang auf und rannte zum Antigravschacht. „Wecke die beiden anderen!" rief er noch. „Ich sehe mir die Sache aus der Nähe an."
Bevor dieser Jemand, der die Finger im Spiel hatte, verschwunden war ... Alaska sprang aus der Schleuse der QUEBRADA zu Boden. Hastig nahm er das Flugaggregat des Anzugs in Betrieb und raste dorthin, wo der erste Robot verschwunden war.
Nichts zu finden. Kein Anzeichen deutete auf das Schicksal der Maschine hin. Wenige Minuten später gab er die Suche auf. „Hallo, Alaska!" erklang plötzlich Ellerts Stimme über Helmfunk. „Der Syntron hat uns informiert. Wir sind auf dem Weg zu dir."
„Sinnlos, Ernst", antwortete er. „Hier ist nichts. Prüft lieber zwei der Sonden!"
„Wird gemacht", lautete die knappe Antwort.
Erneut machte er sich auf den Weg, diesmal jedoch weit weniger
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