1520 - Geschäfte mit Topsid
Kartanin zu diskutieren. Sie würden nicht nachgeben. Sie hatten beschlossen, sich aus dieser Sache herauszuhalten, und sie würden dabei bleiben.
Dao-Lin-H’ay wirkte völlig ruhig und gelassen, und das wunderte ihn. Sie bemerkte seinen Blick und lächelte flüchtig. Ihre Ohren zuckten ein wenig.
Er fragte sich, was das zu bedeuten hatte.
Sie sah aus, als sei sie sowohl wütend als auch belustigt, und als versuchte sie gleichzeitig, beide Emotionen zu verbergen - mit Erfolg.
Aber wer konnte schon die Gefühle einer Kartanin deuten? „Wenn sachliche Argumente euch nicht überzeugen können", sagte Dao-Lin-H’ay, „dann muß ich wohl zu anderen Mitteln greifen."
Ihre Stimme klang noch sanfter als vorher. Ein schnurrender Unterton lag darin.
Tekener hörte es, und er war augenblicklich alarmiert. Ihn wunderte nur eines: Daß die Hohen Frauen nicht auch darauf reagierten.
Aber wahrscheinlich waren sie so sehr von sich und ihrer Macht überzeugt, daß sie es für unter ihrer Würde hielten, sich aufgeregt zu zeigen, noch dazu in Gegenwart eines wildfremden Terraners.
Dao-Lin-H’ay stand vor dem Podest, auf dem die Hohen Frauen saßen und blickte sie der Reihe nach an. Bei Mei-Mei-H’ar hielt sie inne. „Die Terraner sind zu viert gekommen", sagte sie. „Und an den einen solltest du dich erinnern, Mei-Mei-H’ar, denn du hattest indirekt schon einmal etwas mit ihm zu tun."
„Ich kenne viele Terraner", erwiderte Mei-Mei-H’ar hochmütig. „Ich kann mir nicht jeden einzelnen Namen merken."
„Oh, ich bin sicher, daß es bei diese/n Namen ratsam wäre", erklärte Dao-Lin-H’ay spöttisch. „Der Name lautet: Ernst Ellert. Schon mal gehört? Regt sich da nicht etwas in deiner Erinnerung?"
Mei-Mei-H’ar saß da, als wäre sie plötzlich zu Eis erstarrt. Nan-Dar-M’en senkte den Kopf und legte die Ohren an, und Ter-Diu-W’u zeigte sogar ihre Krallen.
Es stand außer Zweifel, daß ihnen der Name, den Dao-Lin-H’ay genannt hatte, in der Tat sehr wohl bekannt war. Nur Can-Tang-W’u und Teng-Ciao-L’ung schienen nicht zu wissen, wovon die Rede war.
Dao-Lin-H’ay sah das selbstverständlich auch und lächelte auf ihre katzenhafte Weise. „Es ist doch immer wieder das alte Lied", sagte sie. „Die Hohen Frauen und ihre Geheimnisse!
Ihr habt es also nicht gewagt, die beiden einzuweihen, nicht wahr?"
„Das geht dich nichts an!" fauchte Mei-Mei-H’ar und sprang auf.
Sie hob die Hand und deutete auf Ronald Tekener. „Verlaß die Halle des Rates!" fauchte sie. „Sofort!"
„Ronald Tekener bleibt hier!" konterte Dao-Lin-H’ay scharf. „Das ist kein Thema für einen Außenstehenden wie ihn!" protestierte Mei-Mei-H’ar. „Damit hättest du zweifellos recht - wenn er ein Außenstehender wäre", erwiderte Dao-Lin-H’ay. „Aber erstens ist er als Vertreter der Aktivatorträger hier, und er hat somit ein Recht darauf, zu hören, mit welcher Begründung ihr ihm die Hilfe der Kartanin verweigern wollt. Und zweitens kennt er die Geschichte schon längst, und zwar in allen Einzelheiten."
Den Hohen Frauen schien es die Sprache verschlagen zu haben. Sie saßen auf ihren prächtigen Stühlen und starrten Tekener an, wortlos, ohne die geringste Bewegung. Die beiden männlichen Kartanin wirkten ratlos.
Tekener beobachtete Dao-Lin-H’ay.
Er kannte sie schon seit langem, aber so wie jetzt hatte er sie noch nie gesehen. Sie stand hoch aufgerichtet vor dem Podest. In ihrer Haltung lag nicht die Spur von Wut oder gar Unsicherheit: Dao-Lin-H’ay war die Ruhe selbst. Sie wirkte wie eine Herrscherin, der man auf den leisesten Wink zu gehorchen hatte.
Genau das war sie früher einmal gewesen: Eine Voica, eine Weise Frau.
Und im Augenblick schien sie entschlossen zu sein, diese Tatsache auszuspielen. Sie wandte sich an die beiden männlichen Mitglieder der kartanischen Regierung. „Dieser Terraner namens Ernst Ellert", sagte sie, „kam einst nach Kartan, um hier Hilfe zu erbitten. Zwischen den Kartanin auf der einen und den Terränern, der Kosmischen Hanse und dem Galaktikum auf der anderen Seite gab es damals verschiedene Verträge ..."
„Die alle miteinander ungültig waren", fiel Mei-Mei-H’ar ihr hitzig ins Wort.
Dao-Lin-H’ay reagierte mit keinem Blick und keinem Wort. „Die Bewohner der Milchstraße waren in großer Gefahr", führ sie ungerührt fort. „Und die Hohen Frauen versprachen auch, zu helfen. Aber sie schickten nicht etwa eine Flotte von Kampfschiffen, sondern die NARGA SANT, und sie
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