1520 - Geschäfte mit Topsid
Krallenschärfern, Schmuckdolchen, Rückenkratzern, Holowürfeln und ähnlichem Kram bedacht.
Die Familie L’ung war früher nicht gerade für ihre Großzügigkeit bekannt gewesen, und daran hatte sich gewiß nicht viel geändert. Dao-Lin-H’ay kannte die Bräuche kartanischer Gastlichkeit viel zu gut, um nicht zu wissen, daß der Empfang, den man ihr hier in diesem Gebäude bereitet hatte, bemerkenswert knauserig ausgefallen war.
Bei jeder anderen Familie hätte man ein rauschendes Fest daraus gemacht und die ehemalige Voica mit Gastgeschenken aller Art überhäuft.
Wenn die geizigen L’ungs die Topsider derart hemmungslos mit sogenannten Werbegeschenken eindeckten, dann taten sie das ganz sicher nicht ohne Grund. Zweifellos erwarteten sie sich davon einen entsprechenden Gewinn. Wahrscheinlich standen weitere, weitaus größere Geschäftsabschlüsse vor der Tür.
Euch werde ich die Suppe versalzen! dachte Dao-Lin-H’ay grimmig.
Sie schloß die Akte „Sayaaron", ließ sie an ihren Platz zurückgleiten und setzte ihre Suche in einem anderen Ordner fort. Nachdem sie nun wußte, auf welche Symbole sie zu achten hatte, dauerte es nicht lange, bis sie die Fortsetzung der Spur gefunden hatte.
Da war eine Liste. Sie enthielt die Namen von zehn Handelsschiffen und dazu eine Aufstellung des Frachtguts, bei deren Lektüre der ehemaligen Voica die Haare zu Berge standen.
Die Schiffe sollten in wenigen Tagen starten. Ihr Ziel hieß nicht Topsid - so unvorsichtig waren die Echsenwesen nicht. Sie konnten es sich mühelos an ihren Klauen abzählen, daß man ein wachsames Auge auf sie haben würde, insbesondere darauf, welchen Umgang sie mit fremden Handelsschiffen hatten.
Also hatten sie einen Treffpunkt abseits der normalen Flugrouten vereinbart.
Dao-Lin-H’ay blätterte weiter ... ... und hielt den Atem an.
Da steckte in dieser Mappe doch tatsächlich ein handgefertigtes, prunkvolles Dokument, zweisprachig, das den Handel zwischen „den Hohen Frauen von Kartan" und einem Vertreter des Trukrek-Hun-Reiches - einem der drei topsidischen Machtblöcke - besiegelte.
Sollten die wirklich so dumm sein? dachte sie verwundert.
Aber es war so. Und das Dokument war sogar ordnungsgemäß unterzeichnet.
Sao-Tan-L’ung, las sie. Das darf doch wohl nicht wahr sein!
Sao-Tan-L’ung war der Lieblingsneffe und Privatsekretär der „Hohen Frau".
Damit war klar, daß Teng-Ciao-L’ung persönlich in diesen schmutzigen Handel verwickelt war.
Sao-Tan war ganz sicher nicht ohne sein Wissen und seine Zustimmung nach Sayaaron gereist, um dort dieses Dokument zu unterzeichnen.
Die „Hohe Frau" wußte haargenau, was hier gespielt wurde.
So nicht, Teng-Ciao-L’ung, dachte Dao-Lin-H’ay böse.
Sie öffnete eine Klammer und nahm das Dokument an sich. Sie wußte, daß sie damit einen Alarm auslöste, aber das interessierte sie jetzt nicht mehr.
Spätestens morgen früh würde man sowieso bemerken, daß jemand diesem Archiv einen Besuch abgestattet hatte. Teng-Ciao-L’ung war nicht so dumm, daß er es nicht geschafft hätte, zwei und zwei zusammenzuzählen.
Außerdem hatte er ein schlechtes Gewissen, und so etwas beflügelte die Phantasie und den Verstand ganz ungemein.
Er würde wissen, was die Stunde geschlagen hatte. Und darum würde er dafür sorgen, daß alle Unterlagen über das verhängnisvolle Handelsbündnis so schnell und gründlich wie nur irgend möglich vernichtet wurden.
Dao-Lin-H’ay wußte, welchen Weg die Wachen nehmen mußten, und sie hatte sich in weiser Voraussicht mehrere Fluchtwege eingeprägt.
Sie war schneller als die Wächter.
Auf dem Rückflug zum Hotel hatte sie ein unbehagliches Gefühl zwischen den Schulterblättern.
Sie hatte es sehr eilig, wieder in das Hotel zu kommen.
6.
8.8.1170 NGZ, Kartan war der Mittelpunkt eines Sternenreichs, und das merkte man. Die Kartanin hielten zwar den groben Frachtverkehr von ihrem Planeten fern, aber es gab immer noch genug Raumschiffe, die auf Kartan landeten oder von dort starteten - Raumschiffe in allen Größen und Formen.
Keines von ihnen konnte jedoch mit dem unglaublichen Wrack konkurrieren, das den Planeten als künstlicher Mond in einer stabilen Bahn umkreiste.
So gigantisch dieses Wrack auch war: Es war nur ein kümmerlicher Rest der gewaltigen NARGA SANT. Und gerade das Wissen um diese Tatsache war es, das die Besucher des Planeten Kartan immer wieder erschrecken ließ.
Die TAMBO erhielt ohne Schwierigkeiten Landeerlaubnis und ging auf
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