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1524 - Die Uhren von Wanderer

Titel: 1524 - Die Uhren von Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wieder vielfach verzweigen wird. Und so weiter, und so fort", hatte ihm Kranesh erklärt.
    Sie hatten eine schwindelerregende Fahrt zur Felsplattform hinauf, für Demaro war sie aber wie ein Vorgeschmack aufs Fliegen.
    Nargose erwartete sie bereits. Er War ein mürrischer Alter, dessen Augen das Rot der Jugend fast schon verloren hatten und dessen Haut unnatürlich gebräunt wirkte und wettergegerbt war. „Ich bringe dir jemand, der es wie du den Vögeln gleichtun möchte", sagte Kranesh zur Begrüßung und stellte dann die beiden einander vor. „Das sagen sie zuerst alle", meinte Nargose abfallig. „Und es sind durchwegs die Jungen, die von einem solchen Abenteuer träumen. Aber wenn sie dann erfahren, was sie wirklich bekommen, dann kehren sie sich enttäuscht ab."
    „Was würde ich denn wirklich bekommen?" erkundigte sich Demaro.
    Nargose gab ihm durch einen Wink zu verstehen, ihm zu folgen. Der alte Arkolianer ging auf eine Baumreihe zu, die den Wohnbereich mit der Hütte, einem kleinen Garten und der Seilbahnstation von der übrigen Plattform trennte. Hinter den Bäumen lag eine karstige freie Fläche, und auf dieser standen drei Gefährte mit der Schnauze zum Abgrund. Sie hatten lange, schlanke Körper und vorne, gleich hinter dem Bug, weit ausladende Schwingen. Sie wirkten so leicht und zerbrechlich, als könnte der leiseste Windstoß sie knicken oder davonwirbeln, und Demaro erkannte, daß sie an Tauen verankert waren. „Genauso habe ich mir immer einen Flugwagen vorgestellt", rief Demaro begeistert beim Anblick der Gefährte. „Gerade so - und nicht anders."
    Der alte Konstrukteur warf ihm einen mißtrauischen Blick zu und fragte: „Du warst noch nicht bei mir zu Besuch, oder? Woher hast du dann deine Vorstellung, wie ein Flieger auszusehen hat?"
    „Ich weiß nicht ...", log Demaro und unterbrach sich. Schließlich entschloß er sich zur Wahrheit und erzählte: „Ich habe einen Traum, der immer wiederkehrt. In diesem Traum sehe ich einen Flugwagen von der Art, wie du sie gebaut hast. Aber er fliegt nicht, sondern liegt, von Erosion gezeichnet, seit urdenklichen Zeiten in einer Schlucht ..."
    „Meine Flieger stürzen nicht ab!" fiel ihm Nargose wütend ins Wort. „Ich kann es dir jederzeit beweisen."
    „Laß es gut sein", raunte Kranesh Demaro zu. „Überlassen wir den Spinner wieder sich selbst und kehren wir in die Stadt zurück."
    „Du kannst allein zurückfahren", sagte Demaro entschlossen. „Ich bleibe. Das heißt, wenn Nargose mich duldet."
    Kranesh verabschiedete sich, nicht ohne zu versprechen, in einigen Tagen wiederzukommen und nach Demaro zu sehen. Demaro sah ihm ohne Wehmut nach, wie er in der schwankenden Gondel in die Tiefe fuhr. Er hatte ihm Grüße für Ankili mitgegeben, ohne dabei jedoch einen Schmerz der Trennung zu empfinden.
    Seine wahre Liebe war die Sehnsucht nach dem Fliegen.
    Als sie allein waren, dauerte es nicht lange, bis das Eis zwischen Nargose und Demaro brach. Der Alte konnte stundenlang über seine Flieger sprechen. Er unterbreitete Demaro voller Stolz seine Konstruktionspläne und wurde es nicht müde, sie ihm in allen Einzelheiten zu erklären.
    Demaro bekam ein Gefühl der Beklemmung, als er die Pläne sah. Er kannte sie in allen Einzelheiten bereits aus seinen Träumen. Darin hatte er solche Pläne in dem abgestürzten Flugwagen entdeckt; sie steckten in einer Ledertasche, die dem Skelett eines Menschen umgehängt war. Aber davon sagte er Nargose nichts. „Meine Flieger sind so leicht, daß der Wind sie tragen kann. Ich habe keinen Motor eingebaut, weil ein solcher den Flieger zu schwer machen würde. Es gibt nur Vorrichtungen zur Steuerung und Stabilisierung, um die verschiedenen Winde zu nutzen. Es reicht, den Flieger mit einem Katapult über den Abgrund zu schnellen, dann erfassen ihn die Aufwinde, und er kann sich in diesen in die Höhe schrauben und über die Grenze der Welt und zu anderen Welten fliegen."
    „Das klingt beinahe, als wolltest du deiner Welt entfliehen", sagte Demaro. „Wie wahr, mein Junge, wie wahr", sagte Nargose wehmütig. „Ich bin schon zu alt für all die neuen Errungenschaften, die die Arkolianer Tag für Tag entwickeln. Ihr blindes Vorwärtsstreben macht mir angst.
    Denn ich sehe, daß die Arkolianer mit ihrer technischen Entwicklung ethisch nicht Schritt halten können. Ich fürchte, daß sie in ihr Verderben rennen. Vielleicht bin ich auch nur senil ... Wennschon, ich wünsche mir nur, meine letzten Tage in der

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