1524 - Die Uhren von Wanderer
Vergangenheit zu verleben. Und darum werde ich in eine andere Welt fliegen, in der die Uhren zurückgedreht sind."
Demaro sagte nichts darauf. Er konnte den Alten verstehen und akzeptierte seine Träume. Er selbst hatte aber ganz andere Vorstellungen. Er kannte die Vergangenheit, und die Gegenwart war ihm zu wenig aufregend.
Nun wollte er die Zukunft kennenlernen.
Nargose zwinkerte ihm zu und sagte: „Ich sehe es dir an. Der Forschungsdrang verzehrt dich förmlich."
„Ich muß weiter, immer weiter", sagte Demaro. „Das kannst du haben. Es gibt in diesem Universum für jeden die geeignete Welt. Wenn du die Zukunft kennenlernen willst, dann mußt du gen Sonnenaufgang fliegen. Ich dagegen werde mich der Abendsonne zuwenden."
Demaro blickte in die letztgenannte Richtung. Dort lagen die Berge, in denen seine Träume spielten, und wo er in seinen Träumen in einer Schlucht den abgestürzten Flugwagen mit dem Skelett gefunden hatte ... oder eines Tages finden wird? Die Zeit, ein ruhiger See, wo Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig nebeneinanderwohnen. „Wann wird es soweit sein?" erkundigte sich Demaro. „Wir können jederzeit starten."
Plötzlich erklang das Klingelzeichen, das einen Besucher ankündigte. Demaro wurde sich erschrocken bewußt, daß er schon mehrere Tage auf dem Felsplateau verbracht hatte und daß der Besucher nur Kranesh sein konnte, der kam, um ihn nach Arkolia zurückzuholen. „Worauf warten wir denn noch?" sagte Demaro gehetzt. „Ich will jetzt fliegen. Sofort!"
„Wie du meinst", sagte Nargose, der Demaros Angst vor einer Rückkehr nach Arkolia erkannte. „Da wir nicht gleichzeitig starten können, gebe ich dir den Vortritt. Ich komme dann schon alleine zurecht."
Demaro nahm in dem Flieger Platz, in dem er von Nargose in die Geheimnisse des Fliegens eingeweiht worden war. Die Klingel wurde neuerlich betätigt, diesmal voller Ungeduld. „Die Besucher können warten", meinte Nargose leichthin. „Ich hoffe nur, daß du alles behalten hast, was ich dir über die Steuerung erklärt habe."
„Ich könnte den Flieger im Schlaf steuern", versicherte Demaro. „Dann viel Glück!"
Nargose klinkte das Tau in den Haken am Boden des Fliegers und spannte es. Dann warf er den Motor der Seilwinde an und ließ ihn im Leerlauf auf Hochtouren laufen. Als der Motor seine Höchstleistung erreichte, drückte Nargose einen Hebel. Die Kupplung griff, und die Seilwinde begann sich zu drehen.
Demaro spürte, wie er mitsamt dem Flieger nach vorne, auf den Abgrund zu, gerissen wurde. Er schloß die Augen. Als er sie wieder öffnete, befand er sich in der Luft. Das Tau hatte sich gelöst und wurde von der Winde zurückgespult.
Er drehte mit dem Flieger eine Schleife und schraubte sich auf diese Weise in den Aufwinden in die Höhe. Als er zum drittenmal über die Plattform schwebte, sah er zwei winzige Gestalten aus Richtung der Seilbahn kommen. Ankili und Kranesh. Er winkte ihnen. Dann blickte er zu den beiden verbliebenen Fliegern. Einer davon stand bereits in Startposition, und Demaro hörte den Motor der Winde aufheulen. Gleich darauf wurde der Flieger über den Abgrund gerissen und den Winden überlassen. Nargose hatte es ebenfalls geschafft!
Die beiden Flieger kreuzten in unterschiedlicher Höhe noch einmal ihre Bahn, dann flog Demaro in Richtung Sonnenaufgang und Nargose steuerte seinen Flieger in Richtung Vergangenheit.
Demaro wußte aus seinen Träumen, daß Nargose sein Ziel nie erreichen würde, sondern daß sein Flug in der Schlucht der Nebelberge endete.
Er war sicher, daß es so war und Nargose seinem Schicksal nicht entrinnen konnte. Aber es verwirrte ihn, daß er offenbar irgendwann früher, in einem anderen Leben, die Auswirkungen dessen gesehen hatte, was erst viel später passieren würde. Diese Tatsache machte ihm zu schaffen, obwohl er erfahren hatte, daß die Zeit in diesem Universum kein Strom war, der in eine Richtung floß. Dennoch zweifelte er nicht daran, daß es sich bei dem Skelett im in den Nebelbergen abgestürzten Flieger um Nargose handelte.
Und wie würde es ihm selbst ergehen?
Er war gespannt, was die Zukunft ihm zu bieten hatte
6.
Die ODIN startete am 10. November um 17.15 Uhr vom Raumhafen Terrania. Da die Mannschaft bis auf einen zwanzigköpfigen Bereitschaftsdienst beurlaubt worden war, war es Norman Glass in dieser kurzen Zeit nicht möglich, das Schiff voll zu besetzen. Perry Rhodan aber wollte nicht länger warten, darum gab er sich auch
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