1525 - Die Verfluchten
kleiner Saal. Hier hatte man früher gefeiert. Hier waren Gesellschaften gegeben worden, hier hatten die großen Partys stattgefunden. Doch jetzt war alles leer und verbrannt. Hier hatte das Feuer richtig wüten können und alles in Asche verwandelt, was sich ihm in den Weg gestellt hatte. Da gab es kein Möbelstück mehr, ja, nicht mal ein Fragment davon. Das Zimmer war ein leerer Raum, in dem man sich schon ein wenig verloren vorkommen konnte.
Ich ging an Bill vorbei und hörte seinen enttäuschten Kommentar. Darum kümmerte ich mich nicht, denn mir war ein bestimmter Gedanke gekommen. Ich sah diesen Saal als eine Art Zentrum an, wo der Brand möglicherweise entstanden war.
Ungefähr in der Mitte des kleinen Saals stoppte ich. Meine Blicke wanderten durch die Leere, und dann hatte ich das Gefühl, genau richtig zu sein.
Es lag an meinem Kreuz, das mir eine Warnung schickte!
In den folgenden Sekunden konzentrierte ich mich nur darauf. Der Wärmestoß auf meiner Brust blieb, obwohl niemand zu sehen war, von dem eine Gefahr hätte ausgehen können.
Ich bewegte nur meine Augen, als ich die Umgebung erneut absuchte und feststellen wusste, dass sie immer noch leer war. Nur dieses graue Dämmerlicht umgab mich, ansonsten nichts.
Ich sah nichts von irgendwelchen Wesen, und doch musste ich dem Kreuz trauen. Es musste einen Grund geben, wenn es so reagierte.
Bill Conolly fiel meine Haltung auf. Ich hörte, dass er sich mir näherte.
»Was ist denn los?«
»Das Kreuz, Bill…«
»He, hat es sich gemeldet.«
Ich nickte.
»Und wie?«
»Nur ein schwacher Wärmestoß, und das geschieht nicht grundlos. Da muss etwas vorhanden sein.«
»Aber ich sehe nichts.«
»Das ist wohl unser Pech oder Glück. Aber von einem Nichts kann man auch nichts sehen. Es könnte sein, dass die Vergangenheit hier noch lebendig ist.«
»Ja, das wäre eine Erklärung, John. Ich frage mich nur, wie so etwas möglich ist. Der Brand war vor zwanzig Jahren. Es hat Tote gegeben und…«
»Nein, Bill, jetzt bin ich sicher, dass da noch etwas zurückgeblieben ist, und genau das will ich herausfinden.«
»Wie du meinst.«
Ich ließ das Kreuz nicht mehr unter der Kleidung. An der Kette zog ich es hervor, und auch als es auf meiner Hand lag, da verschwand die Wärme nicht.
»Was hast du jetzt vor?«, fragte Bill.
Ich verzog meinen Mund zu einem Grinsen,, denn ich war mir über mein weiteres Vorgehen bereits klar. »Ich werde mich wie ein Wünschelrutengänger verhalten und versuchen herauszufinden, ob diese andere Kraft gleich bleibt oder nicht.«
»Okay, ich warte.«
Spätestens jetzt empfand ich es als vollkommen richtig, mit meinem Freund Bill Conolly gefahren zu sein. Der Banker hatte es anders ausgedrückt und vom Teufel gesprochen. Ob die Hölle mit ihrer Kraft tatsächlich dahintersteckte, konnte ich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber etwas war hier schon vorhanden.
Ich hatte vor, einen regelrechten Rundgang zu machen. Immer an den Wänden entlang und dann auch mal in die Mitte hineingehen.
Die Szenerie um uns herum veränderte sich nicht. Sie blieb, wie sie war.
Ich suchte mit meinen Blicken die Umgebung ab, immer darauf gefasst, eine Veränderung zu erleben. Aber ich vergaß auch nicht, auf mein Kreuz zu schauen, das bewegungslos auf meiner Hand lag und weiterhin nur seine Wärme abgab.
Hier war etwas passiert, dessen Folgen noch nicht verschwunden waren.
Etwas lauerte im Unsichtbaren, und ich hätte mich nicht gewundert, wenn plötzlich irgendwelche Geistwesen erschienen wären, die das Kreuz aufgespürt hatte.
Dafür passierte etwas anderes, und diesmal war es Bill, der mich darauf aufmerksam machte.
Er flüsterte: »Ich höre Stimmen.«
»Bitte?«
»Ja.«
Ich drehte mich um und sah meinen Freund in einer angespannten Haltung auf der Stelle stehen. Er schaute zwar in eine Richtung, doch sein Blick fand kein Ziel.
»Sie sind immer noch da, John.«
»Gut, aber ich höre sie nicht.«
»Das wird vielleicht noch kommen.«
So sicher war ich mir da nicht. Ich wollte Bill auch nicht weiter fragen.
Das Kreuz hatte sein Verhalten nicht geändert, die Umgebung war ebenfalls gleich geblieben, und trotzdem war es hier im Saal nicht mehr so wie bei unserem Eintreten.
Ich näherte mich wieder meinem Freund, der sich in der Mitte des Saals aufhielt.
»Was sagen die Stimmen denn?«, fragte ich.
»Na ja, das ist nicht so einfach. Leider flüstern sie nur, aber es sind wirklich mehrere.«
»Gut, dann hoffe ich darauf…« Den Rest
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