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1520 - Geschäfte mit Topsid

Titel: 1520 - Geschäfte mit Topsid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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berechtigt gewesen wäre.
    Kein Zweifel - dies war gar keine Hohe Frau, sondern ein Hoher Mann.
    Oder wie sonst sollte man ihn anreden?
    Ronald Tekener überwand seine Überraschung schnell. Dabei half ihm vor allem die plötzliche Erkenntnis, daß auch Teng-Ciao-L’ung sichtlich überrascht war. Und diese Überraschung war keineswegs von der angenehmen Sorte.
    D4r Kartanin auf der anderen Seite des Zimmers wirkte erschrocken, beinahe schuldbewußt.
    Warum? fragte sich Ronald Tekener verblüfft.
    Teng-Ciao-L’ung faßte sich schließlich.
    Er fragte nach den Wünschen seiner Besucher und hörte sich deren Erklärungen geduldig an.
    Dabei erweckte er allerdings in Ronald Tekener den Eindruck, als interessiere ihn die Sache mit den Nocturnen nicht im geringsten. Teng-Ciao-L’ung schien nur eines im Sinn zu haben, nämlich diese ungebetenen Gäste so schnell wie möglich wieder loszuwerden.
    Um dieses Ziel zu erreichen, war er sogar zu verschiedenen Zugeständnissen bereit. „Ich sehe ein, daß euer Anliegen in der Tat sehr wichtig und sehr dringend ist", behauptete er.
    Tekener glaubte ihm kein einziges Wort.
    Teng-Ciao-L’ung sah in diesem Augenblick überhaupt nichts ein. Wahrscheinlich hatte er sogar Mühe, sich gelegentlich daran zu erinnern, worum es bei dieser Unterredung ging. „In zwei Stunden", fuhr Teng-Ciao-L’ung fort, „findet eine Sitzung der Hohen Frauen im Saal des Rates statt.
    Du", und er wandte sich ausschließlich an Ronald Tekener, „solltest an dieser Sitzung teilnehmen und dort deine Wünsche äußern."
    „Mit Vergnügen!" sagte Tekener überrascht.
    Teng-Ciao-L’ung erhob sich, um seine Gäste hinauszukomplimentieren. Er hatte es sehr eilig damit, und gleichzeitig wirkte er geistesabwesend - ganz so, als sei er in seinen Gedanken mit weitaus wichtigeren Dingen beschäftigt. „Grüße Dao-Lin-H’ay von mir", sagte der Kartanin zum Abschied. „Ich nehme an, sie wird ebenfalls in den Saal des Rates kommen?"
    „Dao-Lin-H’ay?" fragte Ronald Tekener verblüfft. „Ist sie denn hier auf Kartan?"
    Teng-Ciao-L’ung starrte ihn entgeistert an. „Hast du das etwa nicht gewußt?" fragte er verwundert. „Offensichtlich nicht", erwiderte Tekener nachdenklich. „Aber ich werde mich selbstverständlich mit ihr in Verbindung setzen."
    Der Terraner wußte nicht, ob es bei den Kartanin so etwas Ähnliches wie Zitronen gab - Teng-Ciao-L’ung sah jedenfalls so aus, als hätte er gerade in eine hineingebissen.
    Und er wirkte wie jemand, der gerade eben den dümmsten Fehler seines Lebens begangen hatte.
    Er faßte sich nur mit Mühe. „Tu das", empfahl er säuerlich.
    Er nannte eine Adresse, unter der Dao-Lin-H’ay angeblich zu erreichen war. Danach zog er sich in bemerkenswerter Eile hinter die dicken Portieren zurück.
     
    *
     
    „Du? Was machst du denn hier? Wie kommst du hierher?"
    Ronald Tekener ging an der Kartanin vorbei in die luxuriöse Suite, in der sie sich einquartiert hatte. „Zu Fuß ganz sicher nicht", bemerkte er sarkastisch. „Laß die Witze!" fauchte sie ungehalten. „Ich habe dich nicht erwartet, und ich wüßte auch nicht, was du hier auf Kartan verloren hast!"
    „Und wie ist es mit dir? Wenn ich mich recht erinnere, dann hieß es, du seist nach Hangay geflogen."
    „Kartan ist meine Heimat."
    „Ja, davon habe ich schon mal etwas gehört", sagte Tekener spöttisch. „Bis jetzt hatte ich allerdings nicht den Eindruck, daß du in der Gefahr schwebtest, von deinem Heimweh überwältigt zu werden."
    Sie verzichtete auf eine Antwort. Sie ließ die Portiere los, stand da und starrte ihn an. „Was ist denn bloß los?" fragte er. „Ich scheine heute alle möglichen Kartanin zu Tode zu erschrecken!"
    „Du hast mich nicht erschreckt", behauptete Dao-Lin-H’ay. „O ja, ich weiß, das ist dein üblicher Gesichtsausdruck, wenn du liebe Gäste begrüßt."
    „Mit wem hast du gesprochen?"
    „Mit einer Hohen Frau. Das liebliche Wesen heißt Teng-Ciao-L’ung und hat einen erstaunlich tiefen Baß."
    „L’ung!"
    „Der Name sagt dir etwas?"
    „Es gibt neuerdings zwei männliche Kartanin unter den Hohen Frauen. L’ung ist einer von ihnen."
    „Und sonst hast du nichts dazu zu sagen?"
    „Es ist natürlich albern, die beiden als ›Hohe Frauen‹ zu bezeichnen", murmelte Dao-Lin-H’ay. „Aber so sind meine Leute eben. Sie kleben an ihren Traditionen."
    „Zu denen auch ein unausrottbarer Drang zur Geheimniskrämerei gehört", nickte Ronald Tekener. „Es scheint sich dabei

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