1524 - Die Uhren von Wanderer
Prüfung bestanden hast!" Ankili drückte ihm die Hand. „Und jetzt zeige ich dir unser neues Zuhause."
Er blickte sie fragend an, aber sie schüttelte nur schelmisch und geheimnisvoll lächelnd den Kopf. Er wollte ihr die Überraschung nicht verderben, darum versuchte er nicht, sie weiter auszufragen. Aber bei sich fragte er sich: Was für ein neues Zuhause?
Die Frage beschäftigte ihn jedoch nicht weiter, er hatte andere Probleme. Etwa die Frage nach seiner Identität und seiner Herkunft. Wer war er? Darauf hatten nicht einmal die ihn untersuchenden Wissenschaftler eine Antwort finden können, und selbst der neunmalkluge Cuemenos hatte nur vage feststellen können, daß er „aus irgendeiner der vielen anderen Welten" nach Arkolia verschlagen worden war.
Demaro selbst hatte keine Erinnerung mehr an seine Vergangenheit. Man hatte ihn vor zweihundert Tagen oder so aufgegriffen, als er hilflos durch die Straßen irrte, und ihn ins Rehabilitationszentrum gebracht. Dort war er fürsorglich betreut worden. Man hatte ihm alles erforderliche Wissen über die Geschichte der Stadt beigebracht und ihn das erforderliche Allgemeinwissen gelehrt, das man brauchte, um in dieser Welt zu leben.
Cuemenos und sein Team hatten von Anfang an erkannt, daß er der Bürger einer anderen Welt war, der sich nach Arkolia verirrt hatte. Das kam öfter vor, ebenso oft, wie Arkolianer gelegentlich verschwanden und offenbar in anderen Welten wiederauftauchten. Es handelte sich dabei um einen unerklärlichen Kreislauf, dessen Sinn und Zweck man noch nicht herausgefunden hatte.
Es erstaunte Demaro, daß man in dieser Stadt so unbekümmert über, dieses Thema sprechen konnte. Tief in ihm war nämlich eine Hemmung verwurzelt, die dieses Thema tabuisierte. Kranesh hatte ihm erklärt, daß er möglicherweise in einer Welt geboren war; deren Bewohner auf einer niedrigeren Evolutionsstufe standen als die Arkolianer und die aus abergläubischer Furcht vor unverstandenen Kräften Verbote geschaffen hatten, die es untersagten, über diese Kräfte zu philosophieren.
In Arkolia war man jedoch aufgeklärt. Man wußte, daß es unzählig viele Welten wie diese gab, daß alle auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen standen und daß manche dieser Welten Arkolia schon tausend und mehr Jahre voraus waren. „Hier leben Vergangenheit und Zukunft nebeneinander", hatte Kranesh erklärt. „Alle Epochen, die unser Volk durchgemacht hat oder einst erleben wird, sind in diesem Universum vereint. Die Zeit ist für uns kein ruhiger Strom, der in eine Richtung fließt, sondern ein See, der alle Zeiten in sich vereint."
Das hatte Demaro erst einmal verkraften müssen. Aber dank Kraneshs Geduld und Ausdauer, hatte er zu begreifen gelernt, und irgendwann waren sie beide Freunde geworden. Natürlich hatte auch Ankilis Liebe viel dazu beigetragen, daß er die Hürden dieser Welt, die ihm zumeist von Cuemenos in den Weg gestellt worden waren, meisterte und sich integrieren konnte.
Arkolia war eine technisch orientierte Welt. Es gab schon seit über hundert Jahren keine Karren mit Zugtieren mehr, sondern die Wagen wurden mit energetischen Kräften verschiedener Art betrieben. Als die Stadt im Individualverkehr zu ersticken drohte, hatte man ein weitverzweigtes Netz von Hoch- und Untergrundbahnen gebaut, so daß Ruhe und Ordnung in die Straßen zurückgekehrt war. Das Licht der Sonne und der Wind der Nacht lieferten die erforderliche Energie.
Diese beiden Energieformen faszinierten Demaro auf eine eigene Art, und besonders die Lüfte als Antriebsmittel hatten es ihm von Anfang an angetan; - er wußte nicht zu sagen wieso.
Arkolia war eine saubere Welt, das konnte Demaro feststellen, als er mit Ankili in der Gondel über die Altstadt schwebte, in der fast jedes Gebäude ein geschichtliches Denkmal darstellte. Nur schade, daß Cuemenos und die anderen Fortschrittmacher die Altstadt demnächst schleifen wollten, um sie durch einen Bezirk aus modernen Trichterbauten zu ersetzen.
Trichterbauten waren überhaupt in Mode, seit es neue Baumaterialien gab, die diesen Baustil erlaubten.
Ankili fuhr mit ihm in einen der Randbezirke hinaus, in eine der jüngst entstandenen Siedlungen aus diesen gewaltigen Trichterbauten. In einem dieser die Gesetze der Schwerkraft verhöhnenden Kolosse hatte sie eine Wohnung gemietet, und das war Demaros neues Zuhause. Von einer großzügig dimensionierten Terrasse hatten sie einen herrlichen Überblick über den Innenhof, so daß sie wie aus der
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